Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Arzt. Wie meint Ihr? Simon. Seht, diese Thür geht nach außen hinaus, wenn man sie aufmacht; warum könnte sie nicht eben so gut ins Zimmer herein gehn? Arzt. Da habt Ihr Recht; -- aber auf ir- gend eine Art muß sie doch beschaffen seyn. Simon. Wer läugnet das? -- Und manch- mal ist mir, als müßt ich durchaus auf meine Puls- schläge Acht geben, und als würde bei dem einen plötzlich eine schmerzhafte Krankheit ausbrechen. Arzt. Ihr müßt die Pulver nehmen. Simon. Manchmal muß ich einen halben Tag hinter einander funfzehn zählen. Arzt. Und den Trank. -- Simon. Manchmal, als wäret Ihr mit al- len Euren Arzneien nur ein Narr. Arzt. (setzt sich). Ja, da muß ich Euch nur noch Pillen verschreiben. -- ([ - 1 Zeichen fehlt]reibt) Und nun lebt wohl, ich besuche Euch bald wieder. (ab.) Simon. Es ist nichts mit ihm anzufangen. (geht ab.) Anton (kommt zurück.) Anton. So eben ist ein Bote bei uns ein- geritten, der uns einen Besuch meldet, den Rit- ter Hugo vom Wolfsbrunn. Agnes. Ei! da kriegen wir ja auch einmal den Blaubart zu sehn! Anton. Wie ungezogen! Geht in Euer Zim- mer und schmückt Euch so gut Ihr könnt, denn wir
Zweite Abtheilung. Arzt. Wie meint Ihr? Simon. Seht, dieſe Thuͤr geht nach außen hinaus, wenn man ſie aufmacht; warum koͤnnte ſie nicht eben ſo gut ins Zimmer herein gehn? Arzt. Da habt Ihr Recht; — aber auf ir- gend eine Art muß ſie doch beſchaffen ſeyn. Simon. Wer laͤugnet das? — Und manch- mal iſt mir, als muͤßt ich durchaus auf meine Puls- ſchlaͤge Acht geben, und als wuͤrde bei dem einen ploͤtzlich eine ſchmerzhafte Krankheit ausbrechen. Arzt. Ihr muͤßt die Pulver nehmen. Simon. Manchmal muß ich einen halben Tag hinter einander funfzehn zaͤhlen. Arzt. Und den Trank. — Simon. Manchmal, als waͤret Ihr mit al- len Euren Arzneien nur ein Narr. Arzt. (ſetzt ſich). Ja, da muß ich Euch nur noch Pillen verſchreiben. — ([ – 1 Zeichen fehlt]reibt) Und nun lebt wohl, ich beſuche Euch bald wieder. (ab.) Simon. Es iſt nichts mit ihm anzufangen. (geht ab.) Anton (kommt zuruͤck.) Anton. So eben iſt ein Bote bei uns ein- geritten, der uns einen Beſuch meldet, den Rit- ter Hugo vom Wolfsbrunn. Agnes. Ei! da kriegen wir ja auch einmal den Blaubart zu ſehn! Anton. Wie ungezogen! Geht in Euer Zim- mer und ſchmuͤckt Euch ſo gut Ihr koͤnnt, denn wir
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Zweite Abtheilung.
Arzt. Wie meint Ihr?
Simon. Seht, dieſe Thuͤr geht nach außen
hinaus, wenn man ſie aufmacht; warum koͤnnte
ſie nicht eben ſo gut ins Zimmer herein gehn?
Arzt. Da habt Ihr Recht; — aber auf ir-
gend eine Art muß ſie doch beſchaffen ſeyn.
Simon. Wer laͤugnet das? — Und manch-
mal iſt mir, als muͤßt ich durchaus auf meine Puls-
ſchlaͤge Acht geben, und als wuͤrde bei dem einen
ploͤtzlich eine ſchmerzhafte Krankheit ausbrechen.
Arzt. Ihr muͤßt die Pulver nehmen.
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Tag hinter einander funfzehn zaͤhlen.
Arzt. Und den Trank. —
Simon. Manchmal, als waͤret Ihr mit al-
len Euren Arzneien nur ein Narr.
Arzt. (ſetzt ſich). Ja, da muß ich Euch nur
noch Pillen verſchreiben. — (_reibt) Und nun lebt
wohl, ich beſuche Euch bald wieder. (ab.)
Simon. Es iſt nichts mit ihm anzufangen.
(geht ab.)
Anton (kommt zuruͤck.)
Anton. So eben iſt ein Bote bei uns ein-
geritten, der uns einen Beſuch meldet, den Rit-
ter Hugo vom Wolfsbrunn.
Agnes. Ei! da kriegen wir ja auch einmal
den Blaubart zu ſehn!
Anton. Wie ungezogen! Geht in Euer Zim-
mer und ſchmuͤckt Euch ſo gut Ihr koͤnnt, denn
wir
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/57>, abgerufen am 16.02.2025. |