Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Der gestiefelte Kater.
nehmen. -- Hofgelehrter, -- Hofnarr, -- Ihr
wißt beide, daß demjenigen von Euch, der in die-
ser Disputation den Sieg davon trägt, jener kost-
bare Hut beschieden ist; ich habe ihn auch deswegen
hier aufrichten lassen, damit Ihr ihn immer vor
Augen habt und es Euch nie an Witz gebricht.

(Leander und Hanswurst verneigen
sich.)
Leander. Das Thema meiner Behauptung
ist, daß ein neuerlich erschienenes Stück: der ge-
stiefelte Kater
, ein gutes Stück sei.
Hanswurst. Das ist gerade das, was ich
läugne.
Leander. Beweise, daß es schlecht sei.
Hanswurst. Beweise, daß es gut sei.
Leutner. Was ist denn das wieder?
-- die
Rede ist ja wohl von demselben Stücke, das hier
gespielt wird, wenn ich nicht irre.
Müller. Freilich von demselben.
Leander. Das Stück ist, wenn nicht ganz
vortreflich, doch in einigen Rücksichten zu loben.
Hanswurst. In gar keiner Rücksicht.
Leander. Ich behaupte, es ist Witz darinn.
Hanswurst. Ich behaupte, es ist keiner
drinn.
Leander. Du bist ein Narr, wie willst Du
über Witz urtheilen?
Hanswurst. Und Du bist ein Gelehrter,
was willst Du von Witz verstehn?
Leander. Manche Charaktere sind gut durch-
geführt.
Hanswurst. Kein einziger.

Der geſtiefelte Kater.
nehmen. — Hofgelehrter, — Hofnarr, — Ihr
wißt beide, daß demjenigen von Euch, der in die-
ſer Disputation den Sieg davon traͤgt, jener koſt-
bare Hut beſchieden iſt; ich habe ihn auch deswegen
hier aufrichten laſſen, damit Ihr ihn immer vor
Augen habt und es Euch nie an Witz gebricht.

(Leander und Hanswurſt verneigen
ſich.)
Leander. Das Thema meiner Behauptung
iſt, daß ein neuerlich erſchienenes Stuͤck: der ge-
ſtiefelte Kater
, ein gutes Stuͤck ſei.
Hanswurſt. Das iſt gerade das, was ich
laͤugne.
Leander. Beweiſe, daß es ſchlecht ſei.
Hanswurſt. Beweiſe, daß es gut ſei.
Leutner. Was iſt denn das wieder?
— die
Rede iſt ja wohl von demſelben Stuͤcke, das hier
geſpielt wird, wenn ich nicht irre.
Muͤller. Freilich von demſelben.
Leander. Das Stuͤck iſt, wenn nicht ganz
vortreflich, doch in einigen Ruͤckſichten zu loben.
Hanswurſt. In gar keiner Ruͤckſicht.
Leander. Ich behaupte, es iſt Witz darinn.
Hanswurſt. Ich behaupte, es iſt keiner
drinn.
Leander. Du biſt ein Narr, wie willſt Du
uͤber Witz urtheilen?
Hanswurſt. Und Du biſt ein Gelehrter,
was willſt Du von Witz verſtehn?
Leander. Manche Charaktere ſind gut durch-
gefuͤhrt.
Hanswurſt. Kein einziger.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#KOENIG">
                <p><pb facs="#f0232" n="223"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der ge&#x017F;tiefelte Kater</hi>.</fw><lb/>
nehmen. &#x2014; Hofgelehrter, &#x2014; Hofnarr, &#x2014; Ihr<lb/>
wißt beide, daß demjenigen von Euch, der in die-<lb/>
&#x017F;er Disputation den Sieg davon tra&#x0364;gt, jener ko&#x017F;t-<lb/>
bare Hut be&#x017F;chieden i&#x017F;t; ich habe ihn auch deswegen<lb/>
hier aufrichten la&#x017F;&#x017F;en, damit Ihr ihn immer vor<lb/>
Augen habt und es Euch nie an Witz gebricht.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Leander</hi> und <hi rendition="#g">Hanswur&#x017F;t</hi> verneigen<lb/>
&#x017F;ich.)</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LEANDER">
                <speaker><hi rendition="#g">Leander</hi>.</speaker>
                <p>Das Thema meiner Behauptung<lb/>
i&#x017F;t, daß ein neuerlich er&#x017F;chienenes Stu&#x0364;ck: <hi rendition="#g">der ge-<lb/>
&#x017F;tiefelte Kater</hi>, ein gutes Stu&#x0364;ck &#x017F;ei.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HANSWURST">
                <speaker><hi rendition="#g">Hanswur&#x017F;t</hi>.</speaker>
                <p>Das i&#x017F;t gerade das, was ich<lb/>
la&#x0364;ugne.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LEANDER">
                <speaker><hi rendition="#g">Leander</hi>.</speaker>
                <p>Bewei&#x017F;e, daß es &#x017F;chlecht &#x017F;ei.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HANSWURST">
                <speaker><hi rendition="#g">Hanswur&#x017F;t</hi>.</speaker>
                <p>Bewei&#x017F;e, daß es gut &#x017F;ei.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LEU">
                <speaker><hi rendition="#g">Leutner</hi>.</speaker>
                <p>Was i&#x017F;t denn das wieder?<lb/>
&#x2014; die<lb/>
Rede i&#x017F;t ja wohl von dem&#x017F;elben Stu&#x0364;cke, das hier<lb/>
ge&#x017F;pielt wird, wenn ich nicht irre.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#MUELLER">
                <speaker><hi rendition="#g">Mu&#x0364;ller</hi>.</speaker>
                <p>Freilich von dem&#x017F;elben.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LEANDER">
                <speaker><hi rendition="#g">Leander</hi>.</speaker>
                <p>Das Stu&#x0364;ck i&#x017F;t, wenn nicht ganz<lb/>
vortreflich, doch in einigen Ru&#x0364;ck&#x017F;ichten zu loben.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HANSWURST">
                <speaker><hi rendition="#g">Hanswur&#x017F;t</hi>.</speaker>
                <p>In gar keiner Ru&#x0364;ck&#x017F;icht.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LEANDER">
                <speaker><hi rendition="#g">Leander</hi>.</speaker>
                <p>Ich behaupte, es i&#x017F;t Witz darinn.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HANSWURST">
                <speaker><hi rendition="#g">Hanswur&#x017F;t</hi>.</speaker>
                <p>Ich behaupte, es i&#x017F;t keiner<lb/>
drinn.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LEANDER">
                <speaker><hi rendition="#g">Leander</hi>.</speaker>
                <p>Du bi&#x017F;t ein Narr, wie will&#x017F;t Du<lb/>
u&#x0364;ber Witz urtheilen?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HANSWURST">
                <speaker><hi rendition="#g">Hanswur&#x017F;t</hi>.</speaker>
                <p>Und Du bi&#x017F;t ein Gelehrter,<lb/>
was will&#x017F;t Du von Witz ver&#x017F;tehn?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LEANDER">
                <speaker><hi rendition="#g">Leander</hi>.</speaker>
                <p>Manche Charaktere &#x017F;ind gut durch-<lb/>
gefu&#x0364;hrt.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HANSWURST">
                <speaker><hi rendition="#g">Hanswur&#x017F;t</hi>.</speaker>
                <p>Kein einziger.</p>
              </sp><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0232] Der geſtiefelte Kater. nehmen. — Hofgelehrter, — Hofnarr, — Ihr wißt beide, daß demjenigen von Euch, der in die- ſer Disputation den Sieg davon traͤgt, jener koſt- bare Hut beſchieden iſt; ich habe ihn auch deswegen hier aufrichten laſſen, damit Ihr ihn immer vor Augen habt und es Euch nie an Witz gebricht. (Leander und Hanswurſt verneigen ſich.) Leander. Das Thema meiner Behauptung iſt, daß ein neuerlich erſchienenes Stuͤck: der ge- ſtiefelte Kater, ein gutes Stuͤck ſei. Hanswurſt. Das iſt gerade das, was ich laͤugne. Leander. Beweiſe, daß es ſchlecht ſei. Hanswurſt. Beweiſe, daß es gut ſei. Leutner. Was iſt denn das wieder? — die Rede iſt ja wohl von demſelben Stuͤcke, das hier geſpielt wird, wenn ich nicht irre. Muͤller. Freilich von demſelben. Leander. Das Stuͤck iſt, wenn nicht ganz vortreflich, doch in einigen Ruͤckſichten zu loben. Hanswurſt. In gar keiner Ruͤckſicht. Leander. Ich behaupte, es iſt Witz darinn. Hanswurſt. Ich behaupte, es iſt keiner drinn. Leander. Du biſt ein Narr, wie willſt Du uͤber Witz urtheilen? Hanswurſt. Und Du biſt ein Gelehrter, was willſt Du von Witz verſtehn? Leander. Manche Charaktere ſind gut durch- gefuͤhrt. Hanswurſt. Kein einziger.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/232
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/232>, abgerufen am 22.11.2024.