Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. beizumessen; aber wozu diese wiederholten Schmau-sereien. Rupert. Laßt doch einem alten Mann seine Art und Weise. Der Wirth kommt mit den Fasanen. Wirth. Hier machen die guten Bursche ihr Compliment, meine Herrn, und wünschen nur, daß sie Euch gut schmecken und bekommen mögen. Habt Ihr sonst noch etwas zu befehlen? Denn Ihr verzeiht mir wohl, wenn ich drinnen nach meinen unruhigen Gästen sehe: das ist so Pöbel, wildes Volk durch einander, da ist der Teufel gleich los, wenn der Wirth nicht selbst bei der Hand ist; der eine will Wurst, der andere Braten, der Bier, der Wein, jener Kohl oder Rüben; da muß man einen anlachen, einen anschnauzen, mit jenem spa- ßen, Schlag nehmen und geben, grob seyn und höflich, alert und brummisch: o glaubt meine Her- ren es ist ein beschwerliches und künstliches Ding, ein Wirth zu seyn. Rupert. Wir bedürfen nichts weiter, und sind gern allein. Wirth. Ja, wenn alle Gäste von solcher Ex- traction wären! (geht ab) Rupert. Nehmt, wie ich euch vorgelegt habe. -- Trinkt. -- Seht, wie mir wohl ist, mit solchem Jüngling, der edel denkt, der schön gebaut ist, der zart fühlt, der die Welt gesehn hat, der alle Tage Edelmann und Graf seyn könnte, ein Stündchen bei einem Glase Wein zu verschwatzen. Zweite Abtheilung. beizumeſſen; aber wozu dieſe wiederholten Schmau-ſereien. Rupert. Laßt doch einem alten Mann ſeine Art und Weiſe. Der Wirth kommt mit den Faſanen. Wirth. Hier machen die guten Burſche ihr Compliment, meine Herrn, und wuͤnſchen nur, daß ſie Euch gut ſchmecken und bekommen moͤgen. Habt Ihr ſonſt noch etwas zu befehlen? Denn Ihr verzeiht mir wohl, wenn ich drinnen nach meinen unruhigen Gaͤſten ſehe: das iſt ſo Poͤbel, wildes Volk durch einander, da iſt der Teufel gleich los, wenn der Wirth nicht ſelbſt bei der Hand iſt; der eine will Wurſt, der andere Braten, der Bier, der Wein, jener Kohl oder Ruͤben; da muß man einen anlachen, einen anſchnauzen, mit jenem ſpa- ßen, Schlag nehmen und geben, grob ſeyn und hoͤflich, alert und brummiſch: o glaubt meine Her- ren es iſt ein beſchwerliches und kuͤnſtliches Ding, ein Wirth zu ſeyn. Rupert. Wir beduͤrfen nichts weiter, und ſind gern allein. Wirth. Ja, wenn alle Gaͤſte von ſolcher Ex- traction waͤren! (geht ab) Rupert. Nehmt, wie ich euch vorgelegt habe. — Trinkt. — Seht, wie mir wohl iſt, mit ſolchem Juͤngling, der edel denkt, der ſchoͤn gebaut iſt, der zart fuͤhlt, der die Welt geſehn hat, der alle Tage Edelmann und Graf ſeyn koͤnnte, ein Stuͤndchen bei einem Glaſe Wein zu verſchwatzen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#FORT"> <p><pb facs="#f0052" n="42"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> beizumeſſen; aber wozu dieſe wiederholten Schmau-<lb/> ſereien.</p> </sp><lb/> <sp who="#RUPERT"> <speaker><hi rendition="#g">Rupert</hi>.</speaker> <p>Laßt doch einem alten Mann ſeine<lb/> Art und Weiſe.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Wirth</hi> kommt mit den Faſanen.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Wirth"> <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker> <p>Hier machen die guten Burſche ihr<lb/> Compliment, meine Herrn, und wuͤnſchen nur, daß<lb/> ſie Euch gut ſchmecken und bekommen moͤgen.<lb/> Habt Ihr ſonſt noch etwas zu befehlen? Denn<lb/> Ihr verzeiht mir wohl, wenn ich drinnen nach<lb/> meinen unruhigen Gaͤſten ſehe: das iſt ſo Poͤbel,<lb/> wildes Volk durch einander, da iſt der Teufel gleich<lb/> los, wenn der Wirth nicht ſelbſt bei der Hand iſt;<lb/> der eine will Wurſt, der andere Braten, der Bier,<lb/> der Wein, jener Kohl oder Ruͤben; da muß man<lb/> einen anlachen, einen anſchnauzen, mit jenem ſpa-<lb/> ßen, Schlag nehmen und geben, grob ſeyn und<lb/> hoͤflich, alert und brummiſch: o glaubt meine Her-<lb/> ren es iſt ein beſchwerliches und kuͤnſtliches Ding,<lb/> ein Wirth zu ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#RUPERT"> <speaker><hi rendition="#g">Rupert</hi>.</speaker> <p>Wir beduͤrfen nichts weiter, und<lb/> ſind gern allein.</p> </sp><lb/> <sp who="#Wirth"> <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker> <p>Ja, wenn alle Gaͤſte von ſolcher Ex-<lb/> traction waͤren!</p> <stage> <hi rendition="#et">(geht ab)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#RUPERT"> <speaker><hi rendition="#g">Rupert</hi>.</speaker> <p>Nehmt, wie ich euch vorgelegt habe.<lb/> — Trinkt. — Seht, wie mir wohl iſt, mit ſolchem<lb/> Juͤngling, der edel denkt, der ſchoͤn gebaut iſt, der<lb/> zart fuͤhlt, der die Welt geſehn hat, der alle Tage<lb/> Edelmann und Graf ſeyn koͤnnte, ein Stuͤndchen<lb/> bei einem Glaſe Wein zu verſchwatzen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0052]
Zweite Abtheilung.
beizumeſſen; aber wozu dieſe wiederholten Schmau-
ſereien.
Rupert. Laßt doch einem alten Mann ſeine
Art und Weiſe.
Der Wirth kommt mit den Faſanen.
Wirth. Hier machen die guten Burſche ihr
Compliment, meine Herrn, und wuͤnſchen nur, daß
ſie Euch gut ſchmecken und bekommen moͤgen.
Habt Ihr ſonſt noch etwas zu befehlen? Denn
Ihr verzeiht mir wohl, wenn ich drinnen nach
meinen unruhigen Gaͤſten ſehe: das iſt ſo Poͤbel,
wildes Volk durch einander, da iſt der Teufel gleich
los, wenn der Wirth nicht ſelbſt bei der Hand iſt;
der eine will Wurſt, der andere Braten, der Bier,
der Wein, jener Kohl oder Ruͤben; da muß man
einen anlachen, einen anſchnauzen, mit jenem ſpa-
ßen, Schlag nehmen und geben, grob ſeyn und
hoͤflich, alert und brummiſch: o glaubt meine Her-
ren es iſt ein beſchwerliches und kuͤnſtliches Ding,
ein Wirth zu ſeyn.
Rupert. Wir beduͤrfen nichts weiter, und
ſind gern allein.
Wirth. Ja, wenn alle Gaͤſte von ſolcher Ex-
traction waͤren! (geht ab)
Rupert. Nehmt, wie ich euch vorgelegt habe.
— Trinkt. — Seht, wie mir wohl iſt, mit ſolchem
Juͤngling, der edel denkt, der ſchoͤn gebaut iſt, der
zart fuͤhlt, der die Welt geſehn hat, der alle Tage
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