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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Zweite Abtheilung.
Semmelziege. Edle, so wünsch ich Ihnen
von Herzen Glück; treten Sie herein, um beim
frohen Mahl ein Fest der Liebe und Freude zu
feiern.
(sie gehn ab.)


Sechste Scene.
(Hütte.)


Wahrmund, Else, Kirmes.
Wahrmund. Ist es möglich? Frau! was
müssen wir an unserm kleinen Jungen erleben?
Else. Nimmermehr hätt ichs in der armseli-
gen Figur gesucht.
Kirmes. Ja, wie gesagt, der König und
das ganze Land sind ihm dem größten Dank schul-
dig, denn durch ihn ist der Feind jetzt total geschla-
gen, auch ist man schon dabei, seine Bildsäule auf
dem großen Markt aufzurichten, damit auch die
Nachwelt von dieser wunderbaren Geschichte er-
fährt; doch hat der Künstler nicht das Bild nach
der Lebensgröße, sondern in höheren und breiteren
Dimensionen, mit einem Wort, sehr kolossal aus-
führen müssen, weil sonst kein Mensch das kleine
Persönchen hätte sehn können.
Else. Das läßt sich denken, sie hätten ihn
denn etwa auf ein Pferd setzen müssen, daß er
höher stände.

Zweite Abtheilung.
Semmelziege. Edle, ſo wuͤnſch ich Ihnen
von Herzen Gluͤck; treten Sie herein, um beim
frohen Mahl ein Feſt der Liebe und Freude zu
feiern.
(ſie gehn ab.)


Sechſte Scene.
(Huͤtte.)


Wahrmund, Elſe, Kirmes.
Wahrmund. Iſt es moͤglich? Frau! was
muͤſſen wir an unſerm kleinen Jungen erleben?
Elſe. Nimmermehr haͤtt ichs in der armſeli-
gen Figur geſucht.
Kirmes. Ja, wie geſagt, der Koͤnig und
das ganze Land ſind ihm dem groͤßten Dank ſchul-
dig, denn durch ihn iſt der Feind jetzt total geſchla-
gen, auch iſt man ſchon dabei, ſeine Bildſaͤule auf
dem großen Markt aufzurichten, damit auch die
Nachwelt von dieſer wunderbaren Geſchichte er-
faͤhrt; doch hat der Kuͤnſtler nicht das Bild nach
der Lebensgroͤße, ſondern in hoͤheren und breiteren
Dimenſionen, mit einem Wort, ſehr koloſſal aus-
fuͤhren muͤſſen, weil ſonſt kein Menſch das kleine
Perſoͤnchen haͤtte ſehn koͤnnen.
Elſe. Das laͤßt ſich denken, ſie haͤtten ihn
denn etwa auf ein Pferd ſetzen muͤſſen, daß er
hoͤher ſtaͤnde.

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[532/0541] Zweite Abtheilung. Semmelziege. Edle, ſo wuͤnſch ich Ihnen von Herzen Gluͤck; treten Sie herein, um beim frohen Mahl ein Feſt der Liebe und Freude zu feiern. (ſie gehn ab.) Sechſte Scene. (Huͤtte.) Wahrmund, Elſe, Kirmes. Wahrmund. Iſt es moͤglich? Frau! was muͤſſen wir an unſerm kleinen Jungen erleben? Elſe. Nimmermehr haͤtt ichs in der armſeli- gen Figur geſucht. Kirmes. Ja, wie geſagt, der Koͤnig und das ganze Land ſind ihm dem groͤßten Dank ſchul- dig, denn durch ihn iſt der Feind jetzt total geſchla- gen, auch iſt man ſchon dabei, ſeine Bildſaͤule auf dem großen Markt aufzurichten, damit auch die Nachwelt von dieſer wunderbaren Geſchichte er- faͤhrt; doch hat der Kuͤnſtler nicht das Bild nach der Lebensgroͤße, ſondern in hoͤheren und breiteren Dimenſionen, mit einem Wort, ſehr koloſſal aus- fuͤhren muͤſſen, weil ſonſt kein Menſch das kleine Perſoͤnchen haͤtte ſehn koͤnnen. Elſe. Das laͤßt ſich denken, ſie haͤtten ihn denn etwa auf ein Pferd ſetzen muͤſſen, daß er hoͤher ſtaͤnde.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/541>, abgerufen am 27.11.2024.