Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. sehn, wo ein Freund, -- zwar ist die Summe, dieihr dazu bestimmt, gar zu groß. Dorothea. Andalosia ist noch ein Mann, dem eine Dame, ohne sich zu erniedrigen, ihre Liebe schenken könnte. Theodor.. So? solchem Gelbschnabel! Aber mir fällt ein, der Unmündige hat mehr Geld als Verstand, er spielt den Großmüthigen, dem will ich morgen zusprechen, es muß ihm eine Ehre seyn, mir zu borgen. Kommt nur, daß man uns nicht vermißt. Dorothea. Ei, ihr seyd zu zärtlich um mich besorgt. Theodor.. Was sich nicht schickt, schickt sich nicht. -- Ueber des Menschen Geldkasten möcht' ich mal kommen dürfen! (sie gehn ab.) Andalosia kömmt. Andalosia. Es ist gelungen, alle sind erstaunt, Wie Märchenwelt und wildes Traumgesicht Umduftet und umstarrt sie Glanz und Pracht, Und o! was jenseit aller Wünsche mir Dem fernsten Ufer aller Möglichkeiten Noch gestern lag, das reift die heutge Sonne Und bringt es auf dem Fittig schneller Stunden Und schüttet es zu meinen Füßen aus, Das Glück, das mehr als Gold, Juwelen, Perlen, Ja als die ganze weite Erde gilt, Was ich mit meinen Schätzen nie mag kaufen, Die Lieb' hat sich zu eigen mir gegeben. Sie kömmt hieher zu dieser stillen Laube, Die Wächter sind gestellt, sie wagt's um mich. Zweite Abtheilung. ſehn, wo ein Freund, — zwar iſt die Summe, dieihr dazu beſtimmt, gar zu groß. Dorothea. Andaloſia iſt noch ein Mann, dem eine Dame, ohne ſich zu erniedrigen, ihre Liebe ſchenken koͤnnte. Theodor.. So? ſolchem Gelbſchnabel! Aber mir faͤllt ein, der Unmuͤndige hat mehr Geld als Verſtand, er ſpielt den Großmuͤthigen, dem will ich morgen zuſprechen, es muß ihm eine Ehre ſeyn, mir zu borgen. Kommt nur, daß man uns nicht vermißt. Dorothea. Ei, ihr ſeyd zu zaͤrtlich um mich beſorgt. Theodor.. Was ſich nicht ſchickt, ſchickt ſich nicht. — Ueber des Menſchen Geldkaſten moͤcht' ich mal kommen duͤrfen! (ſie gehn ab.) Andaloſia koͤmmt. Andaloſia. Es iſt gelungen, alle ſind erſtaunt, Wie Maͤrchenwelt und wildes Traumgeſicht Umduftet und umſtarrt ſie Glanz und Pracht, Und o! was jenſeit aller Wuͤnſche mir Dem fernſten Ufer aller Moͤglichkeiten Noch geſtern lag, das reift die heutge Sonne Und bringt es auf dem Fittig ſchneller Stunden Und ſchuͤttet es zu meinen Fuͤßen aus, Das Gluͤck, das mehr als Gold, Juwelen, Perlen, Ja als die ganze weite Erde gilt, Was ich mit meinen Schaͤtzen nie mag kaufen, Die Lieb' hat ſich zu eigen mir gegeben. Sie koͤmmt hieher zu dieſer ſtillen Laube, Die Waͤchter ſind geſtellt, ſie wagt's um mich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#THEO"> <p><pb facs="#f0316" n="306"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> ſehn, wo ein Freund, — zwar iſt die Summe, die<lb/> ihr dazu beſtimmt, gar zu groß.</p> </sp><lb/> <sp who="#Dorothea"> <speaker><hi rendition="#g">Dorothea</hi>.</speaker> <p>Andaloſia iſt noch ein Mann,<lb/> dem eine Dame, ohne ſich zu erniedrigen, ihre<lb/> Liebe ſchenken koͤnnte.</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker> <p>So? ſolchem Gelbſchnabel! Aber<lb/> mir faͤllt ein, der Unmuͤndige hat mehr Geld als<lb/> Verſtand, er ſpielt den Großmuͤthigen, dem will<lb/> ich morgen zuſprechen, es muß ihm eine Ehre ſeyn,<lb/> mir zu borgen. Kommt nur, daß man uns nicht<lb/> vermißt.</p> </sp><lb/> <sp who="#Dorothea"> <speaker><hi rendition="#g">Dorothea</hi>.</speaker> <p>Ei, ihr ſeyd zu zaͤrtlich um mich<lb/> beſorgt.</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker> <p>Was ſich nicht ſchickt, ſchickt ſich<lb/> nicht. — Ueber des Menſchen Geldkaſten moͤcht'<lb/> ich mal kommen duͤrfen!</p> <stage>(ſie gehn ab.)</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Andaloſia</hi> koͤmmt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Es iſt gelungen, alle ſind erſtaunt,<lb/> Wie Maͤrchenwelt und wildes Traumgeſicht<lb/> Umduftet und umſtarrt ſie Glanz und Pracht,<lb/> Und o! was jenſeit aller Wuͤnſche mir<lb/> Dem fernſten Ufer aller Moͤglichkeiten<lb/> Noch geſtern lag, das reift die heutge Sonne<lb/> Und bringt es auf dem Fittig ſchneller Stunden<lb/> Und ſchuͤttet es zu meinen Fuͤßen aus,<lb/> Das Gluͤck, das mehr als Gold, Juwelen, Perlen,<lb/> Ja als die ganze weite Erde gilt,<lb/> Was ich mit meinen Schaͤtzen nie mag kaufen,<lb/> Die Lieb' hat ſich zu eigen mir gegeben.<lb/> Sie koͤmmt hieher zu dieſer ſtillen Laube,<lb/> Die Waͤchter ſind geſtellt, ſie wagt's um mich.</p><lb/> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [306/0316]
Zweite Abtheilung.
ſehn, wo ein Freund, — zwar iſt die Summe, die
ihr dazu beſtimmt, gar zu groß.
Dorothea. Andaloſia iſt noch ein Mann,
dem eine Dame, ohne ſich zu erniedrigen, ihre
Liebe ſchenken koͤnnte.
Theodor.. So? ſolchem Gelbſchnabel! Aber
mir faͤllt ein, der Unmuͤndige hat mehr Geld als
Verſtand, er ſpielt den Großmuͤthigen, dem will
ich morgen zuſprechen, es muß ihm eine Ehre ſeyn,
mir zu borgen. Kommt nur, daß man uns nicht
vermißt.
Dorothea. Ei, ihr ſeyd zu zaͤrtlich um mich
beſorgt.
Theodor.. Was ſich nicht ſchickt, ſchickt ſich
nicht. — Ueber des Menſchen Geldkaſten moͤcht'
ich mal kommen duͤrfen! (ſie gehn ab.)
Andaloſia koͤmmt.
Andaloſia.
Es iſt gelungen, alle ſind erſtaunt,
Wie Maͤrchenwelt und wildes Traumgeſicht
Umduftet und umſtarrt ſie Glanz und Pracht,
Und o! was jenſeit aller Wuͤnſche mir
Dem fernſten Ufer aller Moͤglichkeiten
Noch geſtern lag, das reift die heutge Sonne
Und bringt es auf dem Fittig ſchneller Stunden
Und ſchuͤttet es zu meinen Fuͤßen aus,
Das Gluͤck, das mehr als Gold, Juwelen, Perlen,
Ja als die ganze weite Erde gilt,
Was ich mit meinen Schaͤtzen nie mag kaufen,
Die Lieb' hat ſich zu eigen mir gegeben.
Sie koͤmmt hieher zu dieſer ſtillen Laube,
Die Waͤchter ſind geſtellt, ſie wagt's um mich.
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/316>, abgerufen am 16.02.2025. |