Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Fortunat. Ja, Vater, fast sollt' man bereuen, daß Man lebt, s' ist wahrlich nicht der Mühe werth. Theodor.. Schweig still, ich habe schon Verdruß genug. Am Ende -- ja, um Dich thut's mir nur leid -- Groß ist er, stark, nicht ohne Witz und Sinn -- Und bleibt doch immer nur ein Tagedieb. Fortunat. Still, Vater, Cypern ist ja nicht die Welt, Da draus ist's groß und frei, wer weiß, wo noch Mein Glück mir blüht; ich fühle Muth und Kraft, Ich bleibe nicht wie Ihr, so heimisch, still Auf einem Flecke sitzen; und dann giebt sich's Wohl noch einmal, daß ich mit meinem Zuge, Mit schönen Pferden, Dienern, Falkenjägern Einreit'; Ihr steht dann vor der Thür, begrüßt mich, Ich tret' in's Haus, Ihr ladet mich zu Tisch, Und haltet mir beim Waschen selbst das Becken. Theodor. (giebt ihm einen Backenschlag.) Da nimm vorerst den Handschlag drauf du Bube! Dein eigner Vater Dir, du Unverschämter, Das Silberbecken halten, sich vergessen? Fortunat. Schon gut, noch ist nicht aller Tage Abend, Und über Nacht blüht manchem wohl sein Glück. (geht ab.) Theodor.. Bei alle dem recht adliche Gesinnung. Ihm's Becken halten? Hm, so übel nicht, Fortunat. Fortunat. Ja, Vater, faſt ſollt' man bereuen, daß Man lebt, s' iſt wahrlich nicht der Muͤhe werth. Theodor.. Schweig ſtill, ich habe ſchon Verdruß genug. Am Ende — ja, um Dich thut's mir nur leid — Groß iſt er, ſtark, nicht ohne Witz und Sinn — Und bleibt doch immer nur ein Tagedieb. Fortunat. Still, Vater, Cypern iſt ja nicht die Welt, Da draus iſt's groß und frei, wer weiß, wo noch Mein Gluͤck mir bluͤht; ich fuͤhle Muth und Kraft, Ich bleibe nicht wie Ihr, ſo heimiſch, ſtill Auf einem Flecke ſitzen; und dann giebt ſich's Wohl noch einmal, daß ich mit meinem Zuge, Mit ſchoͤnen Pferden, Dienern, Falkenjaͤgern Einreit'; Ihr ſteht dann vor der Thuͤr, begruͤßt mich, Ich tret' in's Haus, Ihr ladet mich zu Tiſch, Und haltet mir beim Waſchen ſelbſt das Becken. Theodor. (giebt ihm einen Backenſchlag.) Da nimm vorerſt den Handſchlag drauf du Bube! Dein eigner Vater Dir, du Unverſchaͤmter, Das Silberbecken halten, ſich vergeſſen? Fortunat. Schon gut, noch iſt nicht aller Tage Abend, Und uͤber Nacht bluͤht manchem wohl ſein Gluͤck. (geht ab.) Theodor.. Bei alle dem recht adliche Geſinnung. Ihm's Becken halten? Hm, ſo uͤbel nicht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0021" n="11"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja, Vater, faſt ſollt' man bereuen, daß<lb/> Man lebt, s' iſt wahrlich nicht der Muͤhe werth.</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>Schweig ſtill, ich habe ſchon Verdruß genug.<lb/> Am Ende — ja, um Dich thut's mir nur leid —<lb/> Groß iſt er, ſtark, nicht ohne Witz und Sinn —<lb/> Und bleibt doch immer nur ein Tagedieb.</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/> <p>Still, Vater, Cypern iſt ja nicht die Welt,<lb/> Da draus iſt's groß und frei, wer weiß, wo noch<lb/> Mein Gluͤck mir bluͤht; ich fuͤhle Muth und Kraft,<lb/> Ich bleibe nicht wie Ihr, ſo heimiſch, ſtill<lb/> Auf einem Flecke ſitzen; und dann giebt ſich's<lb/> Wohl noch einmal, daß ich mit meinem Zuge,<lb/> Mit ſchoͤnen Pferden, Dienern, Falkenjaͤgern<lb/> Einreit'; Ihr ſteht dann vor der Thuͤr, begruͤßt<lb/><hi rendition="#et">mich,</hi><lb/> Ich tret' in's Haus, Ihr ladet mich zu Tiſch,<lb/> Und haltet mir beim Waſchen ſelbſt das Becken.</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>.</speaker> <stage>(giebt ihm einen Backenſchlag.)</stage><lb/> <p>Da nimm vorerſt den Handſchlag drauf du Bube!<lb/> Dein eigner Vater Dir, du Unverſchaͤmter,<lb/> Das Silberbecken halten, ſich vergeſſen?</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/> <p>Schon gut, noch iſt nicht aller Tage Abend,<lb/> Und uͤber Nacht bluͤht manchem wohl ſein Gluͤck.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(<hi rendition="#g">geht ab</hi>.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>Bei alle dem recht adliche Geſinnung.<lb/> Ihm's Becken halten? Hm, ſo uͤbel nicht,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0021]
Fortunat.
Fortunat.
Ja, Vater, faſt ſollt' man bereuen, daß
Man lebt, s' iſt wahrlich nicht der Muͤhe werth.
Theodor..
Schweig ſtill, ich habe ſchon Verdruß genug.
Am Ende — ja, um Dich thut's mir nur leid —
Groß iſt er, ſtark, nicht ohne Witz und Sinn —
Und bleibt doch immer nur ein Tagedieb.
Fortunat.
Still, Vater, Cypern iſt ja nicht die Welt,
Da draus iſt's groß und frei, wer weiß, wo noch
Mein Gluͤck mir bluͤht; ich fuͤhle Muth und Kraft,
Ich bleibe nicht wie Ihr, ſo heimiſch, ſtill
Auf einem Flecke ſitzen; und dann giebt ſich's
Wohl noch einmal, daß ich mit meinem Zuge,
Mit ſchoͤnen Pferden, Dienern, Falkenjaͤgern
Einreit'; Ihr ſteht dann vor der Thuͤr, begruͤßt
mich,
Ich tret' in's Haus, Ihr ladet mich zu Tiſch,
Und haltet mir beim Waſchen ſelbſt das Becken.
Theodor. (giebt ihm einen Backenſchlag.)
Da nimm vorerſt den Handſchlag drauf du Bube!
Dein eigner Vater Dir, du Unverſchaͤmter,
Das Silberbecken halten, ſich vergeſſen?
Fortunat.
Schon gut, noch iſt nicht aller Tage Abend,
Und uͤber Nacht bluͤht manchem wohl ſein Gluͤck.
(geht ab.)
Theodor..
Bei alle dem recht adliche Geſinnung.
Ihm's Becken halten? Hm, ſo uͤbel nicht,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |