Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Mein Sinn war auf der Städt' und LänderSitte, Auf Schifffarth, Krieg und Kaufmannschaft ge- richtet, Ihr saht an Höfen, in den feinsten Zirkeln Der Damen manche, bildetet den Sinn, Ihr laset viel und habt noch mehr gedacht, So wird es Eurer Weisheit leichter fallen Den besten Rath zu fassen, als dem Diener, Der unbeholfen nur den Unwill'n reizte. Fortunat. Ich kenne Dich, daß Du mit scharfem Auge Die Menschen prüfst, nicht leicht in ihnen irrst, Ich fordre die Ergebenheit von Dir, Denn ohne Dich will ich mich nicht entschließen. Erwäg', ich wandle diesen Gang hinab, Kehr' ich zurück, verlang' ich die Entscheidung. (ab.) Leopold. Ein Wort in Ehesachen sprechen, heißt Den Brand in Stroh hinwerfen, ob es brennt, Den biß'gen Hund in seinen Rachen fassen, Ob uns sein grimmer Zahn verletzt, ob nicht: Allein er duldet keinen Widerspruch, Er ist zu reich und hochgewöhnt, als daß Man sprechen dürfte so wie Freund zu Freund, Er hat gewiß schon [vor]gefaßte Meinung, Und treff' ich die, werd ich ihm lieber noch; Noch weiser und erfahrner schein' ich dann, Er meint sein Glück hab' er mir mit zu danken; Doch lenkt zu einer andern sich mein Sinn Fortunat. Mein Sinn war auf der Staͤdt' und LaͤnderSitte, Auf Schifffarth, Krieg und Kaufmannſchaft ge- richtet, Ihr ſaht an Hoͤfen, in den feinſten Zirkeln Der Damen manche, bildetet den Sinn, Ihr laſet viel und habt noch mehr gedacht, So wird es Eurer Weisheit leichter fallen Den beſten Rath zu faſſen, als dem Diener, Der unbeholfen nur den Unwill'n reizte. Fortunat. Ich kenne Dich, daß Du mit ſcharfem Auge Die Menſchen pruͤfſt, nicht leicht in ihnen irrſt, Ich fordre die Ergebenheit von Dir, Denn ohne Dich will ich mich nicht entſchließen. Erwaͤg', ich wandle dieſen Gang hinab, Kehr' ich zuruͤck, verlang' ich die Entſcheidung. (ab.) Leopold. Ein Wort in Eheſachen ſprechen, heißt Den Brand in Stroh hinwerfen, ob es brennt, Den biß'gen Hund in ſeinen Rachen faſſen, Ob uns ſein grimmer Zahn verletzt, ob nicht: Allein er duldet keinen Widerſpruch, Er iſt zu reich und hochgewoͤhnt, als daß Man ſprechen duͤrfte ſo wie Freund zu Freund, Er hat gewiß ſchon [vor]gefaßte Meinung, Und treff' ich die, werd ich ihm lieber noch; Noch weiſer und erfahrner ſchein' ich dann, Er meint ſein Gluͤck hab' er mir mit zu danken; Doch lenkt zu einer andern ſich mein Sinn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Leopold"> <p><pb facs="#f0217" n="207"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> Mein Sinn war auf der Staͤdt' und Laͤnder<lb/><hi rendition="#et">Sitte,</hi><lb/> Auf Schifffarth, Krieg und Kaufmannſchaft ge-<lb/><hi rendition="#et">richtet,</hi><lb/> Ihr ſaht an Hoͤfen, in den feinſten Zirkeln<lb/> Der Damen manche, bildetet den Sinn,<lb/> Ihr laſet viel und habt noch mehr gedacht,<lb/> So wird es Eurer Weisheit leichter fallen<lb/> Den beſten Rath zu faſſen, als dem Diener,<lb/> Der unbeholfen nur den Unwill'n reizte.</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich kenne Dich, daß Du mit ſcharfem Auge<lb/> Die Menſchen pruͤfſt, nicht leicht in ihnen irrſt,<lb/> Ich fordre die Ergebenheit von Dir,<lb/> Denn ohne Dich will ich mich nicht entſchließen.<lb/> Erwaͤg', ich wandle dieſen Gang hinab,<lb/> Kehr' ich zuruͤck, verlang' ich die Entſcheidung.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(ab.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Leopold"> <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker><lb/> <p>Ein Wort in Eheſachen ſprechen, heißt<lb/> Den Brand in Stroh hinwerfen, ob es brennt,<lb/> Den biß'gen Hund in ſeinen Rachen faſſen,<lb/> Ob uns ſein grimmer Zahn verletzt, ob nicht:<lb/> Allein er duldet keinen Widerſpruch,<lb/> Er iſt zu reich und hochgewoͤhnt, als daß<lb/> Man ſprechen duͤrfte ſo wie Freund zu Freund,<lb/> Er hat gewiß ſchon <supplied>vor</supplied>gefaßte Meinung,<lb/> Und treff' ich die, werd ich ihm lieber noch;<lb/> Noch weiſer und erfahrner ſchein' ich dann,<lb/> Er meint ſein Gluͤck hab' er mir mit zu danken;<lb/> Doch lenkt zu einer andern ſich mein Sinn<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0217]
Fortunat.
Mein Sinn war auf der Staͤdt' und Laͤnder
Sitte,
Auf Schifffarth, Krieg und Kaufmannſchaft ge-
richtet,
Ihr ſaht an Hoͤfen, in den feinſten Zirkeln
Der Damen manche, bildetet den Sinn,
Ihr laſet viel und habt noch mehr gedacht,
So wird es Eurer Weisheit leichter fallen
Den beſten Rath zu faſſen, als dem Diener,
Der unbeholfen nur den Unwill'n reizte.
Fortunat.
Ich kenne Dich, daß Du mit ſcharfem Auge
Die Menſchen pruͤfſt, nicht leicht in ihnen irrſt,
Ich fordre die Ergebenheit von Dir,
Denn ohne Dich will ich mich nicht entſchließen.
Erwaͤg', ich wandle dieſen Gang hinab,
Kehr' ich zuruͤck, verlang' ich die Entſcheidung.
(ab.)
Leopold.
Ein Wort in Eheſachen ſprechen, heißt
Den Brand in Stroh hinwerfen, ob es brennt,
Den biß'gen Hund in ſeinen Rachen faſſen,
Ob uns ſein grimmer Zahn verletzt, ob nicht:
Allein er duldet keinen Widerſpruch,
Er iſt zu reich und hochgewoͤhnt, als daß
Man ſprechen duͤrfte ſo wie Freund zu Freund,
Er hat gewiß ſchon vorgefaßte Meinung,
Und treff' ich die, werd ich ihm lieber noch;
Noch weiſer und erfahrner ſchein' ich dann,
Er meint ſein Gluͤck hab' er mir mit zu danken;
Doch lenkt zu einer andern ſich mein Sinn
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