Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Fortunat.
Ihr seyd ja der Andrea Tigurtino
Und aus Florenz? nicht wahr?
Andrea.
Ganz recht, mein Herr.
Hieronymus.
Und triebt Euch hier als lockrer Zeisig um,
Ihr spieltet, tanztet, sanget, hieltet Menschen,
Des Nachts in Rauferein und Saufgelagen,
Wie meist die jungen Fremden die der Heimath
Entlaufen kaum, London zur Bühne machen
Der Tollheit und des Elends endlich; als
Hin alles, nichts von Haus mehr zu erwarten,
Da schlicht Ihr wie die Katz vom Taubenschlage,
Und ließt den Gläubigern das Nachsehn hier.
Andrea.
Mein strenger alter Herr, seyd nur so billig
Zu glauben, daß man sich auch bessern kann.
Hieronym.
Wie der verlohrne Sohn, gewiß nicht früher:
Das ist das alte Lied, ich kenn' es schon.
Allein was habt Ihr nun bei mir zu suchen?
Andrea.
Sezt Euch hier nieder, hört mich ruhig an.
Hieronym.
Doch müßt Ihr kurz seyn, denn mir mangelt
Zeit.
Andrea.
Ihr kennt doch wohl den Ritter Umfrevile?
Hieronym.
Der vor sechs Monden nach Italien ging?

Fortunat.
Ihr ſeyd ja der Andrea Tigurtino
Und aus Florenz? nicht wahr?
Andrea.
Ganz recht, mein Herr.
Hieronymus.
Und triebt Euch hier als lockrer Zeiſig um,
Ihr ſpieltet, tanztet, ſanget, hieltet Menſchen,
Des Nachts in Rauferein und Saufgelagen,
Wie meiſt die jungen Fremden die der Heimath
Entlaufen kaum, London zur Buͤhne machen
Der Tollheit und des Elends endlich; als
Hin alles, nichts von Haus mehr zu erwarten,
Da ſchlicht Ihr wie die Katz vom Taubenſchlage,
Und ließt den Glaͤubigern das Nachſehn hier.
Andrea.
Mein ſtrenger alter Herr, ſeyd nur ſo billig
Zu glauben, daß man ſich auch beſſern kann.
Hieronym.
Wie der verlohrne Sohn, gewiß nicht fruͤher:
Das iſt das alte Lied, ich kenn' es ſchon.
Allein was habt Ihr nun bei mir zu ſuchen?
Andrea.
Sezt Euch hier nieder, hoͤrt mich ruhig an.
Hieronym.
Doch muͤßt Ihr kurz ſeyn, denn mir mangelt
Zeit.
Andrea.
Ihr kennt doch wohl den Ritter Umfrevile?
Hieronym.
Der vor ſechs Monden nach Italien ging?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#HIERO">
                <p><pb facs="#f0065" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/>
Ihr &#x017F;eyd ja der Andrea Tigurtino<lb/>
Und aus Florenz? nicht wahr?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Andrea">
                <speaker><hi rendition="#g">Andrea</hi>.</speaker><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">Ganz recht, mein Herr.</hi> </p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HIERO">
                <speaker><hi rendition="#g">Hieronymus</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Und triebt Euch hier als lockrer Zei&#x017F;ig um,<lb/>
Ihr &#x017F;pieltet, tanztet, &#x017F;anget, hieltet Men&#x017F;chen,<lb/>
Des Nachts in Rauferein und Saufgelagen,<lb/>
Wie mei&#x017F;t die jungen Fremden die der Heimath<lb/>
Entlaufen kaum, London zur Bu&#x0364;hne machen<lb/>
Der Tollheit und des Elends endlich; als<lb/>
Hin alles, nichts von Haus mehr zu erwarten,<lb/>
Da &#x017F;chlicht Ihr wie die Katz vom Tauben&#x017F;chlage,<lb/>
Und ließt den Gla&#x0364;ubigern das Nach&#x017F;ehn hier.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Andrea">
                <speaker><hi rendition="#g">Andrea</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Mein &#x017F;trenger alter Herr, &#x017F;eyd nur &#x017F;o billig<lb/>
Zu glauben, daß man &#x017F;ich auch be&#x017F;&#x017F;ern kann.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HIERO">
                <speaker><hi rendition="#g">Hieronym</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Wie der verlohrne Sohn, gewiß nicht fru&#x0364;her:<lb/>
Das i&#x017F;t das alte Lied, ich kenn' es &#x017F;chon.<lb/>
Allein was habt Ihr nun bei mir zu &#x017F;uchen?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Andrea">
                <speaker><hi rendition="#g">Andrea</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Sezt Euch hier nieder, ho&#x0364;rt mich ruhig an.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HIERO">
                <speaker><hi rendition="#g">Hieronym</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Doch mu&#x0364;ßt Ihr kurz &#x017F;eyn, denn mir mangelt<lb/><hi rendition="#et">Zeit.</hi></p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Andrea">
                <speaker><hi rendition="#g">Andrea</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ihr kennt doch wohl den Ritter Umfrevile?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HIERO">
                <speaker><hi rendition="#g">Hieronym</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Der vor &#x017F;echs Monden nach Italien ging?</p>
              </sp><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0065] Fortunat. Ihr ſeyd ja der Andrea Tigurtino Und aus Florenz? nicht wahr? Andrea. Ganz recht, mein Herr. Hieronymus. Und triebt Euch hier als lockrer Zeiſig um, Ihr ſpieltet, tanztet, ſanget, hieltet Menſchen, Des Nachts in Rauferein und Saufgelagen, Wie meiſt die jungen Fremden die der Heimath Entlaufen kaum, London zur Buͤhne machen Der Tollheit und des Elends endlich; als Hin alles, nichts von Haus mehr zu erwarten, Da ſchlicht Ihr wie die Katz vom Taubenſchlage, Und ließt den Glaͤubigern das Nachſehn hier. Andrea. Mein ſtrenger alter Herr, ſeyd nur ſo billig Zu glauben, daß man ſich auch beſſern kann. Hieronym. Wie der verlohrne Sohn, gewiß nicht fruͤher: Das iſt das alte Lied, ich kenn' es ſchon. Allein was habt Ihr nun bei mir zu ſuchen? Andrea. Sezt Euch hier nieder, hoͤrt mich ruhig an. Hieronym. Doch muͤßt Ihr kurz ſeyn, denn mir mangelt Zeit. Andrea. Ihr kennt doch wohl den Ritter Umfrevile? Hieronym. Der vor ſechs Monden nach Italien ging?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/65
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/65>, abgerufen am 04.12.2024.