Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Die verkehrte Welt. gister zu beschützen, ich bin oft in Stein gehauenund in dem belvederischen Apoll am besten getrof- fen, mir sind Operntheater und Comödienhäuser gewidmet, daß ich sie nicht alle zählen kann, ich bin oft vor den Musenalmanachen in Kupfer ge- stochen, ich bin, um mich kurz zu fassen, gewiß etwas recht Besondres. Indeß hat das alles nichts zu sagen, ich weiß, daß wir nicht alle Götter seyn können, es muß auch andre Creaturen geben, und darum wollen wir nur ohne alle Ceremonien frisch ans Werk gehn. Alle. Es lebe der majestätische Apollo! (alle ab.) (Der Vorhang fällt. Musik. Menuetto con Variazioni. Es sind schon so viele Menuetten gemacht, Je nun, eine gute Verwirrung ist mehr werth, Die verkehrte Welt. giſter zu beſchuͤtzen, ich bin oft in Stein gehauenund in dem belvederiſchen Apoll am beſten getrof- fen, mir ſind Operntheater und Comoͤdienhaͤuſer gewidmet, daß ich ſie nicht alle zaͤhlen kann, ich bin oft vor den Muſenalmanachen in Kupfer ge- ſtochen, ich bin, um mich kurz zu faſſen, gewiß etwas recht Beſondres. Indeß hat das alles nichts zu ſagen, ich weiß, daß wir nicht alle Goͤtter ſeyn koͤnnen, es muß auch andre Creaturen geben, und darum wollen wir nur ohne alle Ceremonien friſch ans Werk gehn. Alle. Es lebe der majeſtaͤtiſche Apollo! (alle ab.) (Der Vorhang faͤllt. Muſik. Menuetto con Variazioni. Es ſind ſchon ſo viele Menuetten gemacht, Je nun, eine gute Verwirrung iſt mehr werth, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#APO"> <p><pb facs="#f0374" n="365"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die verkehrte Welt</hi>.</fw><lb/> giſter zu beſchuͤtzen, ich bin oft in Stein gehauen<lb/> und in dem belvederiſchen Apoll am beſten getrof-<lb/> fen, mir ſind Operntheater und Comoͤdienhaͤuſer<lb/> gewidmet, daß ich ſie nicht alle zaͤhlen kann, ich<lb/> bin oft vor den Muſenalmanachen in Kupfer ge-<lb/> ſtochen, ich bin, um mich kurz zu faſſen, gewiß<lb/> etwas recht Beſondres. Indeß hat das alles nichts<lb/> zu ſagen, ich weiß, daß wir nicht alle Goͤtter ſeyn<lb/> koͤnnen, es muß auch andre Creaturen geben, und<lb/> darum wollen wir nur ohne alle Ceremonien friſch<lb/> ans Werk gehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#ALL"> <speaker><hi rendition="#g">Alle</hi>.</speaker> <p>Es lebe der majeſtaͤtiſche Apollo!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(alle ab.)</hi> </stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Der Vorhang faͤllt</hi>.</hi> </stage> </sp><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="5"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Muſik</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <div n="6"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Menuetto con Variazioni</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Es ſind ſchon ſo viele Menuetten gemacht,<lb/> daß es ſchwer iſt, ein neues Thema zu finden.<lb/> Bringt nur, ihr ruhigern Toͤne, wo moͤglich Ver-<lb/> nunft, Abſicht und Anwendung in das Schauſpiel,<lb/> da es bald zu Ende iſt; vielleicht iſt der Schluß<lb/> das Beſte. — Aber, koͤnnte man fragen, waͤre es<lb/> nicht zweckmaͤßiger, wenn dergleichen Werke nicht<lb/> geſchrieben wuͤrden? Das hoͤchſte, was ſie errei-<lb/> chen, iſt: daß ſie uns den Kopf verwirren.</p><lb/> <p>Je nun, eine gute Verwirrung iſt mehr werth,<lb/> als eine ſchlechte Ordnung.</p> </div><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [365/0374]
Die verkehrte Welt.
giſter zu beſchuͤtzen, ich bin oft in Stein gehauen
und in dem belvederiſchen Apoll am beſten getrof-
fen, mir ſind Operntheater und Comoͤdienhaͤuſer
gewidmet, daß ich ſie nicht alle zaͤhlen kann, ich
bin oft vor den Muſenalmanachen in Kupfer ge-
ſtochen, ich bin, um mich kurz zu faſſen, gewiß
etwas recht Beſondres. Indeß hat das alles nichts
zu ſagen, ich weiß, daß wir nicht alle Goͤtter ſeyn
koͤnnen, es muß auch andre Creaturen geben, und
darum wollen wir nur ohne alle Ceremonien friſch
ans Werk gehn.
Alle. Es lebe der majeſtaͤtiſche Apollo!
(alle ab.)
(Der Vorhang faͤllt.
Muſik.
Menuetto con Variazioni.
Es ſind ſchon ſo viele Menuetten gemacht,
daß es ſchwer iſt, ein neues Thema zu finden.
Bringt nur, ihr ruhigern Toͤne, wo moͤglich Ver-
nunft, Abſicht und Anwendung in das Schauſpiel,
da es bald zu Ende iſt; vielleicht iſt der Schluß
das Beſte. — Aber, koͤnnte man fragen, waͤre es
nicht zweckmaͤßiger, wenn dergleichen Werke nicht
geſchrieben wuͤrden? Das hoͤchſte, was ſie errei-
chen, iſt: daß ſie uns den Kopf verwirren.
Je nun, eine gute Verwirrung iſt mehr werth,
als eine ſchlechte Ordnung.
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