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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.

Limosin tritt herein.
Andalosia.
Mein Oheim! Ach, ein theures, Angesicht!
Ihr habt mich aufgefunden? Welche Treue!
Führt mich hinweg! Wer brachte mich hieher?
Wie freudig grüß' ich nun das Licht des Tages.
Limosin.
Mein guter, guter Neffe, armes Kind,
Was mußt Du in der Zeit gelitten haben,
Denn Du bist solches Lebens nicht gewohnt.
Andalosia.
Laßt uns der dumpfen Kerkerluft entfliehn.
Limosin.
Mein guter Sohn, das wird so schnell nicht gehn.
Andalosia.
Wer darf sein frevelnd Spiel noch mit mir treiben,
Da Ihr mich fandet, es dem König meldet,
Wenn Euer Arm vielleicht nicht stark genug?
Limosin.
Mit einem Wort, mein lieber guter Sohn,
Du bist bei mir in diesem Thurm zu Gaste.
Andalosia.
Bei Euch? Ich träume doch, ich rase nicht?
Limosin.
Nein, junger Mensch; doch faßt Euch in Geduld --
Andalosia.
Ihr, Oheim? Ist es möglich? Dürft Ihrs sagen?
Mir in die Augen blicken? Nicht verschlingt
Die Erd' Euch, und kein Blitz fällt her vom Him-
mel?
Was wollt Ihr denn, was denn mit mir beginnen?

III. [ 31 ]
Fortunat.

Limoſin tritt herein.
Andaloſia.
Mein Oheim! Ach, ein theures, Angeſicht!
Ihr habt mich aufgefunden? Welche Treue!
Fuͤhrt mich hinweg! Wer brachte mich hieher?
Wie freudig gruͤß' ich nun das Licht des Tages.
Limoſin.
Mein guter, guter Neffe, armes Kind,
Was mußt Du in der Zeit gelitten haben,
Denn Du biſt ſolches Lebens nicht gewohnt.
Andaloſia.
Laßt uns der dumpfen Kerkerluft entfliehn.
Limoſin.
Mein guter Sohn, das wird ſo ſchnell nicht gehn.
Andaloſia.
Wer darf ſein frevelnd Spiel noch mit mir treiben,
Da Ihr mich fandet, es dem Koͤnig meldet,
Wenn Euer Arm vielleicht nicht ſtark genug?
Limoſin.
Mit einem Wort, mein lieber guter Sohn,
Du biſt bei mir in dieſem Thurm zu Gaſte.
Andaloſia.
Bei Euch? Ich traͤume doch, ich raſe nicht?
Limoſin.
Nein, junger Menſch; doch faßt Euch in Geduld —
Andaloſia.
Ihr, Oheim? Iſt es moͤglich? Duͤrft Ihrs ſagen?
Mir in die Augen blicken? Nicht verſchlingt
Die Erd' Euch, und kein Blitz faͤllt her vom Him-
mel?
Was wollt Ihr denn, was denn mit mir beginnen?

III. [ 31 ]
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[481/0491] Fortunat. Limoſin tritt herein. Andaloſia. Mein Oheim! Ach, ein theures, Angeſicht! Ihr habt mich aufgefunden? Welche Treue! Fuͤhrt mich hinweg! Wer brachte mich hieher? Wie freudig gruͤß' ich nun das Licht des Tages. Limoſin. Mein guter, guter Neffe, armes Kind, Was mußt Du in der Zeit gelitten haben, Denn Du biſt ſolches Lebens nicht gewohnt. Andaloſia. Laßt uns der dumpfen Kerkerluft entfliehn. Limoſin. Mein guter Sohn, das wird ſo ſchnell nicht gehn. Andaloſia. Wer darf ſein frevelnd Spiel noch mit mir treiben, Da Ihr mich fandet, es dem Koͤnig meldet, Wenn Euer Arm vielleicht nicht ſtark genug? Limoſin. Mit einem Wort, mein lieber guter Sohn, Du biſt bei mir in dieſem Thurm zu Gaſte. Andaloſia. Bei Euch? Ich traͤume doch, ich raſe nicht? Limoſin. Nein, junger Menſch; doch faßt Euch in Geduld — Andaloſia. Ihr, Oheim? Iſt es moͤglich? Duͤrft Ihrs ſagen? Mir in die Augen blicken? Nicht verſchlingt Die Erd' Euch, und kein Blitz faͤllt her vom Him- mel? Was wollt Ihr denn, was denn mit mir beginnen? III. [ 31 ]

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/491>, abgerufen am 22.11.2024.