Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Theodor.. Ei, ja wohl, ein trauriger Und miserabeler Discurs. Von Hörnern! Was geht das uns an? Sehr indelikat. Doch freilich hab' ich selbst den Kerl gesehn, Und auch die Cur, die noch viel wunderbarer. König. Die Cur? Erzählt uns doch davon ein wenig; Das heißt: daß er die Hörner auch verlor? Theodor.. Es kam ein rother, langgenas'ter Mensch, Sah aus wie Teufelsbannerei und Hölle, Ein dummer Charlatan, kurz ein Franzos, Der gab dem Vieh nur zwei, drei Pillen ein, Ganz kleine Kügelchen, nicht werth der Rede; Kaum hat mein Graf von Horn sie eingeschluckt, Fällt ihm, mein Seel, das Hörnerpaar vom Kopf, Wie überreife Birnen oder Aepfel; Er schüttelt nur ein Bischen, 'runter rasseln's Wie dürres Laub, und saßen vorher fest, Sechs Pferde hätten sie nicht ausgezogen. König. Sehr sonderbar; und wo blieb dieser Arzt? Theodor.. Er wohnt im Wirthshaus dort zum Elephanten. Raimund. Wir haben eine Zeit erlebt, wo manch Geheimniß der Natur sich offenbart. König. Kommt her, mein Raimund, tretet hier beiseit. Erkundigt Euch doch nach dem fremden Arzt; Geht selbst zu ihm, erforscht und prüft sein Wissen, Welch Glück, wenn er in unsrer Noth uns hülfe. Zweite Abtheilung. Theodor.. Ei, ja wohl, ein trauriger Und miſerabeler Discurs. Von Hoͤrnern! Was geht das uns an? Sehr indelikat. Doch freilich hab' ich ſelbſt den Kerl geſehn, Und auch die Cur, die noch viel wunderbarer. Koͤnig. Die Cur? Erzaͤhlt uns doch davon ein wenig; Das heißt: daß er die Hoͤrner auch verlor? Theodor.. Es kam ein rother, langgenaſ'ter Menſch, Sah aus wie Teufelsbannerei und Hoͤlle, Ein dummer Charlatan, kurz ein Franzos, Der gab dem Vieh nur zwei, drei Pillen ein, Ganz kleine Kuͤgelchen, nicht werth der Rede; Kaum hat mein Graf von Horn ſie eingeſchluckt, Faͤllt ihm, mein Seel, das Hoͤrnerpaar vom Kopf, Wie uͤberreife Birnen oder Aepfel; Er ſchuͤttelt nur ein Bischen, 'runter raſſeln's Wie duͤrres Laub, und ſaßen vorher feſt, Sechs Pferde haͤtten ſie nicht ausgezogen. Koͤnig. Sehr ſonderbar; und wo blieb dieſer Arzt? Theodor.. Er wohnt im Wirthshaus dort zum Elephanten. Raimund. Wir haben eine Zeit erlebt, wo manch Geheimniß der Natur ſich offenbart. Koͤnig. Kommt her, mein Raimund, tretet hier beiſeit. Erkundigt Euch doch nach dem fremden Arzt; Geht ſelbſt zu ihm, erforſcht und pruͤft ſein Wiſſen, Welch Gluͤck, wenn er in unſrer Noth uns huͤlfe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0434" n="424"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Ei, ja wohl, ein trauriger</hi><lb/> Und miſerabeler Discurs. Von Hoͤrnern!<lb/> Was geht das uns an? Sehr indelikat.<lb/> Doch freilich hab' ich ſelbſt den Kerl geſehn,<lb/> Und auch die Cur, die noch viel wunderbarer.</p> </sp><lb/> <sp who="#Koͤnig"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Cur? Erzaͤhlt uns doch davon ein wenig;<lb/> Das heißt: daß er die Hoͤrner auch verlor?</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>Es kam ein rother, langgenaſ'ter Menſch,<lb/> Sah aus wie Teufelsbannerei und Hoͤlle,<lb/> Ein dummer Charlatan, kurz ein Franzos,<lb/> Der gab dem Vieh nur zwei, drei Pillen ein,<lb/> Ganz kleine Kuͤgelchen, nicht werth der Rede;<lb/> Kaum hat mein Graf von Horn ſie eingeſchluckt,<lb/> Faͤllt ihm, mein Seel, das Hoͤrnerpaar vom Kopf,<lb/> Wie uͤberreife Birnen oder Aepfel;<lb/> Er ſchuͤttelt nur ein Bischen, 'runter raſſeln's<lb/> Wie duͤrres Laub, und ſaßen vorher feſt,<lb/> Sechs Pferde haͤtten ſie nicht ausgezogen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Koͤnig"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker><lb/> <p>Sehr ſonderbar; und wo blieb dieſer Arzt?</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>Er wohnt im Wirthshaus dort zum Elephanten.</p> </sp><lb/> <sp who="#Raimund"> <speaker><hi rendition="#g">Raimund</hi>.</speaker><lb/> <p>Wir haben eine Zeit erlebt, wo manch<lb/> Geheimniß der Natur ſich offenbart.</p> </sp><lb/> <sp who="#Koͤnig"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker><lb/> <p>Kommt her, mein Raimund, tretet hier beiſeit.<lb/> Erkundigt Euch doch nach dem fremden Arzt;<lb/> Geht ſelbſt zu ihm, erforſcht und pruͤft ſein Wiſſen,<lb/> Welch Gluͤck, wenn er in unſrer Noth uns huͤlfe.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [424/0434]
Zweite Abtheilung.
Theodor..
Ei, ja wohl, ein trauriger
Und miſerabeler Discurs. Von Hoͤrnern!
Was geht das uns an? Sehr indelikat.
Doch freilich hab' ich ſelbſt den Kerl geſehn,
Und auch die Cur, die noch viel wunderbarer.
Koͤnig.
Die Cur? Erzaͤhlt uns doch davon ein wenig;
Das heißt: daß er die Hoͤrner auch verlor?
Theodor..
Es kam ein rother, langgenaſ'ter Menſch,
Sah aus wie Teufelsbannerei und Hoͤlle,
Ein dummer Charlatan, kurz ein Franzos,
Der gab dem Vieh nur zwei, drei Pillen ein,
Ganz kleine Kuͤgelchen, nicht werth der Rede;
Kaum hat mein Graf von Horn ſie eingeſchluckt,
Faͤllt ihm, mein Seel, das Hoͤrnerpaar vom Kopf,
Wie uͤberreife Birnen oder Aepfel;
Er ſchuͤttelt nur ein Bischen, 'runter raſſeln's
Wie duͤrres Laub, und ſaßen vorher feſt,
Sechs Pferde haͤtten ſie nicht ausgezogen.
Koͤnig.
Sehr ſonderbar; und wo blieb dieſer Arzt?
Theodor..
Er wohnt im Wirthshaus dort zum Elephanten.
Raimund.
Wir haben eine Zeit erlebt, wo manch
Geheimniß der Natur ſich offenbart.
Koͤnig.
Kommt her, mein Raimund, tretet hier beiſeit.
Erkundigt Euch doch nach dem fremden Arzt;
Geht ſelbſt zu ihm, erforſcht und pruͤft ſein Wiſſen,
Welch Gluͤck, wenn er in unſrer Noth uns huͤlfe.
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