Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Däumchen. Peter. Widerschall oder nicht, laßt uns nur machen, daß wir schnell fortkommen. Thoms. Nein, bleibt noch, Brüder, ich habe mir eine Sache überlegt. Peter. Was willst Du? Soll er aufwachen, uns fressen? Thoms. Peter, halt ihm das Bein, indeß ich ihm den Stiefel abziehe. So. -- Peter. Ich zittre über und über. Thoms. Nun den andern Stiefel auch. Peter. Aber sag nur -- Du bist toll im Kopf. Thoms. Halt! So, das wäre geschehn. -- Nun könnte einer von uns die Stiefeln anziehn, am besten Peter, und dann einen nach dem andern nehmen und sie nach Hause tragen. Peter. So dumm bist Du noch in Deinem Leben nicht gewesen. Thoms. Oder, noch besser, ich zieh sie selber an. Peter. Wenn mir nicht so angst wäre, würd' ich lachen: drei ganzer Bursche, wie der, gehn in einen einzigen solchen Stiefel. Thoms. Sie sind für ihn nicht gemacht gewesen, vielleicht passen sie mir auch, die Zauberei geht weit. -- (er zieht einen an.) Richtig! wie ange- gossen. Peter. Das ist doch unbegreiflich. Thoms. Gieb den andern auch her. So, nun wärs geschehen, nun sind wir sicher. -- Jetzt lauft, Brüder, so schnell ihr könnt, über das Daͤumchen. Peter. Widerſchall oder nicht, laßt uns nur machen, daß wir ſchnell fortkommen. Thoms. Nein, bleibt noch, Bruͤder, ich habe mir eine Sache uͤberlegt. Peter. Was willſt Du? Soll er aufwachen, uns freſſen? Thoms. Peter, halt ihm das Bein, indeß ich ihm den Stiefel abziehe. So. — Peter. Ich zittre uͤber und uͤber. Thoms. Nun den andern Stiefel auch. Peter. Aber ſag nur — Du biſt toll im Kopf. Thoms. Halt! So, das waͤre geſchehn. — Nun koͤnnte einer von uns die Stiefeln anziehn, am beſten Peter, und dann einen nach dem andern nehmen und ſie nach Hauſe tragen. Peter. So dumm biſt Du noch in Deinem Leben nicht geweſen. Thoms. Oder, noch beſſer, ich zieh ſie ſelber an. Peter. Wenn mir nicht ſo angſt waͤre, wuͤrd' ich lachen: drei ganzer Burſche, wie der, gehn in einen einzigen ſolchen Stiefel. Thoms. Sie ſind fuͤr ihn nicht gemacht geweſen, vielleicht paſſen ſie mir auch, die Zauberei geht weit. — (er zieht einen an.) Richtig! wie ange- goſſen. Peter. Das iſt doch unbegreiflich. Thoms. Gieb den andern auch her. So, nun waͤrs geſchehen, nun ſind wir ſicher. — Jetzt lauft, Bruͤder, ſo ſchnell ihr koͤnnt, uͤber das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0526" n="517"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Daͤumchen</hi>.</fw><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker> <p>Widerſchall oder nicht, laßt uns nur<lb/> machen, daß wir ſchnell fortkommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#THO"> <speaker><hi rendition="#g">Thoms</hi>.</speaker> <p>Nein, bleibt noch, Bruͤder, ich habe<lb/> mir eine Sache uͤberlegt.</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker> <p>Was willſt Du? Soll er aufwachen,<lb/> uns freſſen?</p> </sp><lb/> <sp who="#THO"> <speaker><hi rendition="#g">Thoms</hi>.</speaker> <p>Peter, halt ihm das Bein, indeß<lb/> ich ihm den Stiefel abziehe. So. —</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker> <p>Ich zittre uͤber und uͤber.</p> </sp><lb/> <sp who="#THO"> <speaker><hi rendition="#g">Thoms</hi>.</speaker> <p>Nun den andern Stiefel auch.</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker> <p>Aber ſag nur — Du biſt toll im<lb/> Kopf.</p> </sp><lb/> <sp who="#THO"> <speaker><hi rendition="#g">Thoms</hi>.</speaker> <p>Halt! So, das waͤre geſchehn. —<lb/> Nun koͤnnte einer von uns die Stiefeln anziehn,<lb/> am beſten Peter, und dann einen nach dem andern<lb/> nehmen und ſie nach Hauſe tragen.</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker> <p>So dumm biſt Du noch in Deinem<lb/> Leben nicht geweſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#THO"> <speaker><hi rendition="#g">Thoms</hi>.</speaker> <p>Oder, noch beſſer, ich zieh ſie<lb/> ſelber an.</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker> <p>Wenn mir nicht ſo angſt waͤre, wuͤrd'<lb/> ich lachen: drei ganzer Burſche, wie der, gehn in<lb/> einen einzigen ſolchen Stiefel.</p> </sp><lb/> <sp who="#THO"> <speaker><hi rendition="#g">Thoms</hi>.</speaker> <p>Sie ſind fuͤr ihn nicht gemacht<lb/> geweſen, vielleicht paſſen ſie mir auch, die Zauberei<lb/> geht weit. — <stage>(er zieht einen an.)</stage> Richtig! wie ange-<lb/> goſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker> <p>Das iſt doch unbegreiflich.</p> </sp><lb/> <sp who="#THO"> <speaker><hi rendition="#g">Thoms</hi>.</speaker> <p>Gieb den andern auch her. So,<lb/> nun waͤrs geſchehen, nun ſind wir ſicher. —<lb/> Jetzt lauft, Bruͤder, ſo ſchnell ihr koͤnnt, uͤber das<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [517/0526]
Daͤumchen.
Peter. Widerſchall oder nicht, laßt uns nur
machen, daß wir ſchnell fortkommen.
Thoms. Nein, bleibt noch, Bruͤder, ich habe
mir eine Sache uͤberlegt.
Peter. Was willſt Du? Soll er aufwachen,
uns freſſen?
Thoms. Peter, halt ihm das Bein, indeß
ich ihm den Stiefel abziehe. So. —
Peter. Ich zittre uͤber und uͤber.
Thoms. Nun den andern Stiefel auch.
Peter. Aber ſag nur — Du biſt toll im
Kopf.
Thoms. Halt! So, das waͤre geſchehn. —
Nun koͤnnte einer von uns die Stiefeln anziehn,
am beſten Peter, und dann einen nach dem andern
nehmen und ſie nach Hauſe tragen.
Peter. So dumm biſt Du noch in Deinem
Leben nicht geweſen.
Thoms. Oder, noch beſſer, ich zieh ſie
ſelber an.
Peter. Wenn mir nicht ſo angſt waͤre, wuͤrd'
ich lachen: drei ganzer Burſche, wie der, gehn in
einen einzigen ſolchen Stiefel.
Thoms. Sie ſind fuͤr ihn nicht gemacht
geweſen, vielleicht paſſen ſie mir auch, die Zauberei
geht weit. — (er zieht einen an.) Richtig! wie ange-
goſſen.
Peter. Das iſt doch unbegreiflich.
Thoms. Gieb den andern auch her. So,
nun waͤrs geſchehen, nun ſind wir ſicher. —
Jetzt lauft, Bruͤder, ſo ſchnell ihr koͤnnt, uͤber das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/526 |
Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/526>, abgerufen am 28.07.2024. |