Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Nun kommt mir die Besinnung erst zurück;Ich hätte nicht den Mörder sollen lassen, Wir musten fest ihn nehmen, da er frech Uns wieder in die Hände lief, -- betäubt, Erschreckt, entsetzt, wälz' ich auf mich die Schuld. O Leute, ich beschwör' euch bei den Heil'gen, Bei Gott und seiner Mutter, schweigt, kein Laut Von dieser Schreckensthat! Uns bleibt nichts übrig Als so zu thun, wie er gerathen hat. Wilhelm kömmt. Wilhelm. Ist wohl der Ritter Oldfield noch bei Euch? Hieronymus. Nein, guter Freund, schon vor geraumer Zeit Ging er von mir mit jenem Florentiner. Wilhelm. Kurios! Die gnäd'ge Frau ist sehr besorgt. (ab.) Hieronymus. Da fängt es an, mein Blut ist lauter Eis, Und Feuer dann, mein Herz zerrinnt in Angst. Wie, wenn ich's noch angäbe? -- Doch, wer glaubt's? Man hält mich für den Mörder, da er floh. Fortunat kömmt. Fortunat. Die Ballen, die dort angekommen waren, Hab' ich hieher geschafft, mein lieber Herr. Zweite Abtheilung. Nun kommt mir die Beſinnung erſt zuruͤck;Ich haͤtte nicht den Moͤrder ſollen laſſen, Wir muſten feſt ihn nehmen, da er frech Uns wieder in die Haͤnde lief, — betaͤubt, Erſchreckt, entſetzt, waͤlz' ich auf mich die Schuld. O Leute, ich beſchwoͤr' euch bei den Heil'gen, Bei Gott und ſeiner Mutter, ſchweigt, kein Laut Von dieſer Schreckensthat! Uns bleibt nichts uͤbrig Als ſo zu thun, wie er gerathen hat. Wilhelm koͤmmt. Wilhelm. Iſt wohl der Ritter Oldfield noch bei Euch? Hieronymus. Nein, guter Freund, ſchon vor geraumer Zeit Ging er von mir mit jenem Florentiner. Wilhelm. Kurios! Die gnaͤd'ge Frau iſt ſehr beſorgt. (ab.) Hieronymus. Da faͤngt es an, mein Blut iſt lauter Eis, Und Feuer dann, mein Herz zerrinnt in Angſt. Wie, wenn ich's noch angaͤbe? — Doch, wer glaubt's? Man haͤlt mich fuͤr den Moͤrder, da er floh. Fortunat koͤmmt. Fortunat. Die Ballen, die dort angekommen waren, Hab' ich hieher geſchafft, mein lieber Herr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#HIERO"> <p><pb facs="#f0102" n="92"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> Nun kommt mir die Beſinnung erſt zuruͤck;<lb/> Ich haͤtte nicht den Moͤrder ſollen laſſen,<lb/> Wir muſten feſt ihn nehmen, da er frech<lb/> Uns wieder in die Haͤnde lief, — betaͤubt,<lb/> Erſchreckt, entſetzt, waͤlz' ich auf mich die Schuld.<lb/> O Leute, ich beſchwoͤr' euch bei den Heil'gen,<lb/> Bei Gott und ſeiner Mutter, ſchweigt, kein Laut<lb/> Von dieſer Schreckensthat! Uns bleibt nichts uͤbrig<lb/> Als ſo zu thun, wie er gerathen hat.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Wilhelm</hi> koͤmmt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Wilhelm"> <speaker><hi rendition="#g">Wilhelm</hi>.</speaker><lb/> <p>Iſt wohl der Ritter Oldfield noch bei Euch?</p> </sp><lb/> <sp who="#HIERO"> <speaker><hi rendition="#g">Hieronymus</hi>.</speaker><lb/> <p>Nein, guter Freund, ſchon vor geraumer Zeit<lb/> Ging er von mir mit jenem Florentiner.</p> </sp><lb/> <sp who="#Wilhelm"> <speaker><hi rendition="#g">Wilhelm</hi>.</speaker><lb/> <p>Kurios! Die gnaͤd'ge Frau iſt ſehr beſorgt.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(ab.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#HIERO"> <speaker><hi rendition="#g">Hieronymus</hi>.</speaker><lb/> <p>Da faͤngt es an, mein Blut iſt lauter Eis,<lb/> Und Feuer dann, mein Herz zerrinnt in Angſt.<lb/> Wie, wenn ich's noch angaͤbe? — Doch, wer<lb/><hi rendition="#et">glaubt's?</hi><lb/> Man haͤlt mich fuͤr den Moͤrder, da er floh.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Fortunat</hi> koͤmmt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Ballen, die dort angekommen waren,<lb/> Hab' ich hieher geſchafft, mein lieber Herr.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0102]
Zweite Abtheilung.
Nun kommt mir die Beſinnung erſt zuruͤck;
Ich haͤtte nicht den Moͤrder ſollen laſſen,
Wir muſten feſt ihn nehmen, da er frech
Uns wieder in die Haͤnde lief, — betaͤubt,
Erſchreckt, entſetzt, waͤlz' ich auf mich die Schuld.
O Leute, ich beſchwoͤr' euch bei den Heil'gen,
Bei Gott und ſeiner Mutter, ſchweigt, kein Laut
Von dieſer Schreckensthat! Uns bleibt nichts uͤbrig
Als ſo zu thun, wie er gerathen hat.
Wilhelm koͤmmt.
Wilhelm.
Iſt wohl der Ritter Oldfield noch bei Euch?
Hieronymus.
Nein, guter Freund, ſchon vor geraumer Zeit
Ging er von mir mit jenem Florentiner.
Wilhelm.
Kurios! Die gnaͤd'ge Frau iſt ſehr beſorgt.
(ab.)
Hieronymus.
Da faͤngt es an, mein Blut iſt lauter Eis,
Und Feuer dann, mein Herz zerrinnt in Angſt.
Wie, wenn ich's noch angaͤbe? — Doch, wer
glaubt's?
Man haͤlt mich fuͤr den Moͤrder, da er floh.
Fortunat koͤmmt.
Fortunat.
Die Ballen, die dort angekommen waren,
Hab' ich hieher geſchafft, mein lieber Herr.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |