Anne. Nicht immer ist der Fortgang so munter und frisch wie der Anfang. Die neuen Kleider tragen sich ab, der frische Baum wird entlaubt, und der Abend sieht oft ganz anders aus, als es der Morgen versprach. Wie frölich beginnt der Jüngling oft, was die spätern Jahre ihm ernsthaft verweisen, und zuweilen ist ein an- scheinendes Glück nur die Vorbereitung zum Elend.
Agnes. Du machst mich bange, Schwester.
Anne. Ich bin heut schwermüthig gestimmt.
Agnes. Komm, zerstreue dich, hier sind ja die Schlüssel, sei wieder fröhlich.
Anne. Gutes Kind.
Agnes. Wir wollen die Alte rufen, sie soll mit uns gehn, denn sie kennt wohl alles.
Anne. Wie du willst, aber sie ist mir recht im Herzen zuwider.
Agnes. Ja, sie ist häßlich genug und ihre krächzende Stimme höchst widerwärtig, indessen sind das die Gebrechlichkeiten des Alters, für die sie nicht kann. -- Komm! komm! ich bin unend- lich begierig, was wir alles sehn werden. (sie gehn.)
Der Blaubart.
Anne. Nicht immer iſt der Fortgang ſo munter und friſch wie der Anfang. Die neuen Kleider tragen ſich ab, der friſche Baum wird entlaubt, und der Abend ſieht oft ganz anders aus, als es der Morgen verſprach. Wie froͤlich beginnt der Juͤngling oft, was die ſpaͤtern Jahre ihm ernſthaft verweiſen, und zuweilen iſt ein an- ſcheinendes Gluͤck nur die Vorbereitung zum Elend.
Agnes. Du machſt mich bange, Schweſter.
Anne. Ich bin heut ſchwermuͤthig geſtimmt.
Agnes. Komm, zerſtreue dich, hier ſind ja die Schluͤſſel, ſei wieder froͤhlich.
Anne. Gutes Kind.
Agnes. Wir wollen die Alte rufen, ſie ſoll mit uns gehn, denn ſie kennt wohl alles.
Anne. Wie du willſt, aber ſie iſt mir recht im Herzen zuwider.
Agnes. Ja, ſie iſt haͤßlich genug und ihre kraͤchzende Stimme hoͤchſt widerwaͤrtig, indeſſen ſind das die Gebrechlichkeiten des Alters, fuͤr die ſie nicht kann. — Komm! komm! ich bin unend- lich begierig, was wir alles ſehn werden. (ſie gehn.)
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Der Blaubart.
Anne. Nicht immer iſt der Fortgang ſo
munter und friſch wie der Anfang. Die neuen
Kleider tragen ſich ab, der friſche Baum wird
entlaubt, und der Abend ſieht oft ganz anders
aus, als es der Morgen verſprach. Wie froͤlich
beginnt der Juͤngling oft, was die ſpaͤtern Jahre
ihm ernſthaft verweiſen, und zuweilen iſt ein an-
ſcheinendes Gluͤck nur die Vorbereitung zum Elend.
Agnes. Du machſt mich bange, Schweſter.
Anne. Ich bin heut ſchwermuͤthig geſtimmt.
Agnes. Komm, zerſtreue dich, hier ſind ja
die Schluͤſſel, ſei wieder froͤhlich.
Anne. Gutes Kind.
Agnes. Wir wollen die Alte rufen, ſie ſoll
mit uns gehn, denn ſie kennt wohl alles.
Anne. Wie du willſt, aber ſie iſt mir recht
im Herzen zuwider.
Agnes. Ja, ſie iſt haͤßlich genug und ihre
kraͤchzende Stimme hoͤchſt widerwaͤrtig, indeſſen
ſind das die Gebrechlichkeiten des Alters, fuͤr die
ſie nicht kann. — Komm! komm! ich bin unend-
lich begierig, was wir alles ſehn werden. (ſie gehn.)
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/98>, abgerufen am 28.07.2024.
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