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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
Wir haben nichts, den Todschlag zu vertreten,
Und jeder Richterspruch wird uns verdammen.
Leopold.
Beruhigt Euch, und sammelt Eure Geister,
Wir finden wohl noch Mittel zu entkommen.
Daniel, hinaus, kein Wort von Deinen Lippen
Was Du hier hast gesehn! Treib alle Diener,
Daß sie in schnellster Eil die Rosse satteln,
Die Bündel, das Gepäcke schleunig schnüren,
Daß binnen einer Stunde schon die Stadt
In unserm Rücken liegt, und laß sie singen
Und fröhlich seyn, sing selbst mit lauter Stimme,
Daß jeder sehe, wie vergnügt wir sind.
Daniel.
Herr Leopold, ich hab' nur schlechte Stimme,
Und was ist's denn, was wir so singen sollen?
Leopold.
Fort, Narr! Liebeslieder! Was Ihr wollt!
Daniel.
Als wenn sich's auf Commando singen ließe!
(ab.)
Leopold.
Noch ist es finster, Niemand wach im Hause,
Es liegt ein alter Brunn hinter den Ställen,
Da werf ich in den tiefen Raum den Schelm;
Der Born wird nicht gebraucht, da find't ihn keiner,
Und findt man ihn, sind wir schon weit entfernt.

(trägt den Leichnam fort.)
Fortunat.
So folgt mir denn Gefahr stets auf der Ferse? --
Man zieht uns ein, -- wer sag' ich, daß ich bin?
Zweite Abtheilung.
Wir haben nichts, den Todſchlag zu vertreten,
Und jeder Richterſpruch wird uns verdammen.
Leopold.
Beruhigt Euch, und ſammelt Eure Geiſter,
Wir finden wohl noch Mittel zu entkommen.
Daniel, hinaus, kein Wort von Deinen Lippen
Was Du hier haſt geſehn! Treib alle Diener,
Daß ſie in ſchnellſter Eil die Roſſe ſatteln,
Die Buͤndel, das Gepaͤcke ſchleunig ſchnuͤren,
Daß binnen einer Stunde ſchon die Stadt
In unſerm Ruͤcken liegt, und laß ſie ſingen
Und froͤhlich ſeyn, ſing ſelbſt mit lauter Stimme,
Daß jeder ſehe, wie vergnuͤgt wir ſind.
Daniel.
Herr Leopold, ich hab' nur ſchlechte Stimme,
Und was iſt's denn, was wir ſo ſingen ſollen?
Leopold.
Fort, Narr! Liebeslieder! Was Ihr wollt!
Daniel.
Als wenn ſich's auf Commando ſingen ließe!
(ab.)
Leopold.
Noch iſt es finſter, Niemand wach im Hauſe,
Es liegt ein alter Brunn hinter den Staͤllen,
Da werf ich in den tiefen Raum den Schelm;
Der Born wird nicht gebraucht, da find't ihn keiner,
Und findt man ihn, ſind wir ſchon weit entfernt.

(traͤgt den Leichnam fort.)
Fortunat.
So folgt mir denn Gefahr ſtets auf der Ferſe? —
Man zieht uns ein, — wer ſag' ich, daß ich bin?
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[184/0194] Zweite Abtheilung. Wir haben nichts, den Todſchlag zu vertreten, Und jeder Richterſpruch wird uns verdammen. Leopold. Beruhigt Euch, und ſammelt Eure Geiſter, Wir finden wohl noch Mittel zu entkommen. Daniel, hinaus, kein Wort von Deinen Lippen Was Du hier haſt geſehn! Treib alle Diener, Daß ſie in ſchnellſter Eil die Roſſe ſatteln, Die Buͤndel, das Gepaͤcke ſchleunig ſchnuͤren, Daß binnen einer Stunde ſchon die Stadt In unſerm Ruͤcken liegt, und laß ſie ſingen Und froͤhlich ſeyn, ſing ſelbſt mit lauter Stimme, Daß jeder ſehe, wie vergnuͤgt wir ſind. Daniel. Herr Leopold, ich hab' nur ſchlechte Stimme, Und was iſt's denn, was wir ſo ſingen ſollen? Leopold. Fort, Narr! Liebeslieder! Was Ihr wollt! Daniel. Als wenn ſich's auf Commando ſingen ließe! (ab.) Leopold. Noch iſt es finſter, Niemand wach im Hauſe, Es liegt ein alter Brunn hinter den Staͤllen, Da werf ich in den tiefen Raum den Schelm; Der Born wird nicht gebraucht, da find't ihn keiner, Und findt man ihn, ſind wir ſchon weit entfernt. (traͤgt den Leichnam fort.) Fortunat. So folgt mir denn Gefahr ſtets auf der Ferſe? — Man zieht uns ein, — wer ſag' ich, daß ich bin?

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/194>, abgerufen am 27.11.2024.