Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Theodor.. Ich wollt ihn haben! daß Euch nur nicht gefällt Auch den Vollmond vom Himmel mal zu haben! Dazu habt Ihr es ja gehört, wie nur Ein Zauberer der fremde Schuft gewesen, Die Tänze, die die Fürstinn mit ihm hatte, Das Rennen, Suchen, Jagen, Maledein Nach ihr, das wir in Stadt und Land getrieben. Dorothea. Genug, sie hat den Ring, ich halte alles Was man davon erzählt, für Fabelei. Theodor.. Für Fabelei? Mit meinen eignen Augen Hab' ich gesehn, wie sie nicht da gewesen. Kommt jetzt zu dem befohlenen Spatzieren, Man ruft mich zum Begleiten, wie zur Frohn, Dann muß ich Stunden lang das Gehn erwarten. Dietrich kömmt. Theodor.. Was giebts? Was lacht der Bursche? Dietrich. O gnädiger Herr, dort unter den Bäumen treibt sich ein Kerl herum, aus Arme- nien, oder Mesopotanien, wie er sagt, in ganz fremder wunderlicher Kleidung, einäugig, mit einem Pflaster über dem Gesicht, einem grausamen, dicken und krausen Haarwulst, der ihm von allen Seiten unter dem Turban hervor quillt; der hat einen Korb vor sich, mit fünf oder sechs Aepfeln drinn, aber die allerschönsten und röthesten, die ich Zeit meines Lebens gesehn habe, die ruft er aus, und wenn ihn einer nach dem Preise fragt, so fordert er für jeden Apfel zehn Goldstücke, so daß dann Fortunat. Theodor.. Ich wollt ihn haben! daß Euch nur nicht gefaͤllt Auch den Vollmond vom Himmel mal zu haben! Dazu habt Ihr es ja gehoͤrt, wie nur Ein Zauberer der fremde Schuft geweſen, Die Taͤnze, die die Fuͤrſtinn mit ihm hatte, Das Rennen, Suchen, Jagen, Maledein Nach ihr, das wir in Stadt und Land getrieben. Dorothea. Genug, ſie hat den Ring, ich halte alles Was man davon erzaͤhlt, fuͤr Fabelei. Theodor.. Fuͤr Fabelei? Mit meinen eignen Augen Hab' ich geſehn, wie ſie nicht da geweſen. Kommt jetzt zu dem befohlenen Spatzieren, Man ruft mich zum Begleiten, wie zur Frohn, Dann muß ich Stunden lang das Gehn erwarten. Dietrich koͤmmt. Theodor.. Was giebts? Was lacht der Burſche? Dietrich. O gnaͤdiger Herr, dort unter den Baͤumen treibt ſich ein Kerl herum, aus Arme- nien, oder Meſopotanien, wie er ſagt, in ganz fremder wunderlicher Kleidung, einaͤugig, mit einem Pflaſter uͤber dem Geſicht, einem grauſamen, dicken und krauſen Haarwulſt, der ihm von allen Seiten unter dem Turban hervor quillt; der hat einen Korb vor ſich, mit fuͤnf oder ſechs Aepfeln drinn, aber die allerſchoͤnſten und roͤtheſten, die ich Zeit meines Lebens geſehn habe, die ruft er aus, und wenn ihn einer nach dem Preiſe fragt, ſo fordert er fuͤr jeden Apfel zehn Goldſtuͤcke, ſo daß dann <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0373" n="363"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>Ich wollt ihn haben! daß Euch nur nicht gefaͤllt<lb/> Auch den Vollmond vom Himmel mal zu haben!<lb/> Dazu habt Ihr es ja gehoͤrt, wie nur<lb/> Ein Zauberer der fremde Schuft geweſen,<lb/> Die Taͤnze, die die Fuͤrſtinn mit ihm hatte,<lb/> Das Rennen, Suchen, Jagen, Maledein<lb/> Nach ihr, das wir in Stadt und Land getrieben.</p> </sp><lb/> <sp who="#Dorothea"> <speaker><hi rendition="#g">Dorothea</hi>.</speaker><lb/> <p>Genug, ſie hat den Ring, ich halte alles<lb/> Was man davon erzaͤhlt, fuͤr Fabelei.</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>Fuͤr Fabelei? Mit meinen eignen Augen<lb/> Hab' ich geſehn, wie ſie nicht da geweſen.<lb/> Kommt jetzt zu dem befohlenen Spatzieren,<lb/> Man ruft mich zum Begleiten, wie zur Frohn,<lb/> Dann muß ich Stunden lang das Gehn erwarten.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Dietrich</hi> koͤmmt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker> <p>Was giebts? Was lacht der<lb/> Burſche?</p> </sp><lb/> <sp who="#Dietrich"> <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker> <p>O gnaͤdiger Herr, dort unter den<lb/> Baͤumen treibt ſich ein Kerl herum, aus Arme-<lb/> nien, oder Meſopotanien, wie er ſagt, in ganz<lb/> fremder wunderlicher Kleidung, einaͤugig, mit einem<lb/> Pflaſter uͤber dem Geſicht, einem grauſamen, dicken<lb/> und krauſen Haarwulſt, der ihm von allen Seiten<lb/> unter dem Turban hervor quillt; der hat einen<lb/> Korb vor ſich, mit fuͤnf oder ſechs Aepfeln drinn,<lb/> aber die allerſchoͤnſten und roͤtheſten, die ich Zeit<lb/> meines Lebens geſehn habe, die ruft er aus, und<lb/> wenn ihn einer nach dem Preiſe fragt, ſo fordert<lb/> er fuͤr jeden Apfel zehn Goldſtuͤcke, ſo daß dann<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [363/0373]
Fortunat.
Theodor..
Ich wollt ihn haben! daß Euch nur nicht gefaͤllt
Auch den Vollmond vom Himmel mal zu haben!
Dazu habt Ihr es ja gehoͤrt, wie nur
Ein Zauberer der fremde Schuft geweſen,
Die Taͤnze, die die Fuͤrſtinn mit ihm hatte,
Das Rennen, Suchen, Jagen, Maledein
Nach ihr, das wir in Stadt und Land getrieben.
Dorothea.
Genug, ſie hat den Ring, ich halte alles
Was man davon erzaͤhlt, fuͤr Fabelei.
Theodor..
Fuͤr Fabelei? Mit meinen eignen Augen
Hab' ich geſehn, wie ſie nicht da geweſen.
Kommt jetzt zu dem befohlenen Spatzieren,
Man ruft mich zum Begleiten, wie zur Frohn,
Dann muß ich Stunden lang das Gehn erwarten.
Dietrich koͤmmt.
Theodor.. Was giebts? Was lacht der
Burſche?
Dietrich. O gnaͤdiger Herr, dort unter den
Baͤumen treibt ſich ein Kerl herum, aus Arme-
nien, oder Meſopotanien, wie er ſagt, in ganz
fremder wunderlicher Kleidung, einaͤugig, mit einem
Pflaſter uͤber dem Geſicht, einem grauſamen, dicken
und krauſen Haarwulſt, der ihm von allen Seiten
unter dem Turban hervor quillt; der hat einen
Korb vor ſich, mit fuͤnf oder ſechs Aepfeln drinn,
aber die allerſchoͤnſten und roͤtheſten, die ich Zeit
meines Lebens geſehn habe, die ruft er aus, und
wenn ihn einer nach dem Preiſe fragt, ſo fordert
er fuͤr jeden Apfel zehn Goldſtuͤcke, ſo daß dann
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