unvermutheten Hufschlag über die Stelle weg, wo der Mensch gewöhnlich das Angesicht trägt, daß er gewiß das Aufstehn vergessen sollte.
Jäger. Den Sauspieß müste man ihm in die Eingeweide stoßen!
Rupert. Ihr schwadronirt wie die Narren und werdet ihm alle kein Haar krümmen. Mit Verstand wäre hier nur etwas auszurichten, und der fehlt Euch allen.
Heinz. Nicht wahr, Du hörst immer das Gras wachsen?
Friedrich. Ja, das ist der alte Heimchen- greifer, der kluge Hinterdrein, der alles vorher gesehn hat, wenn's vorbei ist.
Timoth. So laßt ihn aber doch reden, wenn er vielleicht einen gescheidten Einfall hat.
Rupert. Was würdet Ihr nun zum Exem- pel drum geben, wenn der Gelbschnabel so still von selbst abmarschirte, und daß auf keinen von uns die Schuld fiele?
Heinz. Das ist unmöglich, auch thut er's nicht, denn er sizt hier zu warm.
Friedrich. Haab' und Gut gäb' ich drum, den letzten Rock vom Leibe.
Rupert. Was der Esel schwazt. Ihr seyd sechs, schießt Ihr zwölf Kronthaler zusammen, so sollt Ihr ihn in etlichen Tagen los seyn. Aber das Geld muß ich haben, denn ich kann's nicht dran wenden.
Friedrich. Zwei Kronthaler? Das ist aber auch ein bischen viel! Macht fast einen Dukaten.
Zweite Abtheilung.
unvermutheten Hufſchlag uͤber die Stelle weg, wo der Menſch gewoͤhnlich das Angeſicht traͤgt, daß er gewiß das Aufſtehn vergeſſen ſollte.
Jaͤger. Den Sauſpieß muͤſte man ihm in die Eingeweide ſtoßen!
Rupert. Ihr ſchwadronirt wie die Narren und werdet ihm alle kein Haar kruͤmmen. Mit Verſtand waͤre hier nur etwas auszurichten, und der fehlt Euch allen.
Heinz. Nicht wahr, Du hoͤrſt immer das Gras wachſen?
Friedrich. Ja, das iſt der alte Heimchen- greifer, der kluge Hinterdrein, der alles vorher geſehn hat, wenn's vorbei iſt.
Timoth. So laßt ihn aber doch reden, wenn er vielleicht einen geſcheidten Einfall hat.
Rupert. Was wuͤrdet Ihr nun zum Exem- pel drum geben, wenn der Gelbſchnabel ſo ſtill von ſelbſt abmarſchirte, und daß auf keinen von uns die Schuld fiele?
Heinz. Das iſt unmoͤglich, auch thut er's nicht, denn er ſizt hier zu warm.
Friedrich. Haab' und Gut gaͤb' ich drum, den letzten Rock vom Leibe.
Rupert. Was der Eſel ſchwazt. Ihr ſeyd ſechs, ſchießt Ihr zwoͤlf Kronthaler zuſammen, ſo ſollt Ihr ihn in etlichen Tagen los ſeyn. Aber das Geld muß ich haben, denn ich kann's nicht dran wenden.
Friedrich. Zwei Kronthaler? Das iſt aber auch ein bischen viel! Macht faſt einen Dukaten.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><spwho="#Stallm"><p><pbfacs="#f0046"n="36"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
unvermutheten Hufſchlag uͤber die Stelle weg, wo<lb/>
der Menſch gewoͤhnlich das Angeſicht traͤgt, daß<lb/>
er gewiß das Aufſtehn vergeſſen ſollte.</p></sp><lb/><spwho="#Jaͤger"><speaker><hirendition="#g">Jaͤger</hi>.</speaker><p>Den Sauſpieß muͤſte man ihm in die<lb/>
Eingeweide ſtoßen!</p></sp><lb/><spwho="#RUPERT"><speaker><hirendition="#g">Rupert</hi>.</speaker><p>Ihr ſchwadronirt wie die Narren<lb/>
und werdet ihm alle kein Haar kruͤmmen. Mit<lb/>
Verſtand waͤre hier nur etwas auszurichten, und<lb/>
der fehlt Euch allen.</p></sp><lb/><spwho="#HEINZ"><speaker><hirendition="#g">Heinz</hi>.</speaker><p>Nicht wahr, Du hoͤrſt immer das<lb/>
Gras wachſen?</p></sp><lb/><spwho="#Friedrich"><speaker><hirendition="#g">Friedrich</hi>.</speaker><p>Ja, das iſt der alte Heimchen-<lb/>
greifer, der kluge Hinterdrein, der alles vorher<lb/>
geſehn hat, wenn's vorbei iſt.</p></sp><lb/><spwho="#Timoth"><speaker><hirendition="#g">Timoth</hi>.</speaker><p>So laßt ihn aber doch reden, wenn<lb/>
er vielleicht einen geſcheidten Einfall hat.</p></sp><lb/><spwho="#RUPERT"><speaker><hirendition="#g">Rupert</hi>.</speaker><p>Was wuͤrdet Ihr nun zum Exem-<lb/>
pel drum geben, wenn der Gelbſchnabel ſo ſtill<lb/>
von ſelbſt abmarſchirte, und daß auf keinen von<lb/>
uns die Schuld fiele?</p></sp><lb/><spwho="#HEINZ"><speaker><hirendition="#g">Heinz</hi>.</speaker><p>Das iſt unmoͤglich, auch thut er's<lb/>
nicht, denn er ſizt hier zu warm.</p></sp><lb/><spwho="#Friedrich"><speaker><hirendition="#g">Friedrich</hi>.</speaker><p>Haab' und Gut gaͤb' ich drum,<lb/>
den letzten Rock vom Leibe.</p></sp><lb/><spwho="#RUPERT"><speaker><hirendition="#g">Rupert</hi>.</speaker><p>Was der Eſel ſchwazt. Ihr ſeyd<lb/>ſechs, ſchießt Ihr zwoͤlf Kronthaler zuſammen, ſo<lb/>ſollt Ihr ihn in etlichen Tagen los ſeyn. Aber<lb/>
das Geld muß ich haben, denn ich kann's nicht<lb/>
dran wenden.</p></sp><lb/><spwho="#Friedrich"><speaker><hirendition="#g">Friedrich</hi>.</speaker><p>Zwei Kronthaler? Das iſt aber<lb/>
auch ein bischen viel! Macht faſt einen Dukaten.</p></sp><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[36/0046]
Zweite Abtheilung.
unvermutheten Hufſchlag uͤber die Stelle weg, wo
der Menſch gewoͤhnlich das Angeſicht traͤgt, daß
er gewiß das Aufſtehn vergeſſen ſollte.
Jaͤger. Den Sauſpieß muͤſte man ihm in die
Eingeweide ſtoßen!
Rupert. Ihr ſchwadronirt wie die Narren
und werdet ihm alle kein Haar kruͤmmen. Mit
Verſtand waͤre hier nur etwas auszurichten, und
der fehlt Euch allen.
Heinz. Nicht wahr, Du hoͤrſt immer das
Gras wachſen?
Friedrich. Ja, das iſt der alte Heimchen-
greifer, der kluge Hinterdrein, der alles vorher
geſehn hat, wenn's vorbei iſt.
Timoth. So laßt ihn aber doch reden, wenn
er vielleicht einen geſcheidten Einfall hat.
Rupert. Was wuͤrdet Ihr nun zum Exem-
pel drum geben, wenn der Gelbſchnabel ſo ſtill
von ſelbſt abmarſchirte, und daß auf keinen von
uns die Schuld fiele?
Heinz. Das iſt unmoͤglich, auch thut er's
nicht, denn er ſizt hier zu warm.
Friedrich. Haab' und Gut gaͤb' ich drum,
den letzten Rock vom Leibe.
Rupert. Was der Eſel ſchwazt. Ihr ſeyd
ſechs, ſchießt Ihr zwoͤlf Kronthaler zuſammen, ſo
ſollt Ihr ihn in etlichen Tagen los ſeyn. Aber
das Geld muß ich haben, denn ich kann's nicht
dran wenden.
Friedrich. Zwei Kronthaler? Das iſt aber
auch ein bischen viel! Macht faſt einen Dukaten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/46>, abgerufen am 20.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.