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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Der gestiefelte Kater.
Hinze. Armer Mann!
Hanswurst. Es giebt wunderliche Hand-
thierungen in der Welt, Herr Jäger; Köche leben
vom Appetit, Schneider von der Eitelkeit, ich vom
Lachen der Menschen, wenn sie nicht mehr lachen,
so ist meine Nahrung verloren.
Hinze. Das Gemüse eß ich nicht.
Hanswurst. Warum? Seid nicht blöde,
greift zu.
Hinze. Ich sage Euch, ich kann den weißen
Kohl nicht vertragen.
Hanswurst. Mir wird er desto besser schmek-
ken. -- Gebt mir Eure Hand, ich muß Euch nä-
her kennen lernen, Jäger.
Hinze. Hier. (Gemurmel im Parterr: ein Hans-
wurst
! ein Hanswurst!
Hanswurst. Empfangt hier die Hand eines
deutschen Biedermannes, ich schäme mich nicht, wie
so viele meiner Landsleute, ein Deutscher zu seyn.

(Er drückt dem Kater die Hand sehr heftig.)
Hinze. Au! au! --
(Er sträubt sich, knurrt und klaut den Hanswurst.)
Hanswurst. O weh! Jäger! plagt Euch
der Teufel? -- (er steht auf und geht weinend zum Kö-
nige.)
Ihro Majestät, der Jäger ist ein treuloser
Mann, seht nur, wie er mir ein Andenken von
seinen fünf Fingern hinterlassen hat.
König (essend). Wunderlich, -- nun, setz Dich
nur wieder hin, trage künftig Handschuh, wenn
Du mit ihm gut Freund seyn willst. Es giebt
vielerlei Arten von Freunden, man muß jedes Ge-
II. [ 13 ]
Der geſtiefelte Kater.
Hinze. Armer Mann!
Hanswurſt. Es giebt wunderliche Hand-
thierungen in der Welt, Herr Jaͤger; Koͤche leben
vom Appetit, Schneider von der Eitelkeit, ich vom
Lachen der Menſchen, wenn ſie nicht mehr lachen,
ſo iſt meine Nahrung verloren.
Hinze. Das Gemuͤſe eß ich nicht.
Hanswurſt. Warum? Seid nicht bloͤde,
greift zu.
Hinze. Ich ſage Euch, ich kann den weißen
Kohl nicht vertragen.
Hanswurſt. Mir wird er deſto beſſer ſchmek-
ken. — Gebt mir Eure Hand, ich muß Euch naͤ-
her kennen lernen, Jaͤger.
Hinze. Hier. (Gemurmel im Parterr: ein Hans-
wurſt
! ein Hanswurſt!
Hanswurſt. Empfangt hier die Hand eines
deutſchen Biedermannes, ich ſchaͤme mich nicht, wie
ſo viele meiner Landsleute, ein Deutſcher zu ſeyn.

(Er druͤckt dem Kater die Hand ſehr heftig.)
Hinze. Au! au! —
(Er ſtraͤubt ſich, knurrt und klaut den Hanswurſt.)
Hanswurſt. O weh! Jaͤger! plagt Euch
der Teufel? — (er ſteht auf und geht weinend zum Koͤ-
nige.)
Ihro Majeſtaͤt, der Jaͤger iſt ein treuloſer
Mann, ſeht nur, wie er mir ein Andenken von
ſeinen fuͤnf Fingern hinterlaſſen hat.
Koͤnig (eſſend). Wunderlich, — nun, ſetz Dich
nur wieder hin, trage kuͤnftig Handſchuh, wenn
Du mit ihm gut Freund ſeyn willſt. Es giebt
vielerlei Arten von Freunden, man muß jedes Ge-
II. [ 13 ]
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[193/0202] Der geſtiefelte Kater. Hinze. Armer Mann! Hanswurſt. Es giebt wunderliche Hand- thierungen in der Welt, Herr Jaͤger; Koͤche leben vom Appetit, Schneider von der Eitelkeit, ich vom Lachen der Menſchen, wenn ſie nicht mehr lachen, ſo iſt meine Nahrung verloren. Hinze. Das Gemuͤſe eß ich nicht. Hanswurſt. Warum? Seid nicht bloͤde, greift zu. Hinze. Ich ſage Euch, ich kann den weißen Kohl nicht vertragen. Hanswurſt. Mir wird er deſto beſſer ſchmek- ken. — Gebt mir Eure Hand, ich muß Euch naͤ- her kennen lernen, Jaͤger. Hinze. Hier. (Gemurmel im Parterr: ein Hans- wurſt! ein Hanswurſt! Hanswurſt. Empfangt hier die Hand eines deutſchen Biedermannes, ich ſchaͤme mich nicht, wie ſo viele meiner Landsleute, ein Deutſcher zu ſeyn. (Er druͤckt dem Kater die Hand ſehr heftig.) Hinze. Au! au! — (Er ſtraͤubt ſich, knurrt und klaut den Hanswurſt.) Hanswurſt. O weh! Jaͤger! plagt Euch der Teufel? — (er ſteht auf und geht weinend zum Koͤ- nige.) Ihro Majeſtaͤt, der Jaͤger iſt ein treuloſer Mann, ſeht nur, wie er mir ein Andenken von ſeinen fuͤnf Fingern hinterlaſſen hat. Koͤnig (eſſend). Wunderlich, — nun, ſetz Dich nur wieder hin, trage kuͤnftig Handſchuh, wenn Du mit ihm gut Freund ſeyn willſt. Es giebt vielerlei Arten von Freunden, man muß jedes Ge- II. [ 13 ]

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/202>, abgerufen am 22.11.2024.