Euch trägt, zerbricht freilich, aber hofft, vertraut, ihr kommt an Land, wo Ihr kein Eisen weiter braucht.
Pizzicato mit Accompagnemant der Violinen.
Die paradoxen Sätze sind übrigens für ver- ständige Leute weit seltener, als man denken sollte. Die verständigen Leute sind aber noch viel seltener.
Alle Instrumente.
Es ist gar kein Zweifel, daß nicht die Ver- sammlung der verehrten Zuschauer und Zuhörer aus dergleichen bestehen sollte, und darum freut sich so Theater als Orchester, vor einem so er- lauchten oder erleuchteten Publikum zu spielen. Nur müssen alle die Geduld behalten, die Haupt- tugend des Lebens, ohne welche das Leben selber nicht zu tragen ist.
Forte.
Alles ist fertig, die Dekoration aufgestellt, der Soufleur zugegen; mehr Zuschauer kommen auch nicht. Die Erwartung ist rege, die Neugier ge- spannt; nur wenige denken jetzt schon an das En- de, und daß sie alsdann fragen werden: nun, war es denn etwas Besonderes? -- Gebt Acht! denn das müßt Ihr, um nicht alles auf den Kopf zu stellen. -- Gebt aber auch nicht zu sehr Acht, um nicht mehr zu sehn und zu hören, als man euch hat zeigen wollen. -- Gebt Acht! gebt aber ja
Die verkehrte Welt.
Euch traͤgt, zerbricht freilich, aber hofft, vertraut, ihr kommt an Land, wo Ihr kein Eiſen weiter braucht.
Pizzicato mit Accompagnemant der Violinen.
Die paradoxen Saͤtze ſind uͤbrigens fuͤr ver- ſtaͤndige Leute weit ſeltener, als man denken ſollte. Die verſtaͤndigen Leute ſind aber noch viel ſeltener.
Alle Inſtrumente.
Es iſt gar kein Zweifel, daß nicht die Ver- ſammlung der verehrten Zuſchauer und Zuhoͤrer aus dergleichen beſtehen ſollte, und darum freut ſich ſo Theater als Orcheſter, vor einem ſo er- lauchten oder erleuchteten Publikum zu ſpielen. Nur muͤſſen alle die Geduld behalten, die Haupt- tugend des Lebens, ohne welche das Leben ſelber nicht zu tragen iſt.
Forte.
Alles iſt fertig, die Dekoration aufgeſtellt, der Soufleur zugegen; mehr Zuſchauer kommen auch nicht. Die Erwartung iſt rege, die Neugier ge- ſpannt; nur wenige denken jetzt ſchon an das En- de, und daß ſie alsdann fragen werden: nun, war es denn etwas Beſonderes? — Gebt Acht! denn das muͤßt Ihr, um nicht alles auf den Kopf zu ſtellen. — Gebt aber auch nicht zu ſehr Acht, um nicht mehr zu ſehn und zu hoͤren, als man euch hat zeigen wollen. — Gebt Acht! gebt aber ja
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0264"n="255"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Die verkehrte Welt</hi>.</fw><lb/>
Euch traͤgt, zerbricht freilich, aber hofft, vertraut,<lb/>
ihr kommt an Land, wo Ihr kein Eiſen weiter<lb/>
braucht.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#g">Pizzicato mit Accompagnemant<lb/>
der Violinen</hi>.</head><lb/><p>Die paradoxen Saͤtze ſind uͤbrigens fuͤr ver-<lb/>ſtaͤndige Leute weit ſeltener, als man denken ſollte.<lb/>
Die verſtaͤndigen Leute ſind aber noch viel ſeltener.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Alle Inſtrumente</hi>.</hi></head><lb/><p>Es iſt gar kein Zweifel, daß nicht die Ver-<lb/>ſammlung der verehrten Zuſchauer und Zuhoͤrer<lb/>
aus dergleichen beſtehen ſollte, und darum freut<lb/>ſich ſo Theater als Orcheſter, vor einem ſo er-<lb/>
lauchten oder erleuchteten Publikum zu ſpielen.<lb/>
Nur muͤſſen alle die Geduld behalten, die Haupt-<lb/>
tugend des Lebens, ohne welche das Leben ſelber<lb/>
nicht zu tragen iſt.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Forte</hi>.</hi></head><lb/><p>Alles iſt fertig, die Dekoration aufgeſtellt, der<lb/>
Soufleur zugegen; mehr Zuſchauer kommen auch<lb/>
nicht. Die Erwartung iſt rege, die Neugier ge-<lb/>ſpannt; nur wenige denken jetzt ſchon an das En-<lb/>
de, und daß ſie alsdann fragen werden: nun, war<lb/>
es denn etwas Beſonderes? — Gebt Acht! denn<lb/>
das muͤßt Ihr, um nicht alles auf den Kopf zu<lb/>ſtellen. — Gebt aber auch nicht zu ſehr Acht, um<lb/>
nicht mehr zu ſehn und zu hoͤren, als man euch<lb/>
hat zeigen wollen. — Gebt Acht! gebt aber ja<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[255/0264]
Die verkehrte Welt.
Euch traͤgt, zerbricht freilich, aber hofft, vertraut,
ihr kommt an Land, wo Ihr kein Eiſen weiter
braucht.
Pizzicato mit Accompagnemant
der Violinen.
Die paradoxen Saͤtze ſind uͤbrigens fuͤr ver-
ſtaͤndige Leute weit ſeltener, als man denken ſollte.
Die verſtaͤndigen Leute ſind aber noch viel ſeltener.
Alle Inſtrumente.
Es iſt gar kein Zweifel, daß nicht die Ver-
ſammlung der verehrten Zuſchauer und Zuhoͤrer
aus dergleichen beſtehen ſollte, und darum freut
ſich ſo Theater als Orcheſter, vor einem ſo er-
lauchten oder erleuchteten Publikum zu ſpielen.
Nur muͤſſen alle die Geduld behalten, die Haupt-
tugend des Lebens, ohne welche das Leben ſelber
nicht zu tragen iſt.
Forte.
Alles iſt fertig, die Dekoration aufgeſtellt, der
Soufleur zugegen; mehr Zuſchauer kommen auch
nicht. Die Erwartung iſt rege, die Neugier ge-
ſpannt; nur wenige denken jetzt ſchon an das En-
de, und daß ſie alsdann fragen werden: nun, war
es denn etwas Beſonderes? — Gebt Acht! denn
das muͤßt Ihr, um nicht alles auf den Kopf zu
ſtellen. — Gebt aber auch nicht zu ſehr Acht, um
nicht mehr zu ſehn und zu hoͤren, als man euch
hat zeigen wollen. — Gebt Acht! gebt aber ja
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/264>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.