Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. habe bekämpfen müssen! -- Ich habe auch die Braue-rei da unten angelegt. O, mein Freund, Sie ha- ben gewiß in der ganzen Fremde dergleichen nicht gesehn. Was sind Sie Ihres Handwerks nach? Fremder. Ein Arzt. Skaramuz. Also doch nützlich? Ich mag die nützlichen Leute ungemein gern; denn warum? sie sind nützlich, und das Nützlichseyn selbst ist un- gemein nützlich, folglich zwingt mich meine Ver- nunft zu dieser gegründeten Hochachtung. Fremder. Aber was seh ich? Skaramuz. Ja, ja, eine Bäckerei ist auch am Parnaß angebracht. Fremder. Darf ich meinen Augen trauen? Skaramuz. Es hat sich schon mancher dar- über gewundert. Fremder. Seh ich nicht meine geliebte Ka- roline? Melpomene (hervorstürzend). O Friedrich, bist Du wieder da? Wo hast Du Trauter so lange gesteckt? Fremder. O welche unvermuthete Zusam- menkunft! Melpomene. Du findest mich als Muse, aber mein Herz ist Dir noch immer getreu. Fremder. O so sei meine Gattin. Mein On- kel ist gestorben, die reiche Erbschaft ist mir zu- gefallen, ich habe genug für uns beide, ja weit mehr, als wir brauchen, wenn mir nur Deine Liebe gewiß ist. Zweite Abtheilung. habe bekaͤmpfen muͤſſen! — Ich habe auch die Braue-rei da unten angelegt. O, mein Freund, Sie ha- ben gewiß in der ganzen Fremde dergleichen nicht geſehn. Was ſind Sie Ihres Handwerks nach? Fremder. Ein Arzt. Skaramuz. Alſo doch nuͤtzlich? Ich mag die nuͤtzlichen Leute ungemein gern; denn warum? ſie ſind nuͤtzlich, und das Nuͤtzlichſeyn ſelbſt iſt un- gemein nuͤtzlich, folglich zwingt mich meine Ver- nunft zu dieſer gegruͤndeten Hochachtung. Fremder. Aber was ſeh ich? Skaramuz. Ja, ja, eine Baͤckerei iſt auch am Parnaß angebracht. Fremder. Darf ich meinen Augen trauen? Skaramuz. Es hat ſich ſchon mancher dar- uͤber gewundert. Fremder. Seh ich nicht meine geliebte Ka- roline? Melpomene (hervorſtuͤrzend). O Friedrich, biſt Du wieder da? Wo haſt Du Trauter ſo lange geſteckt? Fremder. O welche unvermuthete Zuſam- menkunft! Melpomene. Du findeſt mich als Muſe, aber mein Herz iſt Dir noch immer getreu. Fremder. O ſo ſei meine Gattin. Mein On- kel iſt geſtorben, die reiche Erbſchaft iſt mir zu- gefallen, ich habe genug fuͤr uns beide, ja weit mehr, als wir brauchen, wenn mir nur Deine Liebe gewiß iſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#SKA"> <p><pb facs="#f0305" n="296"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> habe bekaͤmpfen muͤſſen! — Ich habe auch die Braue-<lb/> rei da unten angelegt. O, mein Freund, Sie ha-<lb/> ben gewiß in der ganzen Fremde dergleichen nicht<lb/> geſehn. Was ſind Sie Ihres Handwerks nach?</p> </sp><lb/> <sp who="#FREMD"> <speaker><hi rendition="#g">Fremder</hi>.</speaker> <p>Ein Arzt.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Alſo doch nuͤtzlich? Ich mag<lb/> die nuͤtzlichen Leute ungemein gern; denn warum?<lb/> ſie ſind nuͤtzlich, und das Nuͤtzlichſeyn ſelbſt iſt un-<lb/> gemein nuͤtzlich, folglich zwingt mich meine Ver-<lb/> nunft zu dieſer gegruͤndeten Hochachtung.</p> </sp><lb/> <sp who="#FREMD"> <speaker><hi rendition="#g">Fremder</hi>.</speaker> <p>Aber was ſeh ich?</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Ja, ja, eine Baͤckerei iſt auch<lb/> am Parnaß angebracht.</p> </sp><lb/> <sp who="#FREMD"> <speaker><hi rendition="#g">Fremder</hi>.</speaker> <p>Darf ich meinen Augen trauen?</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Es hat ſich ſchon mancher dar-<lb/> uͤber gewundert.</p> </sp><lb/> <sp who="#FREMD"> <speaker><hi rendition="#g">Fremder</hi>.</speaker> <p>Seh ich nicht meine geliebte Ka-<lb/> roline?</p> </sp><lb/> <sp who="#MEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Melpomene</hi> </speaker> <stage>(hervorſtuͤrzend).</stage> <p>O Friedrich, biſt<lb/> Du wieder da? Wo haſt Du Trauter ſo lange<lb/> geſteckt?</p> </sp><lb/> <sp who="#FREMD"> <speaker><hi rendition="#g">Fremder</hi>.</speaker> <p>O welche unvermuthete Zuſam-<lb/> menkunft!</p> </sp><lb/> <sp who="#MEL"> <speaker><hi rendition="#g">Melpomene</hi>.</speaker> <p>Du findeſt mich als Muſe,<lb/> aber mein Herz iſt Dir noch immer getreu.</p> </sp><lb/> <sp who="#FREMD"> <speaker><hi rendition="#g">Fremder</hi>.</speaker> <p>O ſo ſei meine Gattin. Mein On-<lb/> kel iſt geſtorben, die reiche Erbſchaft iſt mir zu-<lb/> gefallen, ich habe genug fuͤr uns beide, ja weit<lb/> mehr, als wir brauchen, wenn mir nur Deine<lb/> Liebe gewiß iſt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [296/0305]
Zweite Abtheilung.
habe bekaͤmpfen muͤſſen! — Ich habe auch die Braue-
rei da unten angelegt. O, mein Freund, Sie ha-
ben gewiß in der ganzen Fremde dergleichen nicht
geſehn. Was ſind Sie Ihres Handwerks nach?
Fremder. Ein Arzt.
Skaramuz. Alſo doch nuͤtzlich? Ich mag
die nuͤtzlichen Leute ungemein gern; denn warum?
ſie ſind nuͤtzlich, und das Nuͤtzlichſeyn ſelbſt iſt un-
gemein nuͤtzlich, folglich zwingt mich meine Ver-
nunft zu dieſer gegruͤndeten Hochachtung.
Fremder. Aber was ſeh ich?
Skaramuz. Ja, ja, eine Baͤckerei iſt auch
am Parnaß angebracht.
Fremder. Darf ich meinen Augen trauen?
Skaramuz. Es hat ſich ſchon mancher dar-
uͤber gewundert.
Fremder. Seh ich nicht meine geliebte Ka-
roline?
Melpomene (hervorſtuͤrzend). O Friedrich, biſt
Du wieder da? Wo haſt Du Trauter ſo lange
geſteckt?
Fremder. O welche unvermuthete Zuſam-
menkunft!
Melpomene. Du findeſt mich als Muſe,
aber mein Herz iſt Dir noch immer getreu.
Fremder. O ſo ſei meine Gattin. Mein On-
kel iſt geſtorben, die reiche Erbſchaft iſt mir zu-
gefallen, ich habe genug fuͤr uns beide, ja weit
mehr, als wir brauchen, wenn mir nur Deine
Liebe gewiß iſt.
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/305>, abgerufen am 16.02.2025. |