Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Däumchen. Thoms. Wie ich die Beine wieder rühren kann, So schickt mich nur von neuem frisch umher. (sie gehen ab.) Fünfte Scene. (Zimmer.) Malvina, Ida, welche strickt. Ida. Welch Wunder, Freundinn, hast du mir im kur- zen Wort, Ausweinend deiner herben Leiden Quaal, erzählt? Und Semmelziege, mein Gemahl, auch lebte dort? Malwina. Kann lebend heißen wessen Kraft in Ruhe schläft, Nur wendend an des Feuers Glanz den langen Spieß, Geschmolzen Fett hingießend auf des Bratens Durst, Für jenen Wilden, der sich, sagt man, selbst ertränkt; Doch schlimmer noch, wenn grausen Spiels, der Arme saß Auf hartem Brett, und hinterwärts der böse Wirth Aufschlagend ihn geschlendert hoch zum Himmels- zelt, Daß dein Gemahl ermüdet oft, zerschüttert fast, Daͤumchen. Thoms. Wie ich die Beine wieder ruͤhren kann, So ſchickt mich nur von neuem friſch umher. (ſie gehen ab.) Fuͤnfte Scene. (Zimmer.) Malvina, Ida, welche ſtrickt. Ida. Welch Wunder, Freundinn, haſt du mir im kur- zen Wort, Ausweinend deiner herben Leiden Quaal, erzaͤhlt? Und Semmelziege, mein Gemahl, auch lebte dort? Malwina. Kann lebend heißen weſſen Kraft in Ruhe ſchlaͤft, Nur wendend an des Feuers Glanz den langen Spieß, Geſchmolzen Fett hingießend auf des Bratens Durſt, Fuͤr jenen Wilden, der ſich, ſagt man, ſelbſt ertraͤnkt; Doch ſchlimmer noch, wenn grauſen Spiels, der Arme ſaß Auf hartem Brett, und hinterwaͤrts der boͤſe Wirth Aufſchlagend ihn geſchlendert hoch zum Himmels- zelt, Daß dein Gemahl ermuͤdet oft, zerſchuͤttert faſt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0536" n="527"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Daͤumchen</hi>.</fw><lb/> <sp who="#THO"> <speaker><hi rendition="#g">Thoms</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie ich die Beine wieder ruͤhren kann,<lb/> So ſchickt mich nur von neuem friſch umher.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(ſie gehen ab.)</hi> </stage> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Fuͤnfte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Zimmer</hi>.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Malvina, Ida</hi>, welche ſtrickt.</hi> </stage><lb/> <sp who="#IDA"> <speaker><hi rendition="#g">Ida</hi>.</speaker><lb/> <p>Welch Wunder, Freundinn, haſt du mir im kur-<lb/><hi rendition="#et">zen Wort,</hi><lb/> Ausweinend deiner herben Leiden Quaal, erzaͤhlt?<lb/> Und Semmelziege, mein Gemahl, auch lebte dort?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAL"> <speaker><hi rendition="#g">Malwina</hi>.</speaker><lb/> <p>Kann lebend heißen weſſen Kraft in Ruhe ſchlaͤft,<lb/> Nur wendend an des Feuers Glanz den langen<lb/><hi rendition="#et">Spieß,</hi><lb/> Geſchmolzen Fett hingießend auf des Bratens Durſt,<lb/> Fuͤr jenen Wilden, der ſich, ſagt man, ſelbſt ertraͤnkt;<lb/> Doch ſchlimmer noch, wenn grauſen Spiels, der<lb/><hi rendition="#et">Arme ſaß</hi><lb/> Auf hartem Brett, und hinterwaͤrts der boͤſe Wirth<lb/> Aufſchlagend ihn geſchlendert hoch zum Himmels-<lb/><hi rendition="#et">zelt,</hi><lb/> Daß dein Gemahl ermuͤdet oft, zerſchuͤttert faſt,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [527/0536]
Daͤumchen.
Thoms.
Wie ich die Beine wieder ruͤhren kann,
So ſchickt mich nur von neuem friſch umher.
(ſie gehen ab.)
Fuͤnfte Scene.
(Zimmer.)
Malvina, Ida, welche ſtrickt.
Ida.
Welch Wunder, Freundinn, haſt du mir im kur-
zen Wort,
Ausweinend deiner herben Leiden Quaal, erzaͤhlt?
Und Semmelziege, mein Gemahl, auch lebte dort?
Malwina.
Kann lebend heißen weſſen Kraft in Ruhe ſchlaͤft,
Nur wendend an des Feuers Glanz den langen
Spieß,
Geſchmolzen Fett hingießend auf des Bratens Durſt,
Fuͤr jenen Wilden, der ſich, ſagt man, ſelbſt ertraͤnkt;
Doch ſchlimmer noch, wenn grauſen Spiels, der
Arme ſaß
Auf hartem Brett, und hinterwaͤrts der boͤſe Wirth
Aufſchlagend ihn geſchlendert hoch zum Himmels-
zelt,
Daß dein Gemahl ermuͤdet oft, zerſchuͤttert faſt,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |