Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. armt mich, theure Kinder, meine Rührung ist zugroß, der Seegen des Himmels begleite euch aller- wege, besonders Dich auf Deinen Reisen, geliebte- ster, theuerster, edelster, schönster Andalosia. (küßt ihn, geht ab.) Andalosia. Der Schelm! Ich weiß daß er mir beim Umarmen lieber den Hals umdrehte, wenn er nur dürfte. Ampedo. Er ist so übel nicht, Bruder. Andalosia. Lebe glücklich, guter Ampedo, wir sehn uns vielleicht bald wieder; Diener, Pferde, alles ist zu meinem Zuge bereit. (gehn ab.) Dritte Scene. (London. Zimmer.) Lord Herbert. Lady Herbert. Herbert. Vergeblich bleibt nur alles was wir kämpfen, Der theure König ist verwandelt ganz Seit dieser unglückseelige Adept Hier unser London nur betrat, Gehör Und blind Vertraun des gnäd'gen Herrn gewann, Sind wir wie überflüssig, Reymund, heißts, Soll kommen! was wird Reymund dazu sagen? Hat keiner Reymund heute noch gesehn? Reymund hat mir ein neues Buch versprochen; So schlägt die Glock' zur Messe, Non' und Vesper, Und wir die alten Günstlinge am Hof Sind unbeachtet wie verjährte Moden. Zweite Abtheilung. armt mich, theure Kinder, meine Ruͤhrung iſt zugroß, der Seegen des Himmels begleite euch aller- wege, beſonders Dich auf Deinen Reiſen, geliebte- ſter, theuerſter, edelſter, ſchoͤnſter Andaloſia. (kuͤßt ihn, geht ab.) Andaloſia. Der Schelm! Ich weiß daß er mir beim Umarmen lieber den Hals umdrehte, wenn er nur duͤrfte. Ampedo. Er iſt ſo uͤbel nicht, Bruder. Andaloſia. Lebe gluͤcklich, guter Ampedo, wir ſehn uns vielleicht bald wieder; Diener, Pferde, alles iſt zu meinem Zuge bereit. (gehn ab.) Dritte Scene. (London. Zimmer.) Lord Herbert. Lady Herbert. Herbert. Vergeblich bleibt nur alles was wir kaͤmpfen, Der theure Koͤnig iſt verwandelt ganz Seit dieſer ungluͤckſeelige Adept Hier unſer London nur betrat, Gehoͤr Und blind Vertraun des gnaͤd'gen Herrn gewann, Sind wir wie uͤberfluͤſſig, Reymund, heißts, Soll kommen! was wird Reymund dazu ſagen? Hat keiner Reymund heute noch geſehn? Reymund hat mir ein neues Buch verſprochen; So ſchlaͤgt die Glock' zur Meſſe, Non' und Vesper, Und wir die alten Guͤnſtlinge am Hof Sind unbeachtet wie verjaͤhrte Moden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Limoſin"> <p><pb facs="#f0296" n="286"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> armt mich, theure Kinder, meine Ruͤhrung iſt zu<lb/> groß, der Seegen des Himmels begleite euch aller-<lb/> wege, beſonders Dich auf Deinen Reiſen, geliebte-<lb/> ſter, theuerſter, edelſter, ſchoͤnſter Andaloſia.</p> <stage>(kuͤßt<lb/> ihn, geht ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker> <p>Der Schelm! Ich weiß daß<lb/> er mir beim Umarmen lieber den Hals umdrehte,<lb/> wenn er nur duͤrfte.</p> </sp><lb/> <sp who="#Ampedo"> <speaker><hi rendition="#g">Ampedo</hi>.</speaker> <p>Er iſt ſo uͤbel nicht, Bruder.</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker> <p>Lebe gluͤcklich, guter Ampedo,<lb/> wir ſehn uns vielleicht bald wieder; Diener,<lb/> Pferde, alles iſt zu meinem Zuge bereit.</p> <stage>(gehn ab.)</stage> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Dritte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">London. Zimmer</hi>.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Lord Herbert. Lady Herbert</hi>.</hi> </stage><lb/> <sp who="#Herbert"> <speaker><hi rendition="#g">Herbert</hi>.</speaker><lb/> <p>Vergeblich bleibt nur alles was wir kaͤmpfen,<lb/> Der theure Koͤnig iſt verwandelt ganz<lb/> Seit dieſer ungluͤckſeelige Adept<lb/> Hier unſer London nur betrat, Gehoͤr<lb/> Und blind Vertraun des gnaͤd'gen Herrn gewann,<lb/> Sind wir wie uͤberfluͤſſig, Reymund, heißts,<lb/> Soll kommen! was wird Reymund dazu ſagen?<lb/> Hat keiner Reymund heute noch geſehn?<lb/> Reymund hat mir ein neues Buch verſprochen;<lb/> So ſchlaͤgt die Glock' zur Meſſe, Non' und Vesper,<lb/> Und wir die alten Guͤnſtlinge am Hof<lb/> Sind unbeachtet wie verjaͤhrte Moden.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [286/0296]
Zweite Abtheilung.
armt mich, theure Kinder, meine Ruͤhrung iſt zu
groß, der Seegen des Himmels begleite euch aller-
wege, beſonders Dich auf Deinen Reiſen, geliebte-
ſter, theuerſter, edelſter, ſchoͤnſter Andaloſia. (kuͤßt
ihn, geht ab.)
Andaloſia. Der Schelm! Ich weiß daß
er mir beim Umarmen lieber den Hals umdrehte,
wenn er nur duͤrfte.
Ampedo. Er iſt ſo uͤbel nicht, Bruder.
Andaloſia. Lebe gluͤcklich, guter Ampedo,
wir ſehn uns vielleicht bald wieder; Diener,
Pferde, alles iſt zu meinem Zuge bereit. (gehn ab.)
Dritte Scene.
(London. Zimmer.)
Lord Herbert. Lady Herbert.
Herbert.
Vergeblich bleibt nur alles was wir kaͤmpfen,
Der theure Koͤnig iſt verwandelt ganz
Seit dieſer ungluͤckſeelige Adept
Hier unſer London nur betrat, Gehoͤr
Und blind Vertraun des gnaͤd'gen Herrn gewann,
Sind wir wie uͤberfluͤſſig, Reymund, heißts,
Soll kommen! was wird Reymund dazu ſagen?
Hat keiner Reymund heute noch geſehn?
Reymund hat mir ein neues Buch verſprochen;
So ſchlaͤgt die Glock' zur Meſſe, Non' und Vesper,
Und wir die alten Guͤnſtlinge am Hof
Sind unbeachtet wie verjaͤhrte Moden.
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/296>, abgerufen am 16.02.2025. |