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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Der Blaubart.
Hugo. Nach welchem Muster habt Ihr
Euch gebildet? Denn darauf kommt viel an.
Conrad. Je nun, ich spreche so, was mir
ohngefähr in den Kopf kommt.
Hugo. Das ist nicht recht, ich hätte mich
lieber nach Regeln rühren lassen.
Conrad. Also, laßt Euch erbitten: seht, wir
sind zwar in Eurer Gewalt, aber es ist gegen
unsern Willen geschehn, man kann nicht wissen,
wie sich das Blatt einmal wendet, und Ihr kennt
ja wohl das Sprichwort: eine Hand wäscht die
andere.
Hugo. Ist das Eure ganze Redekunst?
Conrad. Ihr könnt auch einmal übel weg
kommen, denn es steht keinem an der Stirn ge-
schrieben, wes Todes er sterben soll; es ist noch
nicht aller Tage Abend, und Niemand, sagte der
weise Crösus zum Könige Salomon, der ihn wollte
verbrennen lassen, kann sich vor seinem Tode glück-
lich preisen.
Hugo. Ihr rührt mich immer noch nicht. --
Kniet nieder.
(sie knien.)
Heymon. Habt Mitleid mit uns.
Hugo. Steht auf! ich lache leichter als ich
weine; bringt mich zum Lachen, und ich schenke
Euch unter dieser Bedingung das Leben.
Conrad. Ich wollte, wir hätten unsern
Narren hier, es schickt sich wenig für uns. --
Hugo. Bin ich für Euren Witz zu schlecht?
Conrad. Nein, das nicht, aber ich habe
mich nie auf dergleichen Künste gelegt.

Der Blaubart.
Hugo. Nach welchem Muſter habt Ihr
Euch gebildet? Denn darauf kommt viel an.
Conrad. Je nun, ich ſpreche ſo, was mir
ohngefaͤhr in den Kopf kommt.
Hugo. Das iſt nicht recht, ich haͤtte mich
lieber nach Regeln ruͤhren laſſen.
Conrad. Alſo, laßt Euch erbitten: ſeht, wir
ſind zwar in Eurer Gewalt, aber es iſt gegen
unſern Willen geſchehn, man kann nicht wiſſen,
wie ſich das Blatt einmal wendet, und Ihr kennt
ja wohl das Sprichwort: eine Hand waͤſcht die
andere.
Hugo. Iſt das Eure ganze Redekunſt?
Conrad. Ihr koͤnnt auch einmal uͤbel weg
kommen, denn es ſteht keinem an der Stirn ge-
ſchrieben, wes Todes er ſterben ſoll; es iſt noch
nicht aller Tage Abend, und Niemand, ſagte der
weiſe Croͤſus zum Koͤnige Salomon, der ihn wollte
verbrennen laſſen, kann ſich vor ſeinem Tode gluͤck-
lich preiſen.
Hugo. Ihr ruͤhrt mich immer noch nicht. —
Kniet nieder.
(ſie knien.)
Heymon. Habt Mitleid mit uns.
Hugo. Steht auf! ich lache leichter als ich
weine; bringt mich zum Lachen, und ich ſchenke
Euch unter dieſer Bedingung das Leben.
Conrad. Ich wollte, wir haͤtten unſern
Narren hier, es ſchickt ſich wenig fuͤr uns. —
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Conrad. Nein, das nicht, aber ich habe
mich nie auf dergleichen Kuͤnſte gelegt.

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[29/0038] Der Blaubart. Hugo. Nach welchem Muſter habt Ihr Euch gebildet? Denn darauf kommt viel an. Conrad. Je nun, ich ſpreche ſo, was mir ohngefaͤhr in den Kopf kommt. Hugo. Das iſt nicht recht, ich haͤtte mich lieber nach Regeln ruͤhren laſſen. Conrad. Alſo, laßt Euch erbitten: ſeht, wir ſind zwar in Eurer Gewalt, aber es iſt gegen unſern Willen geſchehn, man kann nicht wiſſen, wie ſich das Blatt einmal wendet, und Ihr kennt ja wohl das Sprichwort: eine Hand waͤſcht die andere. Hugo. Iſt das Eure ganze Redekunſt? Conrad. Ihr koͤnnt auch einmal uͤbel weg kommen, denn es ſteht keinem an der Stirn ge- ſchrieben, wes Todes er ſterben ſoll; es iſt noch nicht aller Tage Abend, und Niemand, ſagte der weiſe Croͤſus zum Koͤnige Salomon, der ihn wollte verbrennen laſſen, kann ſich vor ſeinem Tode gluͤck- lich preiſen. Hugo. Ihr ruͤhrt mich immer noch nicht. — Kniet nieder. (ſie knien.) Heymon. Habt Mitleid mit uns. Hugo. Steht auf! ich lache leichter als ich weine; bringt mich zum Lachen, und ich ſchenke Euch unter dieſer Bedingung das Leben. Conrad. Ich wollte, wir haͤtten unſern Narren hier, es ſchickt ſich wenig fuͤr uns. — Hugo. Bin ich fuͤr Euren Witz zu ſchlecht? Conrad. Nein, das nicht, aber ich habe mich nie auf dergleichen Kuͤnſte gelegt.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/38>, abgerufen am 24.11.2024.