kannt, und es ihm oft vorher gesagt, daß es so weit mit ihm kommen würde, da er sich durchaus auf keine ernsthafte Studien legen wollte. Das kömmt von der Belletristerei, wenn man sie nicht zum Nutzen der Menschheit anwendet. -- Weiß man nicht, was er verbrochen hat?
Wirth. Er soll sich unterstanden haben, die Phantasterei einzuführen, hat Tragödien geschrie- ben, und darin auf das Schicksal und die Götter geflucht, hat die moralische Tendenz durchaus ver- nachlässigt, in Summa, er hat der ganzen kulti- virten Welt ein großes Aergerniß gegeben.
Fremder. Es sollte an ihm ein Exempel statuirt werden.
Wirth. Wenn sie seiner habhaft werden, wird es gewiß daran nicht ermangeln.
Fremder. Führen Sie mich auf mein Zim- mer. (sie gehn ab.)
Fünfte Scene.
(Am Parnaß.)
Bäcker und Brauer.
Bäcker. Nun können wir doch erst sagen, Meister Brauer, daß wir im Lande einen reellen Parnaß haben.
Brauer. Und das Getränk, was ich da fa-
Zweite Abtheilung.
kannt, und es ihm oft vorher geſagt, daß es ſo weit mit ihm kommen wuͤrde, da er ſich durchaus auf keine ernſthafte Studien legen wollte. Das koͤmmt von der Belletriſterei, wenn man ſie nicht zum Nutzen der Menſchheit anwendet. — Weiß man nicht, was er verbrochen hat?
Wirth. Er ſoll ſich unterſtanden haben, die Phantaſterei einzufuͤhren, hat Tragoͤdien geſchrie- ben, und darin auf das Schickſal und die Goͤtter geflucht, hat die moraliſche Tendenz durchaus ver- nachlaͤſſigt, in Summa, er hat der ganzen kulti- virten Welt ein großes Aergerniß gegeben.
Fremder. Es ſollte an ihm ein Exempel ſtatuirt werden.
Wirth. Wenn ſie ſeiner habhaft werden, wird es gewiß daran nicht ermangeln.
Fremder. Fuͤhren Sie mich auf mein Zim- mer. (ſie gehn ab.)
Fuͤnfte Scene.
(Am Parnaß.)
Baͤcker und Brauer.
Baͤcker. Nun koͤnnen wir doch erſt ſagen, Meiſter Brauer, daß wir im Lande einen reellen Parnaß haben.
Brauer. Und das Getraͤnk, was ich da fa-
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Zweite Abtheilung.
kannt, und es ihm oft vorher geſagt, daß es ſo
weit mit ihm kommen wuͤrde, da er ſich durchaus
auf keine ernſthafte Studien legen wollte. Das
koͤmmt von der Belletriſterei, wenn man ſie nicht
zum Nutzen der Menſchheit anwendet. — Weiß
man nicht, was er verbrochen hat?
Wirth. Er ſoll ſich unterſtanden haben, die
Phantaſterei einzufuͤhren, hat Tragoͤdien geſchrie-
ben, und darin auf das Schickſal und die Goͤtter
geflucht, hat die moraliſche Tendenz durchaus ver-
nachlaͤſſigt, in Summa, er hat der ganzen kulti-
virten Welt ein großes Aergerniß gegeben.
Fremder. Es ſollte an ihm ein Exempel
ſtatuirt werden.
Wirth. Wenn ſie ſeiner habhaft werden,
wird es gewiß daran nicht ermangeln.
Fremder. Fuͤhren Sie mich auf mein Zim-
mer. (ſie gehn ab.)
Fuͤnfte Scene.
(Am Parnaß.)
Baͤcker und Brauer.
Baͤcker. Nun koͤnnen wir doch erſt ſagen,
Meiſter Brauer, daß wir im Lande einen reellen
Parnaß haben.
Brauer. Und das Getraͤnk, was ich da fa-
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/299>, abgerufen am 23.02.2025.
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