Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
zukommen ließe. Da heißt es immer: du kannst
doch nicht reiten; es paßt für dich nicht! so krie-
gen wir alte Mähren, die wir gleich darauf in
die Sandkarren liefern können. Aber der junge
Herr, mit den vielen bunten Bändern, mit den
glücklichen Linamenten, wie sie's nennen, der muß
einen spanischen Hengst reiten, er möchte sonst
unrichtig in die Wochen kommen.
Jäger. Und meinen besten Hund, den dres-
sirten, prächtigen Solofänger, meinen Mordax,
hab' ich ihm auch geben müssen. Ist es doch nicht
anders, als hätte unser Graf einen zweiten gnä-
digen Herrn aus der See aufgefischt, der uns alle
schikaniren soll.
Koch. Ich sage Euch, Leute, mit dem jungen
Blut hat's eine eigne Bewandniß, seine Frau Mut-
ter muß eine Sirene, oder ein solches Meergethier
seyn, denn er mag gar keine Fische essen. Hab'
ich dem Butterkopf nicht neulich, da er sich so
malade anstellte, einen eignen Braten anrichten müs-
sen? Ich hätte ihm den Bratenwender im Bauch
mögen aufstellen und abschnurren lassen, so hat mir
das Ding vor den Kopf gestoßen. Ei so friß du
Kapaunen, daß sie dir aus dem Halse wieder her-
aus worgen.
Kellermeister. Was sagt Ihr aber dazu?
Claret muß ich dem jungen Hirngespinst zu trin-
ken geben, sie sagen, er könne unser schweres Bier
nicht vertragen. Lezt soff er Malvasier auf Be-
fehl unsers Herrn. Gebt Acht, das Illyrische Mor-
Zweite Abtheilung.
zukommen ließe. Da heißt es immer: du kannſt
doch nicht reiten; es paßt fuͤr dich nicht! ſo krie-
gen wir alte Maͤhren, die wir gleich darauf in
die Sandkarren liefern koͤnnen. Aber der junge
Herr, mit den vielen bunten Baͤndern, mit den
gluͤcklichen Linamenten, wie ſie's nennen, der muß
einen ſpaniſchen Hengſt reiten, er moͤchte ſonſt
unrichtig in die Wochen kommen.
Jaͤger. Und meinen beſten Hund, den dreſ-
ſirten, praͤchtigen Solofaͤnger, meinen Mordax,
hab' ich ihm auch geben muͤſſen. Iſt es doch nicht
anders, als haͤtte unſer Graf einen zweiten gnaͤ-
digen Herrn aus der See aufgefiſcht, der uns alle
ſchikaniren ſoll.
Koch. Ich ſage Euch, Leute, mit dem jungen
Blut hat's eine eigne Bewandniß, ſeine Frau Mut-
ter muß eine Sirene, oder ein ſolches Meergethier
ſeyn, denn er mag gar keine Fiſche eſſen. Hab'
ich dem Butterkopf nicht neulich, da er ſich ſo
malade anſtellte, einen eignen Braten anrichten muͤſ-
ſen? Ich haͤtte ihm den Bratenwender im Bauch
moͤgen aufſtellen und abſchnurren laſſen, ſo hat mir
das Ding vor den Kopf geſtoßen. Ei ſo friß du
Kapaunen, daß ſie dir aus dem Halſe wieder her-
aus worgen.
Kellermeiſter. Was ſagt Ihr aber dazu?
Claret muß ich dem jungen Hirngeſpinſt zu trin-
ken geben, ſie ſagen, er koͤnne unſer ſchweres Bier
nicht vertragen. Lezt ſoff er Malvaſier auf Be-
fehl unſers Herrn. Gebt Acht, das Illyriſche Mor-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#Friedrich">
                <p><pb facs="#f0044" n="34"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
zukommen ließe. Da heißt es immer: du kann&#x017F;t<lb/>
doch nicht reiten; es paßt fu&#x0364;r dich nicht! &#x017F;o krie-<lb/>
gen wir alte Ma&#x0364;hren, die wir gleich darauf in<lb/>
die Sandkarren liefern ko&#x0364;nnen. Aber der junge<lb/>
Herr, mit den vielen bunten Ba&#x0364;ndern, mit den<lb/>
glu&#x0364;cklichen Linamenten, wie &#x017F;ie's nennen, der muß<lb/>
einen &#x017F;pani&#x017F;chen Heng&#x017F;t reiten, er mo&#x0364;chte &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
unrichtig in die Wochen kommen.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Ja&#x0364;ger">
                <speaker><hi rendition="#g">Ja&#x0364;ger</hi>.</speaker>
                <p>Und meinen be&#x017F;ten Hund, den dre&#x017F;-<lb/>
&#x017F;irten, pra&#x0364;chtigen Solofa&#x0364;nger, meinen Mordax,<lb/>
hab' ich ihm auch geben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. I&#x017F;t es doch nicht<lb/>
anders, als ha&#x0364;tte un&#x017F;er Graf einen zweiten gna&#x0364;-<lb/>
digen Herrn aus der See aufgefi&#x017F;cht, der uns alle<lb/>
&#x017F;chikaniren &#x017F;oll.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Koch">
                <speaker><hi rendition="#g">Koch</hi>.</speaker>
                <p>Ich &#x017F;age Euch, Leute, mit dem jungen<lb/>
Blut hat's eine eigne Bewandniß, &#x017F;eine Frau Mut-<lb/>
ter muß eine Sirene, oder ein &#x017F;olches Meergethier<lb/>
&#x017F;eyn, denn er mag gar keine Fi&#x017F;che e&#x017F;&#x017F;en. Hab'<lb/>
ich dem Butterkopf nicht neulich, da er &#x017F;ich &#x017F;o<lb/>
malade an&#x017F;tellte, einen eignen Braten anrichten mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en? Ich ha&#x0364;tte ihm den Bratenwender im Bauch<lb/>
mo&#x0364;gen auf&#x017F;tellen und ab&#x017F;chnurren la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o hat mir<lb/>
das Ding vor den Kopf ge&#x017F;toßen. Ei &#x017F;o friß du<lb/>
Kapaunen, daß &#x017F;ie dir aus dem Hal&#x017F;e wieder her-<lb/>
aus worgen.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Kellermei&#x017F;ter">
                <speaker><hi rendition="#g">Kellermei&#x017F;ter</hi>.</speaker>
                <p>Was &#x017F;agt Ihr aber dazu?<lb/>
Claret muß ich dem jungen Hirnge&#x017F;pin&#x017F;t zu trin-<lb/>
ken geben, &#x017F;ie &#x017F;agen, er ko&#x0364;nne un&#x017F;er &#x017F;chweres Bier<lb/>
nicht vertragen. Lezt &#x017F;off er Malva&#x017F;ier auf Be-<lb/>
fehl un&#x017F;ers Herrn. Gebt Acht, das Illyri&#x017F;che Mor-<lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0044] Zweite Abtheilung. zukommen ließe. Da heißt es immer: du kannſt doch nicht reiten; es paßt fuͤr dich nicht! ſo krie- gen wir alte Maͤhren, die wir gleich darauf in die Sandkarren liefern koͤnnen. Aber der junge Herr, mit den vielen bunten Baͤndern, mit den gluͤcklichen Linamenten, wie ſie's nennen, der muß einen ſpaniſchen Hengſt reiten, er moͤchte ſonſt unrichtig in die Wochen kommen. Jaͤger. Und meinen beſten Hund, den dreſ- ſirten, praͤchtigen Solofaͤnger, meinen Mordax, hab' ich ihm auch geben muͤſſen. Iſt es doch nicht anders, als haͤtte unſer Graf einen zweiten gnaͤ- digen Herrn aus der See aufgefiſcht, der uns alle ſchikaniren ſoll. Koch. Ich ſage Euch, Leute, mit dem jungen Blut hat's eine eigne Bewandniß, ſeine Frau Mut- ter muß eine Sirene, oder ein ſolches Meergethier ſeyn, denn er mag gar keine Fiſche eſſen. Hab' ich dem Butterkopf nicht neulich, da er ſich ſo malade anſtellte, einen eignen Braten anrichten muͤſ- ſen? Ich haͤtte ihm den Bratenwender im Bauch moͤgen aufſtellen und abſchnurren laſſen, ſo hat mir das Ding vor den Kopf geſtoßen. Ei ſo friß du Kapaunen, daß ſie dir aus dem Halſe wieder her- aus worgen. Kellermeiſter. Was ſagt Ihr aber dazu? Claret muß ich dem jungen Hirngeſpinſt zu trin- ken geben, ſie ſagen, er koͤnne unſer ſchweres Bier nicht vertragen. Lezt ſoff er Malvaſier auf Be- fehl unſers Herrn. Gebt Acht, das Illyriſche Mor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/44
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/44>, abgerufen am 21.12.2024.