Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. König. Sehr wahr, mein Lieber, folgt uns Andalosia, Ihr müßt die Bilder sehn, dort aufgestellt. (Ab mit Agrippina und Andalosia.) Dorothea. Tief, tief beschämt bin ich in Eurer Seele: Ist das die Art, dem Edlen zu erwiedern? Der sich verläugnet, selbst sich Unrecht giebt, Da ihr ihn grob und roh beleidigtet? Verachten muß er Euch, die Frau beklagen, Die solchem Ungethüm verbunden ist. Theodor.. Papa ist todt, nun hofmeistert wer anders. Frau, wißt, ich bin nun alt und groß genug, Mir selber mein Gewissen auszukämmen Wenns Noth thut. Ja, der junge Naseweis, Nicht wahr, der stünd' Euch besser an zum Mann? Dorothea. Ja, glücklich wär, ich sag' es unverholen, Das Mädchen, der er sich ergeben wollte, Die Zier, die Schönheit, Anmuth und Gewandtheit, Der seine Sinn und leichte Scherz und Witz -- Theodor.. Potz Schwatzen! Wie 'ne aufgezogne Schleuse Läuft nun und sprudelt das Lobpreisen her -- Seyds wohl schon wieder satt, mit glatter Stirn Mich laufen sehn? Ihr denkt wohl schon daran Mich neu zu equipiren, daß ich kann Im Saal die Lichter ohne Stock anzünden, Kronleuchter niederreißen? Sind wir nun, Wie Ihr verlangtet, nicht recht weit gereist? Wir geben Geld aus, mehr als ich nur habe, Ich thu, was ich nur denke, daß es paßt, Fortunat. Koͤnig. Sehr wahr, mein Lieber, folgt uns Andaloſia, Ihr muͤßt die Bilder ſehn, dort aufgeſtellt. (Ab mit Agrippina und Andaloſia.) Dorothea. Tief, tief beſchaͤmt bin ich in Eurer Seele: Iſt das die Art, dem Edlen zu erwiedern? Der ſich verlaͤugnet, ſelbſt ſich Unrecht giebt, Da ihr ihn grob und roh beleidigtet? Verachten muß er Euch, die Frau beklagen, Die ſolchem Ungethuͤm verbunden iſt. Theodor.. Papa iſt todt, nun hofmeiſtert wer anders. Frau, wißt, ich bin nun alt und groß genug, Mir ſelber mein Gewiſſen auszukaͤmmen Wenns Noth thut. Ja, der junge Naſeweis, Nicht wahr, der ſtuͤnd' Euch beſſer an zum Mann? Dorothea. Ja, gluͤcklich waͤr, ich ſag' es unverholen, Das Maͤdchen, der er ſich ergeben wollte, Die Zier, die Schoͤnheit, Anmuth und Gewandtheit, Der ſeine Sinn und leichte Scherz und Witz — Theodor.. Potz Schwatzen! Wie 'ne aufgezogne Schleuſe Laͤuft nun und ſprudelt das Lobpreiſen her — Seyds wohl ſchon wieder ſatt, mit glatter Stirn Mich laufen ſehn? Ihr denkt wohl ſchon daran Mich neu zu equipiren, daß ich kann Im Saal die Lichter ohne Stock anzuͤnden, Kronleuchter niederreißen? Sind wir nun, Wie Ihr verlangtet, nicht recht weit gereiſt? Wir geben Geld aus, mehr als ich nur habe, Ich thu, was ich nur denke, daß es paßt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0479" n="469"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> <sp who="#Koͤnig"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker><lb/> <p>Sehr wahr, mein Lieber, folgt uns Andaloſia,<lb/> Ihr muͤßt die Bilder ſehn, dort aufgeſtellt.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(Ab mit <hi rendition="#g">Agrippina</hi> und <hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Dorothea"> <speaker><hi rendition="#g">Dorothea</hi>.</speaker><lb/> <p>Tief, tief beſchaͤmt bin ich in Eurer Seele:<lb/> Iſt das die Art, dem Edlen zu erwiedern?<lb/> Der ſich verlaͤugnet, ſelbſt ſich Unrecht giebt,<lb/> Da ihr ihn grob und roh beleidigtet?<lb/> Verachten muß er Euch, die Frau beklagen,<lb/> Die ſolchem Ungethuͤm verbunden iſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>Papa iſt todt, nun hofmeiſtert wer anders.<lb/> Frau, wißt, ich bin nun alt und groß genug,<lb/> Mir ſelber mein Gewiſſen auszukaͤmmen<lb/> Wenns Noth thut. Ja, der junge Naſeweis,<lb/> Nicht wahr, der ſtuͤnd' Euch beſſer an zum Mann?</p> </sp><lb/> <sp who="#Dorothea"> <speaker><hi rendition="#g">Dorothea</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja, gluͤcklich waͤr, ich ſag' es unverholen,<lb/> Das Maͤdchen, der er ſich ergeben wollte,<lb/> Die Zier, die Schoͤnheit, Anmuth und Gewandtheit,<lb/> Der ſeine Sinn und leichte Scherz und Witz —</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>Potz Schwatzen! Wie 'ne aufgezogne Schleuſe<lb/> Laͤuft nun und ſprudelt das Lobpreiſen her —<lb/> Seyds wohl ſchon wieder ſatt, mit glatter Stirn<lb/> Mich laufen ſehn? Ihr denkt wohl ſchon daran<lb/> Mich neu zu equipiren, daß ich kann<lb/> Im Saal die Lichter ohne Stock anzuͤnden,<lb/> Kronleuchter niederreißen? Sind wir nun,<lb/> Wie Ihr verlangtet, nicht recht weit gereiſt?<lb/> Wir geben Geld aus, mehr als ich nur habe,<lb/> Ich thu, was ich nur denke, daß es paßt,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [469/0479]
Fortunat.
Koͤnig.
Sehr wahr, mein Lieber, folgt uns Andaloſia,
Ihr muͤßt die Bilder ſehn, dort aufgeſtellt.
(Ab mit Agrippina und Andaloſia.)
Dorothea.
Tief, tief beſchaͤmt bin ich in Eurer Seele:
Iſt das die Art, dem Edlen zu erwiedern?
Der ſich verlaͤugnet, ſelbſt ſich Unrecht giebt,
Da ihr ihn grob und roh beleidigtet?
Verachten muß er Euch, die Frau beklagen,
Die ſolchem Ungethuͤm verbunden iſt.
Theodor..
Papa iſt todt, nun hofmeiſtert wer anders.
Frau, wißt, ich bin nun alt und groß genug,
Mir ſelber mein Gewiſſen auszukaͤmmen
Wenns Noth thut. Ja, der junge Naſeweis,
Nicht wahr, der ſtuͤnd' Euch beſſer an zum Mann?
Dorothea.
Ja, gluͤcklich waͤr, ich ſag' es unverholen,
Das Maͤdchen, der er ſich ergeben wollte,
Die Zier, die Schoͤnheit, Anmuth und Gewandtheit,
Der ſeine Sinn und leichte Scherz und Witz —
Theodor..
Potz Schwatzen! Wie 'ne aufgezogne Schleuſe
Laͤuft nun und ſprudelt das Lobpreiſen her —
Seyds wohl ſchon wieder ſatt, mit glatter Stirn
Mich laufen ſehn? Ihr denkt wohl ſchon daran
Mich neu zu equipiren, daß ich kann
Im Saal die Lichter ohne Stock anzuͤnden,
Kronleuchter niederreißen? Sind wir nun,
Wie Ihr verlangtet, nicht recht weit gereiſt?
Wir geben Geld aus, mehr als ich nur habe,
Ich thu, was ich nur denke, daß es paßt,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |