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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.
Ampedo. Sparsam werde ich leben, weil
ich in tausend Aengsten stehe. -- Da kommt der
langweilige Mann, unser Oheim, Graf Limosin.

Graf Limosin kommt.
Limosin. Traute Neffen, ich traure mit euch,
zarte Jünglinge; weiß ich doch noch, was es mei-
nem Herzen kostete, als mein Vater, der Graf
Nimian, und meine Mutter, Marfisa, starben,
diese Schläge sind für unser empfindendes Herz die
schwersten.
Ampedo. (weint) Ja, lieber Oheim; ach! ihr
seyd so gut, und unser Vater war so gut, und wir --
Limosin. Ihr seyd ebenfalls gut, traute
Herzen. Hat mich der seelige, liebe, freigebige
Mann, dem ich schon mein Lebelang so viel zu dan-
ken hatte, nicht auch in seinem Testament so reich-
lich bedacht, daß ich es gar nicht annehmen dürfte
und könnte, wenn es nicht gerade von ihm, dem
Einzigen herrührte, und doch mache ich mir noch
ein gewisses Gewissen daraus, meinen jugendlichen
frohen Andalosia, und meinen zärtlichen und ge-
setzten Ampedo so zu berauben.
Andalosia. Nein, Oheim, genießt es nur froh
und wohlgemuth, wir gönnen es euch von Herzen.
Limosin. Kenn' ich nicht eure Liebe? Zarte
Pflanzen des edelsten Stamms!
Andalosia. Ich wollte eben zu euch kom-
men um Abschied von euch nehmen, denn ich
denke für einige Jahr auf Reisen zu gehn.
Limosin. Bemühe Dich nicht, Neffe: wie
schön, daß ich hier vorbei kam, indem ich aufs
Schloß zur Majestät des Königs will. -- Um-
Fortunat.
Ampedo. Sparſam werde ich leben, weil
ich in tauſend Aengſten ſtehe. — Da kommt der
langweilige Mann, unſer Oheim, Graf Limoſin.

Graf Limoſin kommt.
Limoſin. Traute Neffen, ich traure mit euch,
zarte Juͤnglinge; weiß ich doch noch, was es mei-
nem Herzen koſtete, als mein Vater, der Graf
Nimian, und meine Mutter, Marfiſa, ſtarben,
dieſe Schlaͤge ſind fuͤr unſer empfindendes Herz die
ſchwerſten.
Ampedo. (weint) Ja, lieber Oheim; ach! ihr
ſeyd ſo gut, und unſer Vater war ſo gut, und wir —
Limoſin. Ihr ſeyd ebenfalls gut, traute
Herzen. Hat mich der ſeelige, liebe, freigebige
Mann, dem ich ſchon mein Lebelang ſo viel zu dan-
ken hatte, nicht auch in ſeinem Teſtament ſo reich-
lich bedacht, daß ich es gar nicht annehmen duͤrfte
und koͤnnte, wenn es nicht gerade von ihm, dem
Einzigen herruͤhrte, und doch mache ich mir noch
ein gewiſſes Gewiſſen daraus, meinen jugendlichen
frohen Andaloſia, und meinen zaͤrtlichen und ge-
ſetzten Ampedo ſo zu berauben.
Andaloſia. Nein, Oheim, genießt es nur froh
und wohlgemuth, wir goͤnnen es euch von Herzen.
Limoſin. Kenn' ich nicht eure Liebe? Zarte
Pflanzen des edelſten Stamms!
Andaloſia. Ich wollte eben zu euch kom-
men um Abſchied von euch nehmen, denn ich
denke fuͤr einige Jahr auf Reiſen zu gehn.
Limoſin. Bemuͤhe Dich nicht, Neffe: wie
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[285/0295] Fortunat. Ampedo. Sparſam werde ich leben, weil ich in tauſend Aengſten ſtehe. — Da kommt der langweilige Mann, unſer Oheim, Graf Limoſin. Graf Limoſin kommt. Limoſin. Traute Neffen, ich traure mit euch, zarte Juͤnglinge; weiß ich doch noch, was es mei- nem Herzen koſtete, als mein Vater, der Graf Nimian, und meine Mutter, Marfiſa, ſtarben, dieſe Schlaͤge ſind fuͤr unſer empfindendes Herz die ſchwerſten. Ampedo. (weint) Ja, lieber Oheim; ach! ihr ſeyd ſo gut, und unſer Vater war ſo gut, und wir — Limoſin. Ihr ſeyd ebenfalls gut, traute Herzen. Hat mich der ſeelige, liebe, freigebige Mann, dem ich ſchon mein Lebelang ſo viel zu dan- ken hatte, nicht auch in ſeinem Teſtament ſo reich- lich bedacht, daß ich es gar nicht annehmen duͤrfte und koͤnnte, wenn es nicht gerade von ihm, dem Einzigen herruͤhrte, und doch mache ich mir noch ein gewiſſes Gewiſſen daraus, meinen jugendlichen frohen Andaloſia, und meinen zaͤrtlichen und ge- ſetzten Ampedo ſo zu berauben. Andaloſia. Nein, Oheim, genießt es nur froh und wohlgemuth, wir goͤnnen es euch von Herzen. Limoſin. Kenn' ich nicht eure Liebe? Zarte Pflanzen des edelſten Stamms! Andaloſia. Ich wollte eben zu euch kom- men um Abſchied von euch nehmen, denn ich denke fuͤr einige Jahr auf Reiſen zu gehn. Limoſin. Bemuͤhe Dich nicht, Neffe: wie ſchoͤn, daß ich hier vorbei kam, indem ich aufs Schloß zur Majeſtaͤt des Koͤnigs will. — Um-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/295>, abgerufen am 22.11.2024.