Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Wirth. Ein kurioser Passagier. Da wett' ich nun gleich um hundert Gulden, das sezt wie- der eine Bettelei ab. Der klare Profit, wenn solch Gesindel einkehrt. Matthias. Prügelt's weg, hineingehauen, noch ehe sie zur Rede kommen. Wirth. Man thät's mehr, wenn uns die Geistlichkeit nicht immer so viel von Mitleid und Erbarmen predigte, die möchten, daß man keinen Hund schlüge. Matthias. Ach was! Geistlichkeit! Die Her- ren selbst sollte man -- doch man muß schweigen, das Zeitalter ist der rechten Einsicht noch nicht ge- wachsen. Fortunat tritt ein. Wirth. Hab' ich's nicht gesagt? Da haben wir die liebe theure Zeit. Matthias. Laßt mich machen. -- Woher des Wegs? Was wollt Ihr? Das Pferd hat Euch wohl abgeworfen, und die Kälber auf der Weide haben Euch hernach die Sporen gefressen? Nicht? daß Ihr so lendenlahm die Beine hinter Euch schleppt? Fortunat. Seyd Ihr der Wirth? Matthias. Himmeltausend Element! Wofür seht Ihr mich an? Hab ich rothe Puckeln auf der Nase? Ist mein Rücken krumm? Scharr ich mit den Beinen aus? Ein Wirth! das hat mir noch kein Mensch gesagt! Wirth. Nun, nun, Gevatter, ein Wirth Zweite Abtheilung. Wirth. Ein kurioſer Paſſagier. Da wett' ich nun gleich um hundert Gulden, das ſezt wie- der eine Bettelei ab. Der klare Profit, wenn ſolch Geſindel einkehrt. Matthias. Pruͤgelt's weg, hineingehauen, noch ehe ſie zur Rede kommen. Wirth. Man thaͤt's mehr, wenn uns die Geiſtlichkeit nicht immer ſo viel von Mitleid und Erbarmen predigte, die moͤchten, daß man keinen Hund ſchluͤge. Matthias. Ach was! Geiſtlichkeit! Die Her- ren ſelbſt ſollte man — doch man muß ſchweigen, das Zeitalter iſt der rechten Einſicht noch nicht ge- wachſen. Fortunat tritt ein. Wirth. Hab' ich's nicht geſagt? Da haben wir die liebe theure Zeit. Matthias. Laßt mich machen. — Woher des Wegs? Was wollt Ihr? Das Pferd hat Euch wohl abgeworfen, und die Kaͤlber auf der Weide haben Euch hernach die Sporen gefreſſen? Nicht? daß Ihr ſo lendenlahm die Beine hinter Euch ſchleppt? Fortunat. Seyd Ihr der Wirth? Matthias. Himmeltauſend Element! Wofuͤr ſeht Ihr mich an? Hab ich rothe Puckeln auf der Naſe? Iſt mein Ruͤcken krumm? Scharr ich mit den Beinen aus? Ein Wirth! das hat mir noch kein Menſch geſagt! Wirth. Nun, nun, Gevatter, ein Wirth <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0126" n="116"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#Wirth"> <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker> <p>Ein kurioſer Paſſagier. Da wett'<lb/> ich nun gleich um hundert Gulden, das ſezt wie-<lb/> der eine Bettelei ab. Der klare Profit, wenn<lb/> ſolch Geſindel einkehrt.</p> </sp><lb/> <sp who="#Matthias"> <speaker><hi rendition="#g">Matthias</hi>.</speaker> <p>Pruͤgelt's weg, hineingehauen,<lb/> noch ehe ſie zur Rede kommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Wirth"> <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker> <p>Man thaͤt's mehr, wenn uns die<lb/> Geiſtlichkeit nicht immer ſo viel von Mitleid und<lb/> Erbarmen predigte, die moͤchten, daß man keinen<lb/> Hund ſchluͤge.</p> </sp><lb/> <sp who="#Matthias"> <speaker><hi rendition="#g">Matthias</hi>.</speaker> <p>Ach was! Geiſtlichkeit! Die Her-<lb/> ren ſelbſt ſollte man — doch man muß ſchweigen,<lb/> das Zeitalter iſt der rechten Einſicht noch nicht ge-<lb/> wachſen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Fortunat</hi> tritt ein.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Wirth"> <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker> <p>Hab' ich's nicht geſagt? Da haben<lb/> wir die liebe theure Zeit.</p> </sp><lb/> <sp who="#Matthias"> <speaker><hi rendition="#g">Matthias</hi>.</speaker> <p>Laßt mich machen. — Woher des<lb/> Wegs? Was wollt Ihr? Das Pferd hat Euch<lb/> wohl abgeworfen, und die Kaͤlber auf der Weide<lb/> haben Euch hernach die Sporen gefreſſen? Nicht?<lb/> daß Ihr ſo lendenlahm die Beine hinter Euch<lb/> ſchleppt?</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Seyd Ihr der Wirth?</p> </sp><lb/> <sp who="#Matthias"> <speaker><hi rendition="#g">Matthias</hi>.</speaker> <p>Himmeltauſend Element! Wofuͤr<lb/> ſeht Ihr mich an? Hab ich rothe Puckeln auf der<lb/> Naſe? Iſt mein Ruͤcken krumm? Scharr ich mit<lb/> den Beinen aus? Ein Wirth! das hat mir noch<lb/> kein Menſch geſagt!</p> </sp><lb/> <sp who="#Wirth"> <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker> <p>Nun, nun, Gevatter, ein Wirth<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0126]
Zweite Abtheilung.
Wirth. Ein kurioſer Paſſagier. Da wett'
ich nun gleich um hundert Gulden, das ſezt wie-
der eine Bettelei ab. Der klare Profit, wenn
ſolch Geſindel einkehrt.
Matthias. Pruͤgelt's weg, hineingehauen,
noch ehe ſie zur Rede kommen.
Wirth. Man thaͤt's mehr, wenn uns die
Geiſtlichkeit nicht immer ſo viel von Mitleid und
Erbarmen predigte, die moͤchten, daß man keinen
Hund ſchluͤge.
Matthias. Ach was! Geiſtlichkeit! Die Her-
ren ſelbſt ſollte man — doch man muß ſchweigen,
das Zeitalter iſt der rechten Einſicht noch nicht ge-
wachſen.
Fortunat tritt ein.
Wirth. Hab' ich's nicht geſagt? Da haben
wir die liebe theure Zeit.
Matthias. Laßt mich machen. — Woher des
Wegs? Was wollt Ihr? Das Pferd hat Euch
wohl abgeworfen, und die Kaͤlber auf der Weide
haben Euch hernach die Sporen gefreſſen? Nicht?
daß Ihr ſo lendenlahm die Beine hinter Euch
ſchleppt?
Fortunat. Seyd Ihr der Wirth?
Matthias. Himmeltauſend Element! Wofuͤr
ſeht Ihr mich an? Hab ich rothe Puckeln auf der
Naſe? Iſt mein Ruͤcken krumm? Scharr ich mit
den Beinen aus? Ein Wirth! das hat mir noch
kein Menſch geſagt!
Wirth. Nun, nun, Gevatter, ein Wirth
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/126>, abgerufen am 16.02.2025. |