Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Die verkehrte Welt. Melpomene. Und Du kannst zweifeln? -- Ich will gleich mit Dir gehn. Skaramuz (aufstehend). Halt! halt! was will mir das werden? Nein, meine Freunde, das geht so geschwinde nicht, die Musenkompagnie darf nicht inkomplett werden. Wo sollten wir denn hernach, die tragischen Scenen in unserm Stücke herkriegen, wenn sich Melpomene aus dem Stücke heraus ver- heirathen wollte? Das geht nimmermehr! Melpomene. Grausames Schicksal! Fremder. Tyrannischer Gott! Skaramuz. Hat sich da was tyrannisch und grausam zu seyn. Ich gebe Euch meine Gründe an, denn ich sage: es soll nicht seyn! und darum kanns nicht seyn. Und außerdem bin ich selbst so halb und halb in die Melpomene verliebt, und denke sie vielleicht mit der Zeit zu heirathen. Also, Ihr fremder Kerl, steht nur von Euren un- sinnigen Bewerbungen ab, denn sonst möcht es Euch gar zu leicht den Hals kosten. (Geht ab.) Fremder. So soll ich Dich lassen? Melpomene. So muß ich scheiden? (Die Musen gehn, außer Thalia, ab.) Grünhelm. Verlieren Sie den Muth nicht, mein fremder Herr Verliebter, das muß sich alles noch einrichten lassen, wenn uns der Verstand auf dem rechten Fleck sitzt. Fremder. Aber wie? Thalia. Kommen Sie nur, wir wollen das ordentlich berathschlagen. Ich biete Ihnen meine Hülfe und Klugheit an. Die verkehrte Welt. Melpomene. Und Du kannſt zweifeln? — Ich will gleich mit Dir gehn. Skaramuz (aufſtehend). Halt! halt! was will mir das werden? Nein, meine Freunde, das geht ſo geſchwinde nicht, die Muſenkompagnie darf nicht inkomplett werden. Wo ſollten wir denn hernach, die tragiſchen Scenen in unſerm Stuͤcke herkriegen, wenn ſich Melpomene aus dem Stuͤcke heraus ver- heirathen wollte? Das geht nimmermehr! Melpomene. Grauſames Schickſal! Fremder. Tyranniſcher Gott! Skaramuz. Hat ſich da was tyranniſch und grauſam zu ſeyn. Ich gebe Euch meine Gruͤnde an, denn ich ſage: es ſoll nicht ſeyn! und darum kanns nicht ſeyn. Und außerdem bin ich ſelbſt ſo halb und halb in die Melpomene verliebt, und denke ſie vielleicht mit der Zeit zu heirathen. Alſo, Ihr fremder Kerl, ſteht nur von Euren un- ſinnigen Bewerbungen ab, denn ſonſt moͤcht es Euch gar zu leicht den Hals koſten. (Geht ab.) Fremder. So ſoll ich Dich laſſen? Melpomene. So muß ich ſcheiden? (Die Muſen gehn, außer Thalia, ab.) Gruͤnhelm. Verlieren Sie den Muth nicht, mein fremder Herr Verliebter, das muß ſich alles noch einrichten laſſen, wenn uns der Verſtand auf dem rechten Fleck ſitzt. Fremder. Aber wie? Thalia. Kommen Sie nur, wir wollen das ordentlich berathſchlagen. Ich biete Ihnen meine Huͤlfe und Klugheit an. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0306" n="297"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die verkehrte Welt</hi>.</fw><lb/> <sp who="#MEL"> <speaker><hi rendition="#g">Melpomene</hi>.</speaker> <p>Und Du kannſt zweifeln? —<lb/> Ich will gleich mit Dir gehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker> <hi rendition="#g">Skaramuz</hi> </speaker> <stage>(aufſtehend).</stage> <p>Halt! halt! was will<lb/> mir das werden? Nein, meine Freunde, das geht<lb/> ſo geſchwinde nicht, die Muſenkompagnie darf nicht<lb/> inkomplett werden. Wo ſollten wir denn hernach,<lb/> die tragiſchen Scenen in unſerm Stuͤcke herkriegen,<lb/> wenn ſich Melpomene aus dem Stuͤcke heraus ver-<lb/> heirathen wollte? 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ſo geſchwinde nicht, die Muſenkompagnie darf nicht
inkomplett werden. Wo ſollten wir denn hernach,
die tragiſchen Scenen in unſerm Stuͤcke herkriegen,
wenn ſich Melpomene aus dem Stuͤcke heraus ver-
heirathen wollte? Das geht nimmermehr!
Melpomene. Grauſames Schickſal!
Fremder. Tyranniſcher Gott!
Skaramuz. Hat ſich da was tyranniſch
und grauſam zu ſeyn. Ich gebe Euch meine
Gruͤnde an, denn ich ſage: es ſoll nicht ſeyn!
und darum kanns nicht ſeyn. Und außerdem bin
ich ſelbſt ſo halb und halb in die Melpomene verliebt,
und denke ſie vielleicht mit der Zeit zu heirathen.
Alſo, Ihr fremder Kerl, ſteht nur von Euren un-
ſinnigen Bewerbungen ab, denn ſonſt moͤcht es
Euch gar zu leicht den Hals koſten. (Geht ab.)
Fremder. So ſoll ich Dich laſſen?
Melpomene. So muß ich ſcheiden?
(Die Muſen gehn, außer Thalia, ab.)
Gruͤnhelm. Verlieren Sie den Muth nicht,
mein fremder Herr Verliebter, das muß ſich alles
noch einrichten laſſen, wenn uns der Verſtand auf
dem rechten Fleck ſitzt.
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Thalia. Kommen Sie nur, wir wollen das
ordentlich berathſchlagen. Ich biete Ihnen meine
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/306>, abgerufen am 28.07.2024. |