Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. ihn anzuzetteln, und ihn dann mit gewaffneterHand vom Thron zu stoßen. Ich bin einer von diesen, und wir haben Ihr Haus, Herr Wirth, weil ich immer ein Freund von Ihnen gewesen bin, zur Zusammenkunft der Verschwornen auserwählt. Wirth. O welches Glück! welch unendliches Glück! Herr Direkteur, mein ganzes Leben reicht nicht hin, um Ihnen meine Dankbarkeit zu bezei- gen. Das ist mir mehr werth, als wenn Sie mir wöchentlich drei Thaler Zulage gegeben hät- ten. O Anne, meine Tochter! so freue Dich doch mit Deinen Vater! Mein Haus, diese Stube hier der Sammelplatz der Verschwornen! Aber kommen sie denn bald? -- Nein, so etwas ist noch in kei- nem einzigen Stücke erhört! -- Und der Herr Di- rektor sind darunter, folglich sind es gewiß lauter Männer von Gewicht und Ansehn, keine ordinäre Lumpenverschwornen. -- In einem Wirthshause! -- O Herr Direkteur, lassen Sie sich umarmen! Wagemann. Mäßigen Sie Ihre Entzük- kungen, lieber Freund, damit unsre Sache nicht vor der Zeit ruchtbar werde. Poet kömmt. Poet. Ist noch Niemand weiter hier? Wagemann. Nein, Herr Poet. Poet. So muß der König Admet mit seiner Königinn sogleich kommen. Wirth. Welche hohe Personen nehmen heut unter meinem Dache vorlieb! Poet. Es wird ein furchtbarer Aufruhr Zweite Abtheilung. ihn anzuzetteln, und ihn dann mit gewaffneterHand vom Thron zu ſtoßen. Ich bin einer von dieſen, und wir haben Ihr Haus, Herr Wirth, weil ich immer ein Freund von Ihnen geweſen bin, zur Zuſammenkunft der Verſchwornen auserwaͤhlt. Wirth. O welches Gluͤck! welch unendliches Gluͤck! Herr Direkteur, mein ganzes Leben reicht nicht hin, um Ihnen meine Dankbarkeit zu bezei- gen. Das iſt mir mehr werth, als wenn Sie mir woͤchentlich drei Thaler Zulage gegeben haͤt- ten. O Anne, meine Tochter! ſo freue Dich doch mit Deinen Vater! Mein Haus, dieſe Stube hier der Sammelplatz der Verſchwornen! Aber kommen ſie denn bald? — Nein, ſo etwas iſt noch in kei- nem einzigen Stuͤcke erhoͤrt! — Und der Herr Di- rektor ſind darunter, folglich ſind es gewiß lauter Maͤnner von Gewicht und Anſehn, keine ordinaͤre Lumpenverſchwornen. — In einem Wirthshauſe! — O Herr Direkteur, laſſen Sie ſich umarmen! Wagemann. Maͤßigen Sie Ihre Entzuͤk- kungen, lieber Freund, damit unſre Sache nicht vor der Zeit ruchtbar werde. Poet koͤmmt. Poet. Iſt noch Niemand weiter hier? Wagemann. Nein, Herr Poet. Poet. So muß der Koͤnig Admet mit ſeiner Koͤniginn ſogleich kommen. Wirth. Welche hohe Perſonen nehmen heut unter meinem Dache vorlieb! Poet. Es wird ein furchtbarer Aufruhr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#WAG"> <p><pb facs="#f0371" n="362"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> ihn anzuzetteln, und ihn dann mit gewaffneter<lb/> Hand vom Thron zu ſtoßen. Ich bin einer von<lb/> dieſen, und wir haben Ihr Haus, Herr Wirth,<lb/> weil ich immer ein Freund von Ihnen geweſen bin,<lb/> zur Zuſammenkunft der Verſchwornen auserwaͤhlt.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIRTH"> <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker> <p>O welches Gluͤck! welch unendliches<lb/> Gluͤck! Herr Direkteur, mein ganzes Leben reicht<lb/> nicht hin, um Ihnen meine Dankbarkeit zu bezei-<lb/> gen. Das iſt mir mehr werth, als wenn Sie<lb/> mir woͤchentlich drei Thaler Zulage gegeben haͤt-<lb/> ten. O Anne, meine Tochter! ſo freue Dich doch<lb/> mit Deinen Vater! Mein Haus, dieſe Stube hier<lb/> der Sammelplatz der Verſchwornen! Aber kommen<lb/> ſie denn bald? — Nein, ſo etwas iſt noch in kei-<lb/> nem einzigen Stuͤcke erhoͤrt! — Und der Herr Di-<lb/> rektor ſind darunter, folglich ſind es gewiß lauter<lb/> Maͤnner von Gewicht und Anſehn, keine ordinaͤre<lb/> Lumpenverſchwornen. — In einem Wirthshauſe!<lb/> — O Herr Direkteur, laſſen Sie ſich umarmen!</p> </sp><lb/> <sp who="#WAG"> <speaker><hi rendition="#g">Wagemann</hi>.</speaker> <p>Maͤßigen Sie Ihre Entzuͤk-<lb/> kungen, lieber Freund, damit unſre Sache nicht<lb/> vor der Zeit ruchtbar werde.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Poet</hi> koͤmmt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#POE"> <speaker><hi rendition="#g">Poet</hi>.</speaker> <p>Iſt noch Niemand weiter hier?</p> </sp><lb/> <sp who="#WAG"> <speaker><hi rendition="#g">Wagemann</hi>.</speaker> <p>Nein, Herr Poet.</p> </sp><lb/> <sp who="#POE"> <speaker><hi rendition="#g">Poet</hi>.</speaker> <p>So muß der Koͤnig Admet mit ſeiner<lb/> Koͤniginn ſogleich kommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIRTH"> <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker> <p>Welche hohe Perſonen nehmen heut<lb/> unter meinem Dache vorlieb!</p> </sp><lb/> <sp who="#POE"> <speaker><hi rendition="#g">Poet</hi>.</speaker> <p>Es wird ein furchtbarer Aufruhr<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [362/0371]
Zweite Abtheilung.
ihn anzuzetteln, und ihn dann mit gewaffneter
Hand vom Thron zu ſtoßen. Ich bin einer von
dieſen, und wir haben Ihr Haus, Herr Wirth,
weil ich immer ein Freund von Ihnen geweſen bin,
zur Zuſammenkunft der Verſchwornen auserwaͤhlt.
Wirth. O welches Gluͤck! welch unendliches
Gluͤck! Herr Direkteur, mein ganzes Leben reicht
nicht hin, um Ihnen meine Dankbarkeit zu bezei-
gen. Das iſt mir mehr werth, als wenn Sie
mir woͤchentlich drei Thaler Zulage gegeben haͤt-
ten. O Anne, meine Tochter! ſo freue Dich doch
mit Deinen Vater! Mein Haus, dieſe Stube hier
der Sammelplatz der Verſchwornen! Aber kommen
ſie denn bald? — Nein, ſo etwas iſt noch in kei-
nem einzigen Stuͤcke erhoͤrt! — Und der Herr Di-
rektor ſind darunter, folglich ſind es gewiß lauter
Maͤnner von Gewicht und Anſehn, keine ordinaͤre
Lumpenverſchwornen. — In einem Wirthshauſe!
— O Herr Direkteur, laſſen Sie ſich umarmen!
Wagemann. Maͤßigen Sie Ihre Entzuͤk-
kungen, lieber Freund, damit unſre Sache nicht
vor der Zeit ruchtbar werde.
Poet koͤmmt.
Poet. Iſt noch Niemand weiter hier?
Wagemann. Nein, Herr Poet.
Poet. So muß der Koͤnig Admet mit ſeiner
Koͤniginn ſogleich kommen.
Wirth. Welche hohe Perſonen nehmen heut
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