Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. auch noch nicht aufgezehrt. Solche Eile wird jader Graf gewiß nicht mit Euch haben. Fortunat. Der Boden brennt unter mir, der Himmel stürzt über mir ein. Laßt Euch umarmen, treuer, biedrer Mann; daß Ihr mir diese Schänd- lichkeit entdeckt habt, werde ich Euch Zeitlebens nicht vergessen. Tröstet Euch über meine Abwe- senheit, und gedenkt meiner in Liebe, wie ich Eurer gedenke. (eilt fort.) Rupert. Der kömmt nicht wieder. Immer hinter sich Wähnt er das böse Messer, ruhet nicht Bis Wald und Land und Meer von hier ihn trennen! So denk't manch junger Fant wie klug zu seyn, Und muß dem Ersten Besten Lehrgeld geben. Ja, ja, die Welt ist rund, rund ist die List, Die Einfalt geht grad aus, zerstößt die Nase. Der Wirth kommt. Wirth. Was ist's, Herr Rupert? Unser junger Herr, Bleich wie das Tischtuch, zitternd, voller Angst, Rennt wie ein Blitz an mir vorüber, sagt nichts, Steht mir nicht Rede, ruft nur: ich muß fort! Muß fort! fort! schnell! Was hat es denn gegeben? Ihr sitzt ja ruhig noch beim Glase Wein? Rupert. Wißt Ihr, mein Wirth, was man Dumm- köpfe nennt. Fortunat. auch noch nicht aufgezehrt. Solche Eile wird jader Graf gewiß nicht mit Euch haben. Fortunat. Der Boden brennt unter mir, der Himmel ſtuͤrzt uͤber mir ein. Laßt Euch umarmen, treuer, biedrer Mann; daß Ihr mir dieſe Schaͤnd- lichkeit entdeckt habt, werde ich Euch Zeitlebens nicht vergeſſen. Troͤſtet Euch uͤber meine Abwe- ſenheit, und gedenkt meiner in Liebe, wie ich Eurer gedenke. (eilt fort.) Rupert. Der koͤmmt nicht wieder. Immer hinter ſich Waͤhnt er das boͤſe Meſſer, ruhet nicht Bis Wald und Land und Meer von hier ihn trennen! So denk't manch junger Fant wie klug zu ſeyn, Und muß dem Erſten Beſten Lehrgeld geben. Ja, ja, die Welt iſt rund, rund iſt die Liſt, Die Einfalt geht grad aus, zerſtoͤßt die Naſe. Der Wirth kommt. Wirth. Was iſt's, Herr Rupert? Unſer junger Herr, Bleich wie das Tiſchtuch, zitternd, voller Angſt, Rennt wie ein Blitz an mir voruͤber, ſagt nichts, Steht mir nicht Rede, ruft nur: ich muß fort! Muß fort! fort! ſchnell! Was hat es denn gegeben? Ihr ſitzt ja ruhig noch beim Glaſe Wein? Rupert. Wißt Ihr, mein Wirth, was man Dumm- koͤpfe nennt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#RUPERT"> <p><pb facs="#f0057" n="47"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> auch noch nicht aufgezehrt. Solche Eile wird ja<lb/> der Graf gewiß nicht mit Euch haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Der Boden brennt unter mir, der<lb/> Himmel ſtuͤrzt uͤber mir ein. Laßt Euch umarmen,<lb/> treuer, biedrer Mann; daß Ihr mir dieſe Schaͤnd-<lb/> lichkeit entdeckt habt, werde ich Euch Zeitlebens<lb/> nicht vergeſſen. Troͤſtet Euch uͤber meine Abwe-<lb/> ſenheit, und gedenkt meiner in Liebe, wie ich Eurer<lb/> gedenke.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(eilt fort.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#RUPERT"> <speaker><hi rendition="#g">Rupert</hi>.</speaker><lb/> <p>Der koͤmmt nicht wieder. Immer hinter ſich<lb/> Waͤhnt er das boͤſe Meſſer, ruhet nicht<lb/> Bis Wald und Land und Meer von hier ihn<lb/><hi rendition="#et">trennen!</hi><lb/> So denk't manch junger Fant wie klug zu ſeyn,<lb/> Und muß dem Erſten Beſten Lehrgeld geben.<lb/> Ja, ja, die Welt iſt rund, rund iſt die Liſt,<lb/> Die Einfalt geht grad aus, zerſtoͤßt die Naſe.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Wirth</hi> kommt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Wirth"> <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker><lb/> <p>Was iſt's, Herr Rupert? Unſer junger Herr,<lb/> Bleich wie das Tiſchtuch, zitternd, voller Angſt,<lb/> Rennt wie ein Blitz an mir voruͤber, ſagt nichts,<lb/> Steht mir nicht Rede, ruft nur: ich muß fort!<lb/> Muß fort! fort! ſchnell! Was hat es denn gegeben?<lb/> Ihr ſitzt ja ruhig noch beim Glaſe Wein?</p> </sp><lb/> <sp who="#RUPERT"> <speaker><hi rendition="#g">Rupert</hi>.</speaker><lb/> <p>Wißt Ihr, mein Wirth, was man Dumm-<lb/><hi rendition="#et">koͤpfe nennt.</hi></p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0057]
Fortunat.
auch noch nicht aufgezehrt. Solche Eile wird ja
der Graf gewiß nicht mit Euch haben.
Fortunat. Der Boden brennt unter mir, der
Himmel ſtuͤrzt uͤber mir ein. Laßt Euch umarmen,
treuer, biedrer Mann; daß Ihr mir dieſe Schaͤnd-
lichkeit entdeckt habt, werde ich Euch Zeitlebens
nicht vergeſſen. Troͤſtet Euch uͤber meine Abwe-
ſenheit, und gedenkt meiner in Liebe, wie ich Eurer
gedenke.
(eilt fort.)
Rupert.
Der koͤmmt nicht wieder. Immer hinter ſich
Waͤhnt er das boͤſe Meſſer, ruhet nicht
Bis Wald und Land und Meer von hier ihn
trennen!
So denk't manch junger Fant wie klug zu ſeyn,
Und muß dem Erſten Beſten Lehrgeld geben.
Ja, ja, die Welt iſt rund, rund iſt die Liſt,
Die Einfalt geht grad aus, zerſtoͤßt die Naſe.
Der Wirth kommt.
Wirth.
Was iſt's, Herr Rupert? Unſer junger Herr,
Bleich wie das Tiſchtuch, zitternd, voller Angſt,
Rennt wie ein Blitz an mir voruͤber, ſagt nichts,
Steht mir nicht Rede, ruft nur: ich muß fort!
Muß fort! fort! ſchnell! Was hat es denn gegeben?
Ihr ſitzt ja ruhig noch beim Glaſe Wein?
Rupert.
Wißt Ihr, mein Wirth, was man Dumm-
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