ehrlich, so kann er hieher kommen, sich erkundigen, sehn; aber solche Leute giebts in unsrer Welt nicht, darum packt Euch!
Abel. Ich bin schon fort. Ich habe nie Leute gesehn, die so ihr Glück mit Händen und Füßen von sich stoßen. (geht ab.)
Helena. Du hast Dich wieder geärgert, lieber Alter, und bist doch vielleicht allzumißtrauisch.
Wasmuth. Lehre mich die Welt und Men- schen nicht kennen! das wäre ja wie aus alten Mährchen und Wundergeschichten, daß es wieder Leute gäbe, die in der Welt herumreisten, um Noth- leidende glücklich zu machen. Kommt hinein, wir haben heut nur Brod und Wasser, aber wir kön- nen uns sagen, daß wir ehrlich sind; ist morgen die Noth noch größer, so muß der himmlische Va- ter sorgen. (sie gehn.)
Dritte Scene.
(Gasthof.)
Abel. allein. Das ganze Wesen mit meinem Gaste ist mir ein Räthsel. Er thut so reich, er hat so viele Pferde und Menschen bei sich, sein Benehmen ist so vor- nehm, und doch kein baares Geld! Nun will er ein
Fortunat.
ehrlich, ſo kann er hieher kommen, ſich erkundigen, ſehn; aber ſolche Leute giebts in unſrer Welt nicht, darum packt Euch!
Abel. Ich bin ſchon fort. Ich habe nie Leute geſehn, die ſo ihr Gluͤck mit Haͤnden und Fuͤßen von ſich ſtoßen. (geht ab.)
Helena. Du haſt Dich wieder geaͤrgert, lieber Alter, und biſt doch vielleicht allzumißtrauiſch.
Wasmuth. Lehre mich die Welt und Men- ſchen nicht kennen! das waͤre ja wie aus alten Maͤhrchen und Wundergeſchichten, daß es wieder Leute gaͤbe, die in der Welt herumreiſten, um Noth- leidende gluͤcklich zu machen. Kommt hinein, wir haben heut nur Brod und Waſſer, aber wir koͤn- nen uns ſagen, daß wir ehrlich ſind; iſt morgen die Noth noch groͤßer, ſo muß der himmliſche Va- ter ſorgen. (ſie gehn.)
Dritte Scene.
(Gaſthof.)
Abel. allein. Das ganze Weſen mit meinem Gaſte iſt mir ein Raͤthſel. Er thut ſo reich, er hat ſo viele Pferde und Menſchen bei ſich, ſein Benehmen iſt ſo vor- nehm, und doch kein baares Geld! Nun will er ein
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Fortunat.
ehrlich, ſo kann er hieher kommen, ſich erkundigen,
ſehn; aber ſolche Leute giebts in unſrer Welt nicht,
darum packt Euch!
Abel. Ich bin ſchon fort. Ich habe nie Leute
geſehn, die ſo ihr Gluͤck mit Haͤnden und Fuͤßen
von ſich ſtoßen.
(geht ab.)
Helena. Du haſt Dich wieder geaͤrgert, lieber
Alter, und biſt doch vielleicht allzumißtrauiſch.
Wasmuth. Lehre mich die Welt und Men-
ſchen nicht kennen! das waͤre ja wie aus alten
Maͤhrchen und Wundergeſchichten, daß es wieder
Leute gaͤbe, die in der Welt herumreiſten, um Noth-
leidende gluͤcklich zu machen. Kommt hinein, wir
haben heut nur Brod und Waſſer, aber wir koͤn-
nen uns ſagen, daß wir ehrlich ſind; iſt morgen
die Noth noch groͤßer, ſo muß der himmliſche Va-
ter ſorgen.
(ſie gehn.)
Dritte Scene.
(Gaſthof.)
Abel. allein.
Das ganze Weſen mit meinem Gaſte iſt mir
ein Raͤthſel. Er thut ſo reich, er hat ſo viele Pferde
und Menſchen bei ſich, ſein Benehmen iſt ſo vor-
nehm, und doch kein baares Geld! Nun will er ein
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/169>, abgerufen am 17.02.2025.
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