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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Däumchen.
Leidgast. Auf eure Gesundheit, ihr Narren.
Wenn ichs aber recht bedenke, ihr steckt hier im-
mer so allein beisammen, flüstert und seid guter
Dinge, und Ein Herz und Eine Seele, -- Sem-
melziege, wenn ich einmal Unrath merkte, so wärs
um Euch geschehn.
Semmelziege.
Zu edel denkt Eur tugendlich Gemahl, und wohl
Weiß ich, was sich der Diener nicht erkühnen darf,
Denn alte Sitte hat ja jedem Volk gelehrt,
Des Herren Bett besteigen wollen Frevel seis.
Leidgast. Ich rathe Euch auch Guts, denn
wenn ich auch gar nicht eifersüchtig bin, so würde
ich doch darin keinen Spaß verstehn. Zum Glück
ist meine Frau jetzt garstig genug, es wäre etwa
bloß die Einsamkeit, und daß ihr, Kerl, zu gute
Tage bei mir habt.
Malvina. Das Ungeheuer!
Semmelziege.
Die Schönheit kennt, o Holde, nicht sein blöder
Sinn,
Kein Ideal erreicht ein solcher grober Geist.
Leidgast. Ich denke überhaupt manchmal
darüber nach, -- geht mir jetzt die andre Keule,
der Hammel ist auch verwünscht klein, -- ich denke
wohl so drüber nach, sag ich (denn ich denke gern),
daß es denn doch wohl anders schmecken muß und
besser, auch die Empfindung des Herzens mit ge-
rechnet (denn die Imagination thut ja bei allen
Sachen so erstaunlich viel), einen guten Freund,
oder eine Geliebte aufzufressen; besonders in der
Daͤumchen.
Leidgaſt. Auf eure Geſundheit, ihr Narren.
Wenn ichs aber recht bedenke, ihr ſteckt hier im-
mer ſo allein beiſammen, fluͤſtert und ſeid guter
Dinge, und Ein Herz und Eine Seele, — Sem-
melziege, wenn ich einmal Unrath merkte, ſo waͤrs
um Euch geſchehn.
Semmelziege.
Zu edel denkt Eur tugendlich Gemahl, und wohl
Weiß ich, was ſich der Diener nicht erkuͤhnen darf,
Denn alte Sitte hat ja jedem Volk gelehrt,
Des Herren Bett beſteigen wollen Frevel ſeis.
Leidgaſt. Ich rathe Euch auch Guts, denn
wenn ich auch gar nicht eiferſuͤchtig bin, ſo wuͤrde
ich doch darin keinen Spaß verſtehn. Zum Gluͤck
iſt meine Frau jetzt garſtig genug, es waͤre etwa
bloß die Einſamkeit, und daß ihr, Kerl, zu gute
Tage bei mir habt.
Malvina. Das Ungeheuer!
Semmelziege.
Die Schoͤnheit kennt, o Holde, nicht ſein bloͤder
Sinn,
Kein Ideal erreicht ein ſolcher grober Geiſt.
Leidgaſt. Ich denke uͤberhaupt manchmal
daruͤber nach, — geht mir jetzt die andre Keule,
der Hammel iſt auch verwuͤnſcht klein, — ich denke
wohl ſo druͤber nach, ſag ich (denn ich denke gern),
daß es denn doch wohl anders ſchmecken muß und
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rechnet (denn die Imagination thut ja bei allen
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[503/0512] Daͤumchen. Leidgaſt. Auf eure Geſundheit, ihr Narren. Wenn ichs aber recht bedenke, ihr ſteckt hier im- mer ſo allein beiſammen, fluͤſtert und ſeid guter Dinge, und Ein Herz und Eine Seele, — Sem- melziege, wenn ich einmal Unrath merkte, ſo waͤrs um Euch geſchehn. Semmelziege. Zu edel denkt Eur tugendlich Gemahl, und wohl Weiß ich, was ſich der Diener nicht erkuͤhnen darf, Denn alte Sitte hat ja jedem Volk gelehrt, Des Herren Bett beſteigen wollen Frevel ſeis. Leidgaſt. Ich rathe Euch auch Guts, denn wenn ich auch gar nicht eiferſuͤchtig bin, ſo wuͤrde ich doch darin keinen Spaß verſtehn. Zum Gluͤck iſt meine Frau jetzt garſtig genug, es waͤre etwa bloß die Einſamkeit, und daß ihr, Kerl, zu gute Tage bei mir habt. Malvina. Das Ungeheuer! Semmelziege. Die Schoͤnheit kennt, o Holde, nicht ſein bloͤder Sinn, Kein Ideal erreicht ein ſolcher grober Geiſt. Leidgaſt. Ich denke uͤberhaupt manchmal daruͤber nach, — geht mir jetzt die andre Keule, der Hammel iſt auch verwuͤnſcht klein, — ich denke wohl ſo druͤber nach, ſag ich (denn ich denke gern), daß es denn doch wohl anders ſchmecken muß und beſſer, auch die Empfindung des Herzens mit ge- rechnet (denn die Imagination thut ja bei allen Sachen ſo erſtaunlich viel), einen guten Freund, oder eine Geliebte aufzufreſſen; beſonders in der

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/512>, abgerufen am 27.11.2024.