Gottlieb, Hinze. (Beide sitzen an einem kleinen Tisch und essen.)
Gottlieb. Hats Dir geschmeckt?
Hinze. Recht gut, recht schön.
Gottlieb. Nun muß sich aber mein Schick- sal bald entscheiden, weil ich sonst nicht weiß, was ich anfangen soll.
Hinze. Habe nur noch ein Paar Tage Ge- duld, daß Glück muß doch auch einige Zeit haben, um zu wachsen; wer wird denn so aus dem Steg- reif glücklich seyn wollen! Mein guter Mann, das kommt nur in Büchern vor, in der wirklichen Welt geht das nicht so geschwinde.
Fischer. Nun hört nur, der Kater unter- steht sich, von der wirklichen Welt zu sprechen! -- Ich möchte fast nach Hause gehn, denn ich fürchte toll zu werden.
Leutuer. Es ist beinahe, als wenn es der Verfasser darauf angelegt hätte.
Der geſtiefelte Kater.
Zweiter Akt.
Erſte Scene.
(Bauernſtube.)
Gottlieb, Hinze. (Beide ſitzen an einem kleinen Tiſch und eſſen.)
Gottlieb. Hats Dir geſchmeckt?
Hinze. Recht gut, recht ſchoͤn.
Gottlieb. Nun muß ſich aber mein Schick- ſal bald entſcheiden, weil ich ſonſt nicht weiß, was ich anfangen ſoll.
Hinze. Habe nur noch ein Paar Tage Ge- duld, daß Gluͤck muß doch auch einige Zeit haben, um zu wachſen; wer wird denn ſo aus dem Steg- reif gluͤcklich ſeyn wollen! Mein guter Mann, das kommt nur in Buͤchern vor, in der wirklichen Welt geht das nicht ſo geſchwinde.
Fiſcher. Nun hoͤrt nur, der Kater unter- ſteht ſich, von der wirklichen Welt zu ſprechen! — Ich moͤchte faſt nach Hauſe gehn, denn ich fuͤrchte toll zu werden.
Leutuer. Es iſt beinahe, als wenn es der Verfaſſer darauf angelegt haͤtte.
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Der geſtiefelte Kater.
Zweiter Akt.
Erſte Scene.
(Bauernſtube.)
Gottlieb, Hinze.
(Beide ſitzen an einem kleinen Tiſch und eſſen.)
Gottlieb.
Hats Dir geſchmeckt?
Hinze. Recht gut, recht ſchoͤn.
Gottlieb. Nun muß ſich aber mein Schick-
ſal bald entſcheiden, weil ich ſonſt nicht weiß, was
ich anfangen ſoll.
Hinze. Habe nur noch ein Paar Tage Ge-
duld, daß Gluͤck muß doch auch einige Zeit haben,
um zu wachſen; wer wird denn ſo aus dem Steg-
reif gluͤcklich ſeyn wollen! Mein guter Mann, das
kommt nur in Buͤchern vor, in der wirklichen Welt
geht das nicht ſo geſchwinde.
Fiſcher. Nun hoͤrt nur, der Kater unter-
ſteht ſich, von der wirklichen Welt zu ſprechen! —
Ich moͤchte faſt nach Hauſe gehn, denn ich fuͤrchte
toll zu werden.
Leutuer. Es iſt beinahe, als wenn es der
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/188>, abgerufen am 23.02.2025.
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