Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
Siehst du vielleicht den frohen, muthgen Sohn,
Der an derselben Stätte hier nicht zagt,
Arm, Herz, Begier nach dieser Königstochter
Kühn auszustrecken, o so lächelst du
Der wunderbaren Schickungen gewiß.
Mit frohem Staunen siehst du den Erzeugten
Nun auf des Glückes höchstem Gipfel schweben. --
Die Gäste sind entfernt, im Taumel hier
Versäum' ich ihnen Lebewohl zu sagen.
Dietrich. kömmt.
Was streichst du hier herum, du träger Lotter?
Dietrich.
Verzeiht, ich schnappe hier nach frischer Luft.
Die Gäste haben königlich geschmaußt,
Sind königlich betitelt, königlich
Bedient, doch war ihr Trinkgeld bürgerlich,
Man konnte kaum den Edelmann drinn lesen.
Man hat wohl Recht, der ganze Hof ist geizig.
Andalosia.
Da, Koth, nimm das, und sey zufrieden heut. (ab.)
Dietrich.
Wie, Koth? Warum denn Koth? Nicht Dietrich?
Du Laffe, Esel, Taugenichts, dergleichen?
Gerade Koth? Und wirft den Beutel Gold
So schwer, so voll mir vor die Füße hin:
Ich hörte pred'gen einst, auch Gold sey Koth;
Drum gieb dich, goldner Dietrich, nur zufrieden,
Und fische hinterm Baum das Gold heraus
Das du so eilig heut vergraben mußtest.
Bei dem Gehalt laß ichs mir wohl gefallen,
Daß in den Kothstand mich mein Herr erhoben.

(geht ab.)


Zweite Abtheilung.
Siehſt du vielleicht den frohen, muthgen Sohn,
Der an derſelben Staͤtte hier nicht zagt,
Arm, Herz, Begier nach dieſer Koͤnigstochter
Kuͤhn auszuſtrecken, o ſo laͤchelſt du
Der wunderbaren Schickungen gewiß.
Mit frohem Staunen ſiehſt du den Erzeugten
Nun auf des Gluͤckes hoͤchſtem Gipfel ſchweben. —
Die Gaͤſte ſind entfernt, im Taumel hier
Verſaͤum' ich ihnen Lebewohl zu ſagen.
Dietrich. koͤmmt.
Was ſtreichſt du hier herum, du traͤger Lotter?
Dietrich.
Verzeiht, ich ſchnappe hier nach friſcher Luft.
Die Gaͤſte haben koͤniglich geſchmaußt,
Sind koͤniglich betitelt, koͤniglich
Bedient, doch war ihr Trinkgeld buͤrgerlich,
Man konnte kaum den Edelmann drinn leſen.
Man hat wohl Recht, der ganze Hof iſt geizig.
Andaloſia.
Da, Koth, nimm das, und ſey zufrieden heut. (ab.)
Dietrich.
Wie, Koth? Warum denn Koth? Nicht Dietrich?
Du Laffe, Eſel, Taugenichts, dergleichen?
Gerade Koth? Und wirft den Beutel Gold
So ſchwer, ſo voll mir vor die Fuͤße hin:
Ich hoͤrte pred'gen einſt, auch Gold ſey Koth;
Drum gieb dich, goldner Dietrich, nur zufrieden,
Und fiſche hinterm Baum das Gold heraus
Das du ſo eilig heut vergraben mußteſt.
Bei dem Gehalt laß ichs mir wohl gefallen,
Daß in den Kothſtand mich mein Herr erhoben.

(geht ab.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#Andalo&#x017F;ia">
                <p><pb facs="#f0322" n="312"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
Sieh&#x017F;t du vielleicht den frohen, muthgen Sohn,<lb/>
Der an der&#x017F;elben Sta&#x0364;tte hier nicht zagt,<lb/>
Arm, Herz, Begier nach die&#x017F;er Ko&#x0364;nigstochter<lb/>
Ku&#x0364;hn auszu&#x017F;trecken, o &#x017F;o la&#x0364;chel&#x017F;t du<lb/>
Der wunderbaren Schickungen gewiß.<lb/>
Mit frohem Staunen &#x017F;ieh&#x017F;t du den Erzeugten<lb/>
Nun auf des Glu&#x0364;ckes ho&#x0364;ch&#x017F;tem Gipfel &#x017F;chweben. &#x2014;<lb/>
Die Ga&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ind entfernt, im Taumel hier<lb/>
Ver&#x017F;a&#x0364;um' ich ihnen Lebewohl zu &#x017F;agen.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Dietrich">
                <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker>
                <stage>ko&#x0364;mmt.</stage><lb/>
                <p>Was &#x017F;treich&#x017F;t du hier herum, du tra&#x0364;ger Lotter?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Dietrich">
                <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Verzeiht, ich &#x017F;chnappe hier nach fri&#x017F;cher Luft.<lb/>
Die Ga&#x0364;&#x017F;te haben ko&#x0364;niglich ge&#x017F;chmaußt,<lb/>
Sind ko&#x0364;niglich betitelt, ko&#x0364;niglich<lb/>
Bedient, doch war ihr Trinkgeld bu&#x0364;rgerlich,<lb/>
Man konnte kaum den Edelmann drinn le&#x017F;en.<lb/>
Man hat wohl Recht, der ganze Hof i&#x017F;t geizig.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Andalo&#x017F;ia">
                <speaker><hi rendition="#g">Andalo&#x017F;ia</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Da, Koth, nimm das, und &#x017F;ey zufrieden heut.</p>
                <stage>(ab.)</stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Dietrich">
                <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Wie, Koth? Warum denn Koth? Nicht Dietrich?<lb/>
Du Laffe, E&#x017F;el, Taugenichts, dergleichen?<lb/>
Gerade Koth? Und wirft den Beutel Gold<lb/>
So &#x017F;chwer, &#x017F;o voll mir vor die Fu&#x0364;ße hin:<lb/>
Ich ho&#x0364;rte pred'gen ein&#x017F;t, auch Gold &#x017F;ey Koth;<lb/>
Drum gieb dich, goldner Dietrich, nur zufrieden,<lb/>
Und fi&#x017F;che hinterm Baum das Gold heraus<lb/>
Das du &#x017F;o eilig heut vergraben mußte&#x017F;t.<lb/>
Bei dem Gehalt laß ichs mir wohl gefallen,<lb/>
Daß in den Koth&#x017F;tand mich mein Herr erhoben.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#et">(geht ab.)</hi> </stage>
              </sp>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[312/0322] Zweite Abtheilung. Siehſt du vielleicht den frohen, muthgen Sohn, Der an derſelben Staͤtte hier nicht zagt, Arm, Herz, Begier nach dieſer Koͤnigstochter Kuͤhn auszuſtrecken, o ſo laͤchelſt du Der wunderbaren Schickungen gewiß. Mit frohem Staunen ſiehſt du den Erzeugten Nun auf des Gluͤckes hoͤchſtem Gipfel ſchweben. — Die Gaͤſte ſind entfernt, im Taumel hier Verſaͤum' ich ihnen Lebewohl zu ſagen. Dietrich. koͤmmt. Was ſtreichſt du hier herum, du traͤger Lotter? Dietrich. Verzeiht, ich ſchnappe hier nach friſcher Luft. Die Gaͤſte haben koͤniglich geſchmaußt, Sind koͤniglich betitelt, koͤniglich Bedient, doch war ihr Trinkgeld buͤrgerlich, Man konnte kaum den Edelmann drinn leſen. Man hat wohl Recht, der ganze Hof iſt geizig. Andaloſia. Da, Koth, nimm das, und ſey zufrieden heut. (ab.) Dietrich. Wie, Koth? Warum denn Koth? Nicht Dietrich? Du Laffe, Eſel, Taugenichts, dergleichen? Gerade Koth? Und wirft den Beutel Gold So ſchwer, ſo voll mir vor die Fuͤße hin: Ich hoͤrte pred'gen einſt, auch Gold ſey Koth; Drum gieb dich, goldner Dietrich, nur zufrieden, Und fiſche hinterm Baum das Gold heraus Das du ſo eilig heut vergraben mußteſt. Bei dem Gehalt laß ichs mir wohl gefallen, Daß in den Kothſtand mich mein Herr erhoben. (geht ab.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/322
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/322>, abgerufen am 22.12.2024.