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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.
ist, wie richtig er denkt, wie wohl er aussieht, nun
er sich alle die ungewaschnen Grillen aus dem Ge-
hirne gespült hat.
Reymund. Hat er denn wirklich die Kunst
gefunden?
Leibarzt. Narrenpossen, dummer Mensch!
Er hat euch ja nur zum Besten. Eine neue Taxe
hat er aufgelegt, auf alles Leder im Lande, auf
Schuh und Stiefeln. Hohlkopf! man geht jezt
nicht ohne seine Erlaubniß, und nächstens wird er
darauf antragen, daß kein Mensch barfüßig einher-
treten darf, damit noch mehr Leder konsumirt wird:
seht, das sind die Geheimnisse.
geht ab.)
Reymund. Nicht möglich! -- Da kommt
die Prinzessinn, die zur Messe geht.

Agrippina kömmt mit Margarethe.
Reymund.
O gnädge schöne Fürstinn,
Ists wahr was man gesagt, was selbst der König
Mir jezt gestanden? Daß ihm Sol gelächelt,
Und er die hohe Kunst --
Agrippina.
Wie man es nimmt,
Glaubt mir, die Sach ist, wer sie einmal kennt,
Höchst einfach, denn man streckt die Hand nur aus,
Doch freilich ist es nicht gleichviel wohin,
Wir haben jezt das rechte wahre Wesen,
Nur giebt es auch viel Schein und Nachgemachtes.

(ab.)
Reymund. Versteht ihr etwas von dem
Geschwätz?
Margarethe. Ja, mein bester Herr Inep-
Fortunat.
iſt, wie richtig er denkt, wie wohl er ausſieht, nun
er ſich alle die ungewaſchnen Grillen aus dem Ge-
hirne geſpuͤlt hat.
Reymund. Hat er denn wirklich die Kunſt
gefunden?
Leibarzt. Narrenpoſſen, dummer Menſch!
Er hat euch ja nur zum Beſten. Eine neue Taxe
hat er aufgelegt, auf alles Leder im Lande, auf
Schuh und Stiefeln. Hohlkopf! man geht jezt
nicht ohne ſeine Erlaubniß, und naͤchſtens wird er
darauf antragen, daß kein Menſch barfuͤßig einher-
treten darf, damit noch mehr Leder konſumirt wird:
ſeht, das ſind die Geheimniſſe.
geht ab.)
Reymund. Nicht moͤglich! — Da kommt
die Prinzeſſinn, die zur Meſſe geht.

Agrippina koͤmmt mit Margarethe.
Reymund.
O gnaͤdge ſchoͤne Fuͤrſtinn,
Iſts wahr was man geſagt, was ſelbſt der Koͤnig
Mir jezt geſtanden? Daß ihm Sol gelaͤchelt,
Und er die hohe Kunſt —
Agrippina.
Wie man es nimmt,
Glaubt mir, die Sach iſt, wer ſie einmal kennt,
Hoͤchſt einfach, denn man ſtreckt die Hand nur aus,
Doch freilich iſt es nicht gleichviel wohin,
Wir haben jezt das rechte wahre Weſen,
Nur giebt es auch viel Schein und Nachgemachtes.

(ab.)
Reymund. Verſteht ihr etwas von dem
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Margarethe. Ja, mein beſter Herr Inep-
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[343/0353] Fortunat. iſt, wie richtig er denkt, wie wohl er ausſieht, nun er ſich alle die ungewaſchnen Grillen aus dem Ge- hirne geſpuͤlt hat. Reymund. Hat er denn wirklich die Kunſt gefunden? Leibarzt. Narrenpoſſen, dummer Menſch! Er hat euch ja nur zum Beſten. Eine neue Taxe hat er aufgelegt, auf alles Leder im Lande, auf Schuh und Stiefeln. Hohlkopf! man geht jezt nicht ohne ſeine Erlaubniß, und naͤchſtens wird er darauf antragen, daß kein Menſch barfuͤßig einher- treten darf, damit noch mehr Leder konſumirt wird: ſeht, das ſind die Geheimniſſe. geht ab.) Reymund. Nicht moͤglich! — Da kommt die Prinzeſſinn, die zur Meſſe geht. Agrippina koͤmmt mit Margarethe. Reymund. O gnaͤdge ſchoͤne Fuͤrſtinn, Iſts wahr was man geſagt, was ſelbſt der Koͤnig Mir jezt geſtanden? Daß ihm Sol gelaͤchelt, Und er die hohe Kunſt — Agrippina. Wie man es nimmt, Glaubt mir, die Sach iſt, wer ſie einmal kennt, Hoͤchſt einfach, denn man ſtreckt die Hand nur aus, Doch freilich iſt es nicht gleichviel wohin, Wir haben jezt das rechte wahre Weſen, Nur giebt es auch viel Schein und Nachgemachtes. (ab.) Reymund. Verſteht ihr etwas von dem Geſchwaͤtz? Margarethe. Ja, mein beſter Herr Inep-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/353>, abgerufen am 25.11.2024.