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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
seinen hohen Gästen nun Tannenzapfen und Ho-
belspäne zu essen geben, da er das Feuer mit so
theuern und köstlichen Spezereien angemacht hat.
Dergleichen Narren haben sie hier in England nicht,
dazu mußten wir herüber kommen, um den Leuten
ein solches Beispiel zu geben. Was das nur für
ein Ende nehmen wird, das Brod an einem Feuer
zu backen, wie es die Heiligen im Paradiese nicht
haben, so daß uns jede getrocknete Pflaume, schlecht
gerechnet, an die zehn Thaler kostet, kann nimmer-
mehr zum Guten ausschlagen; ein Feuer haben
wir drinn, für den höchsten Potentaten nicht zu
schlecht, seine Sünden drinn abzubüßen.

Theodor kommt.
Theodor.. Man hälts nicht aus für Wohl-
geruch; wahrlich, ich merke, der Mensch kann im
Verhältniß mehr Gestank als treffliche Düfte er-
tragen: das Feuer ist Wohlgeruch, der Saal eine
Blume, und dann die kostbaren Oehle und Essen-
zen umher gesprengt, daß man in Ohnmacht fal-
len möchte. Sapperment! wie kommt der Mensch
auf solche unmenschliche Anstalten? Sieh da, Diet-
rich; wie gehts, mein guter Esel?
Dietrich. Wohl, gnädiger Herr, zu euren
Diensten.
Theodor.. Du willst in meine Dienste treten?
Dietrich. Nein, Herr Graf, ich bin nur
außerhalb eures Dienstes zu euren Diensten.
Theodor.. Ich versteh dich nicht.
Dietrich. Je nun, ich bin zu euren Dien-
sten euch nicht zu bedienen.
Theodor.. Mach dich deutlich.

Die-
Zweite Abtheilung.
ſeinen hohen Gaͤſten nun Tannenzapfen und Ho-
belſpaͤne zu eſſen geben, da er das Feuer mit ſo
theuern und koͤſtlichen Spezereien angemacht hat.
Dergleichen Narren haben ſie hier in England nicht,
dazu mußten wir heruͤber kommen, um den Leuten
ein ſolches Beiſpiel zu geben. Was das nur fuͤr
ein Ende nehmen wird, das Brod an einem Feuer
zu backen, wie es die Heiligen im Paradieſe nicht
haben, ſo daß uns jede getrocknete Pflaume, ſchlecht
gerechnet, an die zehn Thaler koſtet, kann nimmer-
mehr zum Guten ausſchlagen; ein Feuer haben
wir drinn, fuͤr den hoͤchſten Potentaten nicht zu
ſchlecht, ſeine Suͤnden drinn abzubuͤßen.

Theodor kommt.
Theodor.. Man haͤlts nicht aus fuͤr Wohl-
geruch; wahrlich, ich merke, der Menſch kann im
Verhaͤltniß mehr Geſtank als treffliche Duͤfte er-
tragen: das Feuer iſt Wohlgeruch, der Saal eine
Blume, und dann die koſtbaren Oehle und Eſſen-
zen umher geſprengt, daß man in Ohnmacht fal-
len moͤchte. Sapperment! wie kommt der Menſch
auf ſolche unmenſchliche Anſtalten? Sieh da, Diet-
rich; wie gehts, mein guter Eſel?
Dietrich. Wohl, gnaͤdiger Herr, zu euren
Dienſten.
Theodor.. Du willſt in meine Dienſte treten?
Dietrich. Nein, Herr Graf, ich bin nur
außerhalb eures Dienſtes zu euren Dienſten.
Theodor.. Ich verſteh dich nicht.
Dietrich. Je nun, ich bin zu euren Dien-
ſten euch nicht zu bedienen.
Theodor.. Mach dich deutlich.

Die-
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[304/0314] Zweite Abtheilung. ſeinen hohen Gaͤſten nun Tannenzapfen und Ho- belſpaͤne zu eſſen geben, da er das Feuer mit ſo theuern und koͤſtlichen Spezereien angemacht hat. Dergleichen Narren haben ſie hier in England nicht, dazu mußten wir heruͤber kommen, um den Leuten ein ſolches Beiſpiel zu geben. Was das nur fuͤr ein Ende nehmen wird, das Brod an einem Feuer zu backen, wie es die Heiligen im Paradieſe nicht haben, ſo daß uns jede getrocknete Pflaume, ſchlecht gerechnet, an die zehn Thaler koſtet, kann nimmer- mehr zum Guten ausſchlagen; ein Feuer haben wir drinn, fuͤr den hoͤchſten Potentaten nicht zu ſchlecht, ſeine Suͤnden drinn abzubuͤßen. Theodor kommt. Theodor.. Man haͤlts nicht aus fuͤr Wohl- geruch; wahrlich, ich merke, der Menſch kann im Verhaͤltniß mehr Geſtank als treffliche Duͤfte er- tragen: das Feuer iſt Wohlgeruch, der Saal eine Blume, und dann die koſtbaren Oehle und Eſſen- zen umher geſprengt, daß man in Ohnmacht fal- len moͤchte. Sapperment! wie kommt der Menſch auf ſolche unmenſchliche Anſtalten? Sieh da, Diet- rich; wie gehts, mein guter Eſel? Dietrich. Wohl, gnaͤdiger Herr, zu euren Dienſten. Theodor.. Du willſt in meine Dienſte treten? Dietrich. Nein, Herr Graf, ich bin nur außerhalb eures Dienſtes zu euren Dienſten. Theodor.. Ich verſteh dich nicht. Dietrich. Je nun, ich bin zu euren Dien- ſten euch nicht zu bedienen. Theodor.. Mach dich deutlich. Die-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/314>, abgerufen am 22.11.2024.