Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Den Wasserkrug, das kleine Spitzglas Wein,Das grobe Deckzeug voller Fleck' und Löcher: Die Freudenthränen stürzen mir ins Auge, Das es in dieser Welt noch Herrn giebt Die wegsehn über jed alfanzig Wesen, Den Edelmann trotz dem zu finden wissen, Und sich mit ihm zum leeren Tische setzen. Graziana. Nun ist geschehn, was Ihr befohlen habt. Theodor.. Ich glaube gar, Du flennst aus Jammersinn. Ja Weiber bleiben Weiber, gnädger Herr, Sie kann es nun und nimmermehr verschmerzen, Daß es bei uns hoch herging ehemals. Fortunat. Doch eh' ich mich zu Tische niedersetze, Erlaubt vorher die Hände mir zu waschen. Theodor.. Und mir erlaubt das Becken Euch zu halten. Nimm, Frau, die Gießkanne. Nun, siehst Du wohl, Daß unser Silber noch zu Ehren kommt? Wie gut, daß wir das alte Zeug behielten! Graziana. Hier trocknet Euch, Herr Graf, an diesem Tuch. Fortunat. (fällt nieder.) Und keiner kennt mich? Euren Fortunat? Mein Vater! Mutter! Gebt mir Euren Seegen. Theodor.. Herr Gott! -- Was Teufel! -- Ei, Herr Graf! da fällt Zweite Abtheilung. Den Waſſerkrug, das kleine Spitzglas Wein,Das grobe Deckzeug voller Fleck' und Loͤcher: Die Freudenthraͤnen ſtuͤrzen mir ins Auge, Das es in dieſer Welt noch Herrn giebt Die wegſehn uͤber jed alfanzig Weſen, Den Edelmann trotz dem zu finden wiſſen, Und ſich mit ihm zum leeren Tiſche ſetzen. Graziana. Nun iſt geſchehn, was Ihr befohlen habt. Theodor.. Ich glaube gar, Du flennſt aus Jammerſinn. Ja Weiber bleiben Weiber, gnaͤdger Herr, Sie kann es nun und nimmermehr verſchmerzen, Daß es bei uns hoch herging ehemals. Fortunat. Doch eh' ich mich zu Tiſche niederſetze, Erlaubt vorher die Haͤnde mir zu waſchen. Theodor.. Und mir erlaubt das Becken Euch zu halten. Nimm, Frau, die Gießkanne. Nun, ſiehſt Du wohl, Daß unſer Silber noch zu Ehren kommt? Wie gut, daß wir das alte Zeug behielten! Graziana. Hier trocknet Euch, Herr Graf, an dieſem Tuch. Fortunat. (faͤllt nieder.) Und keiner kennt mich? Euren Fortunat? Mein Vater! Mutter! Gebt mir Euren Seegen. Theodor.. Herr Gott! — Was Teufel! — Ei, Herr Graf! da faͤllt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#THEO"> <p><pb facs="#f0224" n="214"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> Den Waſſerkrug, das kleine Spitzglas Wein,<lb/> Das grobe Deckzeug voller Fleck' und Loͤcher:<lb/> Die Freudenthraͤnen ſtuͤrzen mir ins Auge,<lb/> Das es in dieſer Welt noch Herrn giebt<lb/> Die wegſehn uͤber jed alfanzig Weſen,<lb/> Den Edelmann trotz dem zu finden wiſſen,<lb/> Und ſich mit ihm zum leeren Tiſche ſetzen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Graziana"> <speaker><hi rendition="#g">Graziana</hi>.</speaker><lb/> <p>Nun iſt geſchehn, was Ihr befohlen habt.</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>Ich glaube gar, Du flennſt aus Jammerſinn.<lb/> Ja Weiber bleiben Weiber, gnaͤdger Herr,<lb/> Sie kann es nun und nimmermehr verſchmerzen,<lb/> Daß es bei uns hoch herging ehemals.</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/> <p>Doch eh' ich mich zu Tiſche niederſetze,<lb/> Erlaubt vorher die Haͤnde mir zu waſchen.</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>Und mir erlaubt das Becken Euch zu halten.<lb/> Nimm, Frau, die Gießkanne. Nun, ſiehſt Du<lb/><hi rendition="#et">wohl,</hi><lb/> Daß unſer Silber noch zu Ehren kommt?<lb/> Wie gut, daß wir das alte Zeug behielten!</p> </sp><lb/> <sp who="#Graziana"> <speaker><hi rendition="#g">Graziana</hi>.</speaker><lb/> <p>Hier trocknet Euch, Herr Graf, an dieſem Tuch.</p> </sp><lb/> <sp who="#Fortunat"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <stage>(faͤllt nieder.)</stage><lb/> <p>Und keiner kennt mich? Euren Fortunat?<lb/> Mein Vater! Mutter! Gebt mir Euren Seegen.</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>Herr Gott! — Was Teufel! — Ei, Herr Graf!<lb/><hi rendition="#et">da faͤllt</hi><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0224]
Zweite Abtheilung.
Den Waſſerkrug, das kleine Spitzglas Wein,
Das grobe Deckzeug voller Fleck' und Loͤcher:
Die Freudenthraͤnen ſtuͤrzen mir ins Auge,
Das es in dieſer Welt noch Herrn giebt
Die wegſehn uͤber jed alfanzig Weſen,
Den Edelmann trotz dem zu finden wiſſen,
Und ſich mit ihm zum leeren Tiſche ſetzen.
Graziana.
Nun iſt geſchehn, was Ihr befohlen habt.
Theodor..
Ich glaube gar, Du flennſt aus Jammerſinn.
Ja Weiber bleiben Weiber, gnaͤdger Herr,
Sie kann es nun und nimmermehr verſchmerzen,
Daß es bei uns hoch herging ehemals.
Fortunat.
Doch eh' ich mich zu Tiſche niederſetze,
Erlaubt vorher die Haͤnde mir zu waſchen.
Theodor..
Und mir erlaubt das Becken Euch zu halten.
Nimm, Frau, die Gießkanne. Nun, ſiehſt Du
wohl,
Daß unſer Silber noch zu Ehren kommt?
Wie gut, daß wir das alte Zeug behielten!
Graziana.
Hier trocknet Euch, Herr Graf, an dieſem Tuch.
Fortunat. (faͤllt nieder.)
Und keiner kennt mich? Euren Fortunat?
Mein Vater! Mutter! Gebt mir Euren Seegen.
Theodor..
Herr Gott! — Was Teufel! — Ei, Herr Graf!
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