Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. viele Geld; es ist Blutgeld, Papa, aus meinerSeele heraus gepreßt. Daniel. Also ist die ganze Geschichte doch so wahr? Bertha. Verzeihung, lieber Alter, ich wurde dazu von meinem vorigen Manne verführt; ver- gieb mir, lieber Sohn; der böse Mensch ist dafür auch auf der See gestorben. Daniel. Vertragt Euch, umarmt Euch, al- les vergeben und vergessen, im Grunde ist doch auch nichts Böses dabei; was ich habe, Dietrich, erbst du ja doch einmal alles. Sorgt nur, daß die dumme Geschichte nicht unter die Leute kommt, damit sie uns nicht auslachen. Bertha. Ja, mein guter Dietrich, ich will immer eine liebevolle Mutter gegen Dich seyn. Dietrich. Und ich ein folgsamer Sohn. Seht, es ist im Grunde so besser, Frau Mutter, denn nun bin ich sicher vor Euch, da ihr einmal Inklinationen habt, die dem Manne Schaden brin- gen. Vater, ihr seyd, glaub ich, zu alt, bei Euch wächst wohl nichts mehr? Daniel. Deine Mutter ist jezt die Tugend selbst, und ich kann sicher seyn. Bertha. Du wirst mich kennen und ehren lernen. Benjamin kommt herein. Benjamin. O Herr Daniel, was habt Ihr versäumt! Das war ein Aufzug! Und nun das Stechen und Turniren, und die Preise, und die Ritter, und das Jubeln des Volks -- Fortunat. viele Geld; es iſt Blutgeld, Papa, aus meinerSeele heraus gepreßt. Daniel. Alſo iſt die ganze Geſchichte doch ſo wahr? Bertha. Verzeihung, lieber Alter, ich wurde dazu von meinem vorigen Manne verfuͤhrt; ver- gieb mir, lieber Sohn; der boͤſe Menſch iſt dafuͤr auch auf der See geſtorben. Daniel. Vertragt Euch, umarmt Euch, al- les vergeben und vergeſſen, im Grunde iſt doch auch nichts Boͤſes dabei; was ich habe, Dietrich, erbſt du ja doch einmal alles. Sorgt nur, daß die dumme Geſchichte nicht unter die Leute kommt, damit ſie uns nicht auslachen. Bertha. Ja, mein guter Dietrich, ich will immer eine liebevolle Mutter gegen Dich ſeyn. Dietrich. Und ich ein folgſamer Sohn. Seht, es iſt im Grunde ſo beſſer, Frau Mutter, denn nun bin ich ſicher vor Euch, da ihr einmal Inklinationen habt, die dem Manne Schaden brin- gen. Vater, ihr ſeyd, glaub ich, zu alt, bei Euch waͤchſt wohl nichts mehr? Daniel. Deine Mutter iſt jezt die Tugend ſelbſt, und ich kann ſicher ſeyn. Bertha. Du wirſt mich kennen und ehren lernen. Benjamin kommt herein. Benjamin. O Herr Daniel, was habt Ihr verſaͤumt! Das war ein Aufzug! Und nun das Stechen und Turniren, und die Preiſe, und die Ritter, und das Jubeln des Volks — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Dietrich"> <p><pb facs="#f0473" n="463"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> viele Geld; es iſt Blutgeld, Papa, aus meiner<lb/> Seele heraus gepreßt.</p> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker> <p>Alſo iſt die ganze Geſchichte doch<lb/> ſo wahr?</p> </sp><lb/> <sp who="#Bertha"> <speaker><hi rendition="#g">Bertha</hi>.</speaker> <p>Verzeihung, lieber Alter, ich wurde<lb/> dazu von meinem vorigen Manne verfuͤhrt; ver-<lb/> gieb mir, lieber Sohn; der boͤſe Menſch iſt dafuͤr<lb/> auch auf der See geſtorben.</p> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker> <p>Vertragt Euch, umarmt Euch, al-<lb/> les vergeben und vergeſſen, im Grunde iſt doch<lb/> auch nichts Boͤſes dabei; was ich habe, Dietrich,<lb/> erbſt du ja doch einmal alles. Sorgt nur, daß<lb/> die dumme Geſchichte nicht unter die Leute kommt,<lb/> damit ſie uns nicht auslachen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Bertha"> <speaker><hi rendition="#g">Bertha</hi>.</speaker> <p>Ja, mein guter Dietrich, ich will<lb/> immer eine liebevolle Mutter gegen Dich ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#Dietrich"> <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker> <p>Und ich ein folgſamer Sohn.<lb/> Seht, es iſt im Grunde ſo beſſer, Frau Mutter,<lb/> denn nun bin ich ſicher vor Euch, da ihr einmal<lb/> Inklinationen habt, die dem Manne Schaden brin-<lb/> gen. Vater, ihr ſeyd, glaub ich, zu alt, bei Euch<lb/> waͤchſt wohl nichts mehr?</p> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker> <p>Deine Mutter iſt jezt die Tugend<lb/> ſelbſt, und ich kann ſicher ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#Bertha"> <speaker><hi rendition="#g">Bertha</hi>.</speaker> <p>Du wirſt mich kennen und ehren<lb/> lernen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Benjamin</hi> kommt herein.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Benjamin"> <speaker><hi rendition="#g">Benjamin</hi>.</speaker> <p>O Herr Daniel, was habt<lb/> Ihr verſaͤumt! Das war ein Aufzug! Und nun<lb/> das Stechen und Turniren, und die Preiſe, und<lb/> die Ritter, und das Jubeln des Volks —</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [463/0473]
Fortunat.
viele Geld; es iſt Blutgeld, Papa, aus meiner
Seele heraus gepreßt.
Daniel. Alſo iſt die ganze Geſchichte doch
ſo wahr?
Bertha. Verzeihung, lieber Alter, ich wurde
dazu von meinem vorigen Manne verfuͤhrt; ver-
gieb mir, lieber Sohn; der boͤſe Menſch iſt dafuͤr
auch auf der See geſtorben.
Daniel. Vertragt Euch, umarmt Euch, al-
les vergeben und vergeſſen, im Grunde iſt doch
auch nichts Boͤſes dabei; was ich habe, Dietrich,
erbſt du ja doch einmal alles. Sorgt nur, daß
die dumme Geſchichte nicht unter die Leute kommt,
damit ſie uns nicht auslachen.
Bertha. Ja, mein guter Dietrich, ich will
immer eine liebevolle Mutter gegen Dich ſeyn.
Dietrich. Und ich ein folgſamer Sohn.
Seht, es iſt im Grunde ſo beſſer, Frau Mutter,
denn nun bin ich ſicher vor Euch, da ihr einmal
Inklinationen habt, die dem Manne Schaden brin-
gen. Vater, ihr ſeyd, glaub ich, zu alt, bei Euch
waͤchſt wohl nichts mehr?
Daniel. Deine Mutter iſt jezt die Tugend
ſelbſt, und ich kann ſicher ſeyn.
Bertha. Du wirſt mich kennen und ehren
lernen.
Benjamin kommt herein.
Benjamin. O Herr Daniel, was habt
Ihr verſaͤumt! Das war ein Aufzug! Und nun
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