Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
Der Blick auf Gärten, auf die freie Landschaft
Dir stets gehemmt, und Angst an Deiner Seite.

Barnabas tritt ein mit Brod und Wasser.
Andalosia.
Da kommt mein stummer melankolscher Pfleger,
Die karge ungewohnte Nahrung reichend. --
Mein Freund, ermuth'ge Dich und laß mich los,
Du kennst mich nicht, doch sicher meinen Namen,
Man nennt mich nur den reichen Andalosia,
Begehre, was Du willst, für Deinen Dienst. --
Du schüttelst? Glaube mir, ich bin im Stande,
Den kühnsten Traum im Lohn zu übertreffen,
Ein Landgut sey das Deine, liebst Du Gold,
Ein Regen soll Dich strahlend überschütten.
Barnabas.
Ich kenn Euch nicht; ja, hättet Ihr es baar,
Hier in der Hand, -- doch leicht verspricht der
Mensch,
Seyd Ihr erst draußen, lacht Ihr nur des Thoren
Der Euch geglaubt.
Andalosia.
Geh mit nach meinem Hause.
Barnabas (schüttelt den Kopf, geht und verschließt
die Thür)
Andalosia.
Ich darf in seiner Gegenwart des Säckels
Geheime Wunderkräfte nicht erproben,
Und doch vielleicht -- -- welch Irrsaal hält mich
fest?
Er kehrt zurück, -- ich wags auf Tod und Leben.

Li-
Zweite Abtheilung.
Der Blick auf Gaͤrten, auf die freie Landſchaft
Dir ſtets gehemmt, und Angſt an Deiner Seite.

Barnabas tritt ein mit Brod und Waſſer.
Andaloſia.
Da kommt mein ſtummer melankolſcher Pfleger,
Die karge ungewohnte Nahrung reichend. —
Mein Freund, ermuth'ge Dich und laß mich los,
Du kennſt mich nicht, doch ſicher meinen Namen,
Man nennt mich nur den reichen Andaloſia,
Begehre, was Du willſt, fuͤr Deinen Dienſt. —
Du ſchuͤttelſt? Glaube mir, ich bin im Stande,
Den kuͤhnſten Traum im Lohn zu uͤbertreffen,
Ein Landgut ſey das Deine, liebſt Du Gold,
Ein Regen ſoll Dich ſtrahlend uͤberſchuͤtten.
Barnabas.
Ich kenn Euch nicht; ja, haͤttet Ihr es baar,
Hier in der Hand, — doch leicht verſpricht der
Menſch,
Seyd Ihr erſt draußen, lacht Ihr nur des Thoren
Der Euch geglaubt.
Andaloſia.
Geh mit nach meinem Hauſe.
Barnabas (ſchuͤttelt den Kopf, geht und verſchließt
die Thuͤr)
Andaloſia.
Ich darf in ſeiner Gegenwart des Saͤckels
Geheime Wunderkraͤfte nicht erproben,
Und doch vielleicht — — welch Irrſaal haͤlt mich
feſt?
Er kehrt zuruͤck, — ich wags auf Tod und Leben.

Li-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#Andalo&#x017F;ia">
                <p><pb facs="#f0490" n="480"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
Der Blick auf Ga&#x0364;rten, auf die freie Land&#x017F;chaft<lb/>
Dir &#x017F;tets gehemmt, und Ang&#x017F;t an Deiner Seite.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Barnabas</hi> tritt ein mit Brod und Wa&#x017F;&#x017F;er.</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Andalo&#x017F;ia">
                <speaker><hi rendition="#g">Andalo&#x017F;ia</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Da kommt mein &#x017F;tummer melankol&#x017F;cher Pfleger,<lb/>
Die karge ungewohnte Nahrung reichend. &#x2014;<lb/>
Mein Freund, ermuth'ge Dich und laß mich los,<lb/>
Du kenn&#x017F;t mich nicht, doch &#x017F;icher meinen Namen,<lb/>
Man nennt mich nur den reichen Andalo&#x017F;ia,<lb/>
Begehre, was Du will&#x017F;t, fu&#x0364;r Deinen Dien&#x017F;t. &#x2014;<lb/>
Du &#x017F;chu&#x0364;ttel&#x017F;t? Glaube mir, ich bin im Stande,<lb/>
Den ku&#x0364;hn&#x017F;ten Traum im Lohn zu u&#x0364;bertreffen,<lb/>
Ein Landgut &#x017F;ey das Deine, lieb&#x017F;t Du Gold,<lb/>
Ein Regen &#x017F;oll Dich &#x017F;trahlend u&#x0364;ber&#x017F;chu&#x0364;tten.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Barnabas">
                <speaker><hi rendition="#g">Barnabas</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ich kenn Euch nicht; ja, ha&#x0364;ttet Ihr es baar,<lb/>
Hier in der Hand, &#x2014; doch leicht ver&#x017F;pricht der<lb/><hi rendition="#et">Men&#x017F;ch,</hi><lb/>
Seyd Ihr er&#x017F;t draußen, lacht Ihr nur des Thoren<lb/>
Der Euch geglaubt.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Andalo&#x017F;ia">
                <speaker><hi rendition="#g">Andalo&#x017F;ia</hi>.</speaker><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">Geh mit nach meinem Hau&#x017F;e.</hi> </p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Barnabas</hi> (&#x017F;chu&#x0364;ttelt den Kopf, geht und ver&#x017F;chließt<lb/>
die Thu&#x0364;r)</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Andalo&#x017F;ia">
                <speaker><hi rendition="#g">Andalo&#x017F;ia</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ich darf in &#x017F;einer Gegenwart des Sa&#x0364;ckels<lb/>
Geheime Wunderkra&#x0364;fte nicht erproben,<lb/>
Und doch vielleicht &#x2014; &#x2014; welch Irr&#x017F;aal ha&#x0364;lt mich<lb/><hi rendition="#et">fe&#x017F;t?</hi><lb/>
Er kehrt zuru&#x0364;ck, &#x2014; ich wags auf Tod und Leben.</p><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#g">Li-</hi> </fw><lb/>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[480/0490] Zweite Abtheilung. Der Blick auf Gaͤrten, auf die freie Landſchaft Dir ſtets gehemmt, und Angſt an Deiner Seite. Barnabas tritt ein mit Brod und Waſſer. Andaloſia. Da kommt mein ſtummer melankolſcher Pfleger, Die karge ungewohnte Nahrung reichend. — Mein Freund, ermuth'ge Dich und laß mich los, Du kennſt mich nicht, doch ſicher meinen Namen, Man nennt mich nur den reichen Andaloſia, Begehre, was Du willſt, fuͤr Deinen Dienſt. — Du ſchuͤttelſt? Glaube mir, ich bin im Stande, Den kuͤhnſten Traum im Lohn zu uͤbertreffen, Ein Landgut ſey das Deine, liebſt Du Gold, Ein Regen ſoll Dich ſtrahlend uͤberſchuͤtten. Barnabas. Ich kenn Euch nicht; ja, haͤttet Ihr es baar, Hier in der Hand, — doch leicht verſpricht der Menſch, Seyd Ihr erſt draußen, lacht Ihr nur des Thoren Der Euch geglaubt. Andaloſia. Geh mit nach meinem Hauſe. Barnabas (ſchuͤttelt den Kopf, geht und verſchließt die Thuͤr) Andaloſia. Ich darf in ſeiner Gegenwart des Saͤckels Geheime Wunderkraͤfte nicht erproben, Und doch vielleicht — — welch Irrſaal haͤlt mich feſt? Er kehrt zuruͤck, — ich wags auf Tod und Leben. Li-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/490
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/490>, abgerufen am 25.11.2024.