Placidus. Er wandelt drüben im Garten; was giebt es denn?
Marcus. Pilgrimme, die das Fegefeuer be- suchen wollen, vornehme, reiche Leute. (schnell ab.)
Ambrosius. Könnt Ihrs begreifen, daß sich immer noch zu Zeiten Menschen finden, die da hinten in den finstern Löchern herum kriechen mögen?
Placidus. Einer thuts dem andern nach, um doch sagen zu können, er sey dort gewesen.
Ambrosius. Lange schon hats uns an Be- such gefehlt. Wenn sie reich sind, werden sie ge- wiß gut aufgenommen werden. Der Abt, Fortunat, Leopold, Diener, Mönche.
Abt. Gesegnet sey der Gang in diese Hallen, Das fromme Herz, der tief gerührte Sinn, Die demuthsvoll zum Haus des Herren wandeln, Zu schauen seine Unbegreiflichkeit.
Fortunat. Ihr nehmt uns wohl, ehrwürdiger Herr Abt, Auf einen Tag in Euern Mauern auf.
Abt. Es ist dies arme Häuslein hochgeehrt, Daß es herbergen darf den Wohlthäter, Der Armen Vater, der so viel uns lieh.
Zweite Abtheilung.
Bruder Marcus koͤmmt.
Marcus. Wo iſt der Herr Abt?
Placidus. Er wandelt druͤben im Garten; was giebt es denn?
Marcus. Pilgrimme, die das Fegefeuer be- ſuchen wollen, vornehme, reiche Leute. (ſchnell ab.)
Ambroſius. Koͤnnt Ihrs begreifen, daß ſich immer noch zu Zeiten Menſchen finden, die da hinten in den finſtern Loͤchern herum kriechen moͤgen?
Placidus. Einer thuts dem andern nach, um doch ſagen zu koͤnnen, er ſey dort geweſen.
Ambroſius. Lange ſchon hats uns an Be- ſuch gefehlt. Wenn ſie reich ſind, werden ſie ge- wiß gut aufgenommen werden. Der Abt, Fortunat, Leopold, Diener, Moͤnche.
Abt. Geſegnet ſey der Gang in dieſe Hallen, Das fromme Herz, der tief geruͤhrte Sinn, Die demuthsvoll zum Haus des Herren wandeln, Zu ſchauen ſeine Unbegreiflichkeit.
Fortunat. Ihr nehmt uns wohl, ehrwuͤrdiger Herr Abt, Auf einen Tag in Euern Mauern auf.
Abt. Es iſt dies arme Haͤuslein hochgeehrt, Daß es herbergen darf den Wohlthaͤter, Der Armen Vater, der ſo viel uns lieh.
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Zweite Abtheilung.
Bruder Marcus koͤmmt.
Marcus. Wo iſt der Herr Abt?
Placidus. Er wandelt druͤben im Garten;
was giebt es denn?
Marcus. Pilgrimme, die das Fegefeuer be-
ſuchen wollen, vornehme, reiche Leute.
(ſchnell ab.)
Ambroſius. Koͤnnt Ihrs begreifen, daß ſich
immer noch zu Zeiten Menſchen finden, die da
hinten in den finſtern Loͤchern herum kriechen moͤgen?
Placidus. Einer thuts dem andern nach,
um doch ſagen zu koͤnnen, er ſey dort geweſen.
Ambroſius. Lange ſchon hats uns an Be-
ſuch gefehlt. Wenn ſie reich ſind, werden ſie ge-
wiß gut aufgenommen werden.
Der Abt, Fortunat, Leopold, Diener,
Moͤnche.
Abt.
Geſegnet ſey der Gang in dieſe Hallen,
Das fromme Herz, der tief geruͤhrte Sinn,
Die demuthsvoll zum Haus des Herren wandeln,
Zu ſchauen ſeine Unbegreiflichkeit.
Fortunat.
Ihr nehmt uns wohl, ehrwuͤrdiger Herr Abt,
Auf einen Tag in Euern Mauern auf.
Abt.
Es iſt dies arme Haͤuslein hochgeehrt,
Daß es herbergen darf den Wohlthaͤter,
Der Armen Vater, der ſo viel uns lieh.
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/150>, abgerufen am 16.02.2025.
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