Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Daniel. Ihr Gnaden, Gegentheil, recht Hundstagshitze. Ampedo. Mach' Feuer, sag' ich Dir, recht stark, mich friert. -- Daniel. Wie Ihr befehlt, -- viel Glück zur heißen Stube -- Ampedo. Es brennt, -- nun geht, ich will alleine seyn. (die Diener ab.) Ja, Bruder, wie ich immer ahndete, Des Säckels wegen ward Dir nachgestellt, Das hat Verderben Dir und Tod gebracht. Scheints doch, als wären tücksche Höllengeister In seinem engen Raum gebannt, den Eigner In Todesnoth, Verzweifelnsangst zu reißen. Das ist der Seegen böser Zauberei, Die nichtgen Güter, die vergänglichen Gönnt sie uns täuschend, das Unsterbliche, Der theuren, theuren Seele höchstes Kleinod, Das einzige wahre Gut, die Seele selbst, Sie wird verspielt den aberwitzgen Künsten. Weh mir! daß je mein Sinn sich so befleckt! Weh mir! daß ich dem falschen Würfelspiel Gefällig mich gesellte. Ja, Du Hölle, Ihr Schlangen und Ihr grausen Geisterlarven, Ich sag' mich von Euch los, ich will befreit seyn. -- Hier diesen Zauberhut -- nehmt ihn zurück, Nur weicht aus meinem Blut und Eingeweide -- Also zerstück' ich und zerschneid ich ihn, So werf' ich in das Feuer die morschen Trümmer, So wend ich mich dem Himmel wieder zu. -- Nun lach' ich aller Bosheit, -- kommt denn an, Und sucht und forscht bei mir das Zauberstück -- Zweite Abtheilung. Daniel. Ihr Gnaden, Gegentheil, recht Hundstagshitze. Ampedo. Mach' Feuer, ſag' ich Dir, recht ſtark, mich friert. — Daniel. Wie Ihr befehlt, — viel Gluͤck zur heißen Stube — Ampedo. Es brennt, — nun geht, ich will alleine ſeyn. (die Diener ab.) Ja, Bruder, wie ich immer ahndete, Des Saͤckels wegen ward Dir nachgeſtellt, Das hat Verderben Dir und Tod gebracht. Scheints doch, als waͤren tuͤckſche Hoͤllengeiſter In ſeinem engen Raum gebannt, den Eigner In Todesnoth, Verzweifelnsangſt zu reißen. Das iſt der Seegen boͤſer Zauberei, Die nichtgen Guͤter, die vergaͤnglichen Goͤnnt ſie uns taͤuſchend, das Unſterbliche, Der theuren, theuren Seele hoͤchſtes Kleinod, Das einzige wahre Gut, die Seele ſelbſt, Sie wird verſpielt den aberwitzgen Kuͤnſten. Weh mir! daß je mein Sinn ſich ſo befleckt! Weh mir! daß ich dem falſchen Wuͤrfelſpiel Gefaͤllig mich geſellte. Ja, Du Hoͤlle, Ihr Schlangen und Ihr grauſen Geiſterlarven, Ich ſag' mich von Euch los, ich will befreit ſeyn. — Hier dieſen Zauberhut — nehmt ihn zuruͤck, Nur weicht aus meinem Blut und Eingeweide — Alſo zerſtuͤck' ich und zerſchneid ich ihn, So werf' ich in das Feuer die morſchen Truͤmmer, So wend ich mich dem Himmel wieder zu. — Nun lach' ich aller Bosheit, — kommt denn an, Und ſucht und forſcht bei mir das Zauberſtuͤck — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0496" n="486"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker><lb/> <p>Ihr Gnaden, Gegentheil, recht Hundstagshitze.</p> </sp><lb/> <sp who="#Ampedo"> <speaker><hi rendition="#g">Ampedo</hi>.</speaker><lb/> <p>Mach' Feuer, ſag' ich Dir, recht ſtark, mich friert. —</p> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie Ihr befehlt, — viel Gluͤck zur heißen Stube —</p> </sp><lb/> <sp who="#Ampedo"> <speaker><hi rendition="#g">Ampedo</hi>.</speaker><lb/> <p>Es brennt, — nun geht, ich will alleine ſeyn.<lb/><stage><hi rendition="#et">(die <hi rendition="#g">Diener</hi> ab.)</hi></stage><lb/> Ja, Bruder, wie ich immer ahndete,<lb/> Des Saͤckels wegen ward Dir nachgeſtellt,<lb/> Das hat Verderben Dir und Tod gebracht.<lb/> Scheints doch, als waͤren tuͤckſche Hoͤllengeiſter<lb/> In ſeinem engen Raum gebannt, den Eigner<lb/> In Todesnoth, Verzweifelnsangſt zu reißen.<lb/> Das iſt der Seegen boͤſer Zauberei,<lb/> Die nichtgen Guͤter, die vergaͤnglichen<lb/> Goͤnnt ſie uns taͤuſchend, das Unſterbliche,<lb/> Der theuren, theuren Seele hoͤchſtes Kleinod,<lb/> Das einzige wahre Gut, die Seele ſelbſt,<lb/> Sie wird verſpielt den aberwitzgen Kuͤnſten.<lb/> Weh mir! daß je mein Sinn ſich ſo befleckt!<lb/> Weh mir! daß ich dem falſchen Wuͤrfelſpiel<lb/> Gefaͤllig mich geſellte. Ja, Du Hoͤlle,<lb/> Ihr Schlangen und Ihr grauſen Geiſterlarven,<lb/> Ich ſag' mich von Euch los, ich will befreit ſeyn. —<lb/> Hier dieſen Zauberhut — nehmt ihn zuruͤck,<lb/> Nur weicht aus meinem Blut und Eingeweide —<lb/> Alſo zerſtuͤck' ich und zerſchneid ich ihn,<lb/> So werf' ich in das Feuer die morſchen Truͤmmer,<lb/> So wend ich mich dem Himmel wieder zu. —<lb/> Nun lach' ich aller Bosheit, — kommt denn an,<lb/> Und ſucht und forſcht bei mir das Zauberſtuͤck —<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [486/0496]
Zweite Abtheilung.
Daniel.
Ihr Gnaden, Gegentheil, recht Hundstagshitze.
Ampedo.
Mach' Feuer, ſag' ich Dir, recht ſtark, mich friert. —
Daniel.
Wie Ihr befehlt, — viel Gluͤck zur heißen Stube —
Ampedo.
Es brennt, — nun geht, ich will alleine ſeyn.
(die Diener ab.)
Ja, Bruder, wie ich immer ahndete,
Des Saͤckels wegen ward Dir nachgeſtellt,
Das hat Verderben Dir und Tod gebracht.
Scheints doch, als waͤren tuͤckſche Hoͤllengeiſter
In ſeinem engen Raum gebannt, den Eigner
In Todesnoth, Verzweifelnsangſt zu reißen.
Das iſt der Seegen boͤſer Zauberei,
Die nichtgen Guͤter, die vergaͤnglichen
Goͤnnt ſie uns taͤuſchend, das Unſterbliche,
Der theuren, theuren Seele hoͤchſtes Kleinod,
Das einzige wahre Gut, die Seele ſelbſt,
Sie wird verſpielt den aberwitzgen Kuͤnſten.
Weh mir! daß je mein Sinn ſich ſo befleckt!
Weh mir! daß ich dem falſchen Wuͤrfelſpiel
Gefaͤllig mich geſellte. Ja, Du Hoͤlle,
Ihr Schlangen und Ihr grauſen Geiſterlarven,
Ich ſag' mich von Euch los, ich will befreit ſeyn. —
Hier dieſen Zauberhut — nehmt ihn zuruͤck,
Nur weicht aus meinem Blut und Eingeweide —
Alſo zerſtuͤck' ich und zerſchneid ich ihn,
So werf' ich in das Feuer die morſchen Truͤmmer,
So wend ich mich dem Himmel wieder zu. —
Nun lach' ich aller Bosheit, — kommt denn an,
Und ſucht und forſcht bei mir das Zauberſtuͤck —
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