Fortunat. Es ist schon spät, und da wir morgen früh Mit Tages Anbruch abzureisen denken, So werf' ich mich bekleidet auf das Bett.
Leopold. Ich folge gern dem Beispiel, doch Euch, Herr, Der Ihr des ungewohnt, wird es ermüden.
Fortunat. Ich habe größere Beschwer erduldet.
Leopold. So gehen wir nach Eurer Heimath nun?
Fortunat. Ja, Du hast mir die Sehnsucht aufgeweckt, Und, sonderbar, daß ich nicht früher schon Des Vaterlands, der theuren Eltern dachte; Der Trieb, mir Land und Städte zu besehn, Verdeckte ganz mir mein Gemüth und Herz Für jede andre Luft, doch können wir Von dort noch manches fremde Reich besuchen. Die Nacht ist still, kein Lüftchen regt sich jezt, Kein Schall, kein Athem in der Einsamkeit, -- Nun schlafe wohl, -- das Auge fällt mir zu. (entschläft.)
Leopold. Lieg hier, mein Schwerdt, daß wenn Besuch uns wieder
Fortunat.
Siebente Scene.
(Zimmer)
Fortunat, Leopold.
Fortunat. Es iſt ſchon ſpaͤt, und da wir morgen fruͤh Mit Tages Anbruch abzureiſen denken, So werf' ich mich bekleidet auf das Bett.
Leopold. Ich folge gern dem Beiſpiel, doch Euch, Herr, Der Ihr des ungewohnt, wird es ermuͤden.
Fortunat. Ich habe groͤßere Beſchwer erduldet.
Leopold. So gehen wir nach Eurer Heimath nun?
Fortunat. Ja, Du haſt mir die Sehnſucht aufgeweckt, Und, ſonderbar, daß ich nicht fruͤher ſchon Des Vaterlands, der theuren Eltern dachte; Der Trieb, mir Land und Staͤdte zu beſehn, Verdeckte ganz mir mein Gemuͤth und Herz Fuͤr jede andre Luft, doch koͤnnen wir Von dort noch manches fremde Reich beſuchen. Die Nacht iſt ſtill, kein Luͤftchen regt ſich jezt, Kein Schall, kein Athem in der Einſamkeit, — Nun ſchlafe wohl, — das Auge faͤllt mir zu. (entſchlaͤft.)
Leopold. Lieg hier, mein Schwerdt, daß wenn Beſuch uns wieder
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Fortunat.
Siebente Scene.
(Zimmer)
Fortunat, Leopold.
Fortunat.
Es iſt ſchon ſpaͤt, und da wir morgen fruͤh
Mit Tages Anbruch abzureiſen denken,
So werf' ich mich bekleidet auf das Bett.
Leopold.
Ich folge gern dem Beiſpiel, doch Euch, Herr,
Der Ihr des ungewohnt, wird es ermuͤden.
Fortunat.
Ich habe groͤßere Beſchwer erduldet.
Leopold.
So gehen wir nach Eurer Heimath nun?
Fortunat.
Ja, Du haſt mir die Sehnſucht aufgeweckt,
Und, ſonderbar, daß ich nicht fruͤher ſchon
Des Vaterlands, der theuren Eltern dachte;
Der Trieb, mir Land und Staͤdte zu beſehn,
Verdeckte ganz mir mein Gemuͤth und Herz
Fuͤr jede andre Luft, doch koͤnnen wir
Von dort noch manches fremde Reich beſuchen.
Die Nacht iſt ſtill, kein Luͤftchen regt ſich jezt,
Kein Schall, kein Athem in der Einſamkeit, —
Nun ſchlafe wohl, — das Auge faͤllt mir zu.
(entſchlaͤft.)
Leopold.
Lieg hier, mein Schwerdt, daß wenn Beſuch
uns wieder
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/191>, abgerufen am 23.02.2025.
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