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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Zweite Abtheilung.
August. Nun kommen die Wolken und
die gewaltige Finsterniß wieder, das ist noch das
Schlimmste.
Peter. Und der Hunger beißt einem den
Magen zusammen, als wenn ein Raubvogel im
Bauch säße.
Siegmund. Immer dichter regnets, immer
finstrer wirds, und kein Haus, kein Mensch, nichts
zu sehn.
Peter. Nun, du Klugwitz, nun strenge mal
deinen Kopf an, ob du uns helfen kannst.
Thoms. Es regnet nur so schlimm, ich muß
fürchten, wenn es recht gießt, das es mich weg-
schwemmt.
Peter. Warum bist du so'n winziger Tauge-
nichts?
Thoms. Helft mir auf diesen Baum, daß
ich mich ein wenig umsehn kann.
Peter. Schaaf! Sich in der Finsterniß um-
sehn?
Thoms. Je finstrer es ist, je leichter kann
ich ja ein Licht sehn, das aus der Ferne scheint.
Barnabas. Ist auch wahr, hilf ihm hin-
auf, Peter.
Peter. Nun so komm und klettre. Halt
dich fest. -- Tritt mir die kleine Kröte nicht gerade
auf die Nase. Wart! -- Nun, bist du bald oben?
Rutsch, rutsch, Schlingel! Was hilfts, der Wind
wird ihn oben runter holen und in die weite Welt
nein streuen, wenn ihn nicht die Krähen weghaschen,
oder die wilden Tauben zu Neste tragen.

Zweite Abtheilung.
Auguſt. Nun kommen die Wolken und
die gewaltige Finſterniß wieder, das iſt noch das
Schlimmſte.
Peter. Und der Hunger beißt einem den
Magen zuſammen, als wenn ein Raubvogel im
Bauch ſaͤße.
Siegmund. Immer dichter regnets, immer
finſtrer wirds, und kein Haus, kein Menſch, nichts
zu ſehn.
Peter. Nun, du Klugwitz, nun ſtrenge mal
deinen Kopf an, ob du uns helfen kannſt.
Thoms. Es regnet nur ſo ſchlimm, ich muß
fuͤrchten, wenn es recht gießt, das es mich weg-
ſchwemmt.
Peter. Warum biſt du ſo'n winziger Tauge-
nichts?
Thoms. Helft mir auf dieſen Baum, daß
ich mich ein wenig umſehn kann.
Peter. Schaaf! Sich in der Finſterniß um-
ſehn?
Thoms. Je finſtrer es iſt, je leichter kann
ich ja ein Licht ſehn, das aus der Ferne ſcheint.
Barnabas. Iſt auch wahr, hilf ihm hin-
auf, Peter.
Peter. Nun ſo komm und klettre. Halt
dich feſt. — Tritt mir die kleine Kroͤte nicht gerade
auf die Naſe. Wart! — Nun, biſt du bald oben?
Rutſch, rutſch, Schlingel! Was hilfts, der Wind
wird ihn oben runter holen und in die weite Welt
nein ſtreuen, wenn ihn nicht die Kraͤhen weghaſchen,
oder die wilden Tauben zu Neſte tragen.

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[492/0501] Zweite Abtheilung. Auguſt. Nun kommen die Wolken und die gewaltige Finſterniß wieder, das iſt noch das Schlimmſte. Peter. Und der Hunger beißt einem den Magen zuſammen, als wenn ein Raubvogel im Bauch ſaͤße. Siegmund. Immer dichter regnets, immer finſtrer wirds, und kein Haus, kein Menſch, nichts zu ſehn. Peter. Nun, du Klugwitz, nun ſtrenge mal deinen Kopf an, ob du uns helfen kannſt. Thoms. Es regnet nur ſo ſchlimm, ich muß fuͤrchten, wenn es recht gießt, das es mich weg- ſchwemmt. Peter. Warum biſt du ſo'n winziger Tauge- nichts? Thoms. Helft mir auf dieſen Baum, daß ich mich ein wenig umſehn kann. Peter. Schaaf! Sich in der Finſterniß um- ſehn? Thoms. Je finſtrer es iſt, je leichter kann ich ja ein Licht ſehn, das aus der Ferne ſcheint. Barnabas. Iſt auch wahr, hilf ihm hin- auf, Peter. Peter. Nun ſo komm und klettre. Halt dich feſt. — Tritt mir die kleine Kroͤte nicht gerade auf die Naſe. Wart! — Nun, biſt du bald oben? Rutſch, rutſch, Schlingel! Was hilfts, der Wind wird ihn oben runter holen und in die weite Welt nein ſtreuen, wenn ihn nicht die Kraͤhen weghaſchen, oder die wilden Tauben zu Neſte tragen.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/501>, abgerufen am 22.11.2024.