Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. So inn'ger, so länger: Von Stunde zu Stund. Beschränkter und enger Der liebliche Bund. Agnes. Das ist eins von den Liedern, die sich leichter singen, als verstehn lassen. Anton tritt auf. Anton. Das ist hier eine wunderliche Haus- haltung; Gesang in allen Zimmern, Simon wan- delt umher und betrachtet die Wände, Leopold will auf Abentheuer ziehn, -- wahrlich, wenn ich nicht noch das Ganze etwas zusammen hielte, es flöge alles wie Spreu aus einander. Agnes. Dafür bist du auch der älteste von uns allen, du hast den Verstand für die ganze Familie. Anton. Wißt Ihr denn, was Leopold ei- gentlich will? Agnes. Was will er denn? Anne. Gewiß einen unbesonnenen Streich ausführen. Agnes. Ihr nennt auch oft etwas unbeson- nen, was nur nicht so ist, wie ihr es alle Tage treibt. Leopold tritt auf. Leopold. Nun so lebt wohl auf einige Zeit, ich muß Euch auf ein Paar Tage verlassen. Anton. Aber wo willst du hin? Leopold. Recht weiß ichs selbst noch nicht. Zweite Abtheilung. So inn'ger, ſo laͤnger: Von Stunde zu Stund. Beſchraͤnkter und enger Der liebliche Bund. Agnes. Das iſt eins von den Liedern, die ſich leichter ſingen, als verſtehn laſſen. Anton tritt auf. Anton. Das iſt hier eine wunderliche Haus- haltung; Geſang in allen Zimmern, Simon wan- delt umher und betrachtet die Waͤnde, Leopold will auf Abentheuer ziehn, — wahrlich, wenn ich nicht noch das Ganze etwas zuſammen hielte, es floͤge alles wie Spreu aus einander. Agnes. Dafuͤr biſt du auch der aͤlteſte von uns allen, du haſt den Verſtand fuͤr die ganze Familie. Anton. Wißt Ihr denn, was Leopold ei- gentlich will? Agnes. Was will er denn? Anne. Gewiß einen unbeſonnenen Streich ausfuͤhren. Agnes. Ihr nennt auch oft etwas unbeſon- nen, was nur nicht ſo iſt, wie ihr es alle Tage treibt. Leopold tritt auf. Leopold. Nun ſo lebt wohl auf einige Zeit, ich muß Euch auf ein Paar Tage verlaſſen. Anton. Aber wo willſt du hin? Leopold. Recht weiß ichs ſelbſt noch nicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#ANN"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <pb facs="#f0049" n="40"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <l>So inn'ger, ſo laͤnger:</l><lb/> <l>Von Stunde zu Stund.</l><lb/> <l>Beſchraͤnkter und enger</l><lb/> <l>Der liebliche Bund.</l> </lg> </lg> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Das iſt eins von den Liedern, die<lb/> ſich leichter ſingen, als verſtehn laſſen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Anton</hi> tritt auf.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#ANT"> <speaker><hi rendition="#g">Anton</hi>.</speaker> <p>Das iſt hier eine wunderliche Haus-<lb/> haltung; Geſang in allen Zimmern, Simon wan-<lb/> delt umher und betrachtet die Waͤnde, Leopold will<lb/> auf Abentheuer ziehn, — wahrlich, wenn ich nicht<lb/> noch das Ganze etwas zuſammen hielte, es floͤge<lb/> alles wie Spreu aus einander.</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Dafuͤr biſt du auch der aͤlteſte von<lb/> uns allen, du haſt den Verſtand fuͤr die ganze<lb/> Familie.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANT"> <speaker><hi rendition="#g">Anton</hi>.</speaker> <p>Wißt Ihr denn, was Leopold ei-<lb/> gentlich will?</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Was will er denn?</p> </sp><lb/> <sp who="#ANN"> <speaker><hi rendition="#g">Anne</hi>.</speaker> <p>Gewiß einen unbeſonnenen Streich<lb/> ausfuͤhren.</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Ihr nennt auch oft etwas unbeſon-<lb/> nen, was nur nicht ſo iſt, wie ihr es alle Tage treibt.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Leopold</hi> tritt auf.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker> <p>Nun ſo lebt wohl auf einige Zeit,<lb/> ich muß Euch auf ein Paar Tage verlaſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANT"> <speaker><hi rendition="#g">Anton</hi>.</speaker> <p>Aber wo willſt du hin?</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker> <p>Recht weiß ichs ſelbſt noch nicht.<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [40/0049]
Zweite Abtheilung.
So inn'ger, ſo laͤnger:
Von Stunde zu Stund.
Beſchraͤnkter und enger
Der liebliche Bund.
Agnes. Das iſt eins von den Liedern, die
ſich leichter ſingen, als verſtehn laſſen.
Anton tritt auf.
Anton. Das iſt hier eine wunderliche Haus-
haltung; Geſang in allen Zimmern, Simon wan-
delt umher und betrachtet die Waͤnde, Leopold will
auf Abentheuer ziehn, — wahrlich, wenn ich nicht
noch das Ganze etwas zuſammen hielte, es floͤge
alles wie Spreu aus einander.
Agnes. Dafuͤr biſt du auch der aͤlteſte von
uns allen, du haſt den Verſtand fuͤr die ganze
Familie.
Anton. Wißt Ihr denn, was Leopold ei-
gentlich will?
Agnes. Was will er denn?
Anne. Gewiß einen unbeſonnenen Streich
ausfuͤhren.
Agnes. Ihr nennt auch oft etwas unbeſon-
nen, was nur nicht ſo iſt, wie ihr es alle Tage treibt.
Leopold tritt auf.
Leopold. Nun ſo lebt wohl auf einige Zeit,
ich muß Euch auf ein Paar Tage verlaſſen.
Anton. Aber wo willſt du hin?
Leopold. Recht weiß ichs ſelbſt noch nicht.
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/49>, abgerufen am 16.02.2025. |