Poet. Aufs freie Feld muß ich zu Dir mich flüchten, Um ungestört ein frohes Lied zu dichten, Ich will mich auf den Rasen zu Dir setzen, Nach langer Zeit poetisch mich ergötzen.
Apoll. Was fehlt Dir denn mein allertreuster Freund? Man hat auch dich vertrieben, wie es scheint.
Poet. Vertrieben nicht, doch mocht' ich dort nicht bleiben, Das wilde Volk hat Deinen Dienst zerstört, Nichts darf ich mehr im kühnen Schwunge schreiben, Und wenn der holde Wahnsinn mich bethört, Wenn durch die Adern sich Dein Feuer gießet, Und hoher Klang von meiner Lippe tönt, Durch alle Worte lautre Gottheit fließet, Und selber das Gemeinste sich verschönt, So stehn sie da und ihre Augen starren, Und kurz: sie halten mich für einen Narren.
Zweite Abtheilung.
Dritter Akt.
Erſte Scene.
(Feld.)
Apollo, der Poet.
Poet. Aufs freie Feld muß ich zu Dir mich fluͤchten, Um ungeſtoͤrt ein frohes Lied zu dichten, Ich will mich auf den Raſen zu Dir ſetzen, Nach langer Zeit poetiſch mich ergoͤtzen.
Apoll. Was fehlt Dir denn mein allertreuſter Freund? Man hat auch dich vertrieben, wie es ſcheint.
Poet. Vertrieben nicht, doch mocht' ich dort nicht bleiben, Das wilde Volk hat Deinen Dienſt zerſtoͤrt, Nichts darf ich mehr im kuͤhnen Schwunge ſchreiben, Und wenn der holde Wahnſinn mich bethoͤrt, Wenn durch die Adern ſich Dein Feuer gießet, Und hoher Klang von meiner Lippe toͤnt, Durch alle Worte lautre Gottheit fließet, Und ſelber das Gemeinſte ſich verſchoͤnt, So ſtehn ſie da und ihre Augen ſtarren, Und kurz: ſie halten mich fuͤr einen Narren.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0311"n="302"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/><divn="3"><head><hirendition="#c"><hirendition="#b"><hirendition="#g">Dritter Akt</hi>.</hi></hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Erſte Scene</hi>.</hi></head><lb/><stage><hirendition="#c">(<hirendition="#g">Feld</hi>.)</hi></stage><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><stage><hirendition="#c"><hirendition="#g">Apollo, der Poet</hi>.</hi></stage><lb/><spwho="#POE"><speaker><hirendition="#g">Poet</hi>.</speaker><lb/><p><hirendition="#in">A</hi>ufs freie Feld muß ich zu Dir mich fluͤchten,<lb/>
Um ungeſtoͤrt ein frohes Lied zu dichten,<lb/>
Ich will mich auf den Raſen zu Dir ſetzen,<lb/>
Nach langer Zeit poetiſch mich ergoͤtzen.</p></sp><lb/><spwho="#APO"><speaker><hirendition="#g">Apoll</hi>.</speaker><lb/><p>Was fehlt Dir denn mein allertreuſter Freund?<lb/>
Man hat auch dich vertrieben, wie es ſcheint.</p></sp><lb/><spwho="#POE"><speaker><hirendition="#g">Poet</hi>.</speaker><lb/><p>Vertrieben nicht, doch mocht' ich dort nicht bleiben,<lb/>
Das wilde Volk hat Deinen Dienſt zerſtoͤrt,<lb/>
Nichts darf ich mehr im kuͤhnen Schwunge ſchreiben,<lb/>
Und wenn der holde Wahnſinn mich bethoͤrt,<lb/>
Wenn durch die Adern ſich Dein Feuer gießet,<lb/>
Und hoher Klang von meiner Lippe toͤnt,<lb/>
Durch alle Worte lautre Gottheit fließet,<lb/>
Und ſelber das Gemeinſte ſich verſchoͤnt,<lb/>
So ſtehn ſie da und ihre Augen ſtarren,<lb/>
Und kurz: ſie halten mich fuͤr einen Narren.</p></sp><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[302/0311]
Zweite Abtheilung.
Dritter Akt.
Erſte Scene.
(Feld.)
Apollo, der Poet.
Poet.
Aufs freie Feld muß ich zu Dir mich fluͤchten,
Um ungeſtoͤrt ein frohes Lied zu dichten,
Ich will mich auf den Raſen zu Dir ſetzen,
Nach langer Zeit poetiſch mich ergoͤtzen.
Apoll.
Was fehlt Dir denn mein allertreuſter Freund?
Man hat auch dich vertrieben, wie es ſcheint.
Poet.
Vertrieben nicht, doch mocht' ich dort nicht bleiben,
Das wilde Volk hat Deinen Dienſt zerſtoͤrt,
Nichts darf ich mehr im kuͤhnen Schwunge ſchreiben,
Und wenn der holde Wahnſinn mich bethoͤrt,
Wenn durch die Adern ſich Dein Feuer gießet,
Und hoher Klang von meiner Lippe toͤnt,
Durch alle Worte lautre Gottheit fließet,
Und ſelber das Gemeinſte ſich verſchoͤnt,
So ſtehn ſie da und ihre Augen ſtarren,
Und kurz: ſie halten mich fuͤr einen Narren.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/311>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.