Fremden unterbrochen, die auf einer Reise durch das Gebirge den Wirth des Hauses aufsuchten, den sie vor einigen Jahren hatten kennen lernen. Alle Freunde, so wie die Damen versammelten sich zu den Reisenden um das Frühstück; nach- her übernahm es Manfred diese in den näch- sten Bergen herum zu führen, um ihnen die Aus- sichten, wie die Ruinen der Schlösser, auch ei- nige merkwürdige Hölen zu zeigen, auf welcher Wanderung sie Wilibald begleitete. Friedrich verschloß sich in seinem Zimmer, weil er seine Bewegung nicht bemeistern konnte, und Anton leistete ihm Gesellschaft. Ernst, Theodor und die Frauen beschäftigten sich mit Musik, und Lo- thar ritt nach dem nächsten Städtchen, um einige Comödianten in Augenschein zu nehmen, die ihre Kunstvorstellungen für die nächsten Tage ange- kündigt hatten.
Zu Mittag war die ganze Gesellschaft am Tische wieder vereinigt. Die Fremden aber eil- ten, um ihre Reise fortzusetzen, und noch an demselben Tage eine Stadt zu erreichen. Ich war schon besorgt, fing Clara an, daß wir heute unsere Unterhaltung entbehren müßten, doch sind zum Glück die wißbegierigen Reisenden weiter geflogen.
In dieser Nacht, sagte Emilie, habe ich noch oft an die gestrige Tragödie, und zwar mit einer gewissen Rührung denken müssen, aber heut am Tage, ich gesteh es unverholen, und beson-
Zweite Abtheilung.
Fremden unterbrochen, die auf einer Reiſe durch das Gebirge den Wirth des Hauſes aufſuchten, den ſie vor einigen Jahren hatten kennen lernen. Alle Freunde, ſo wie die Damen verſammelten ſich zu den Reiſenden um das Fruͤhſtuͤck; nach- her uͤbernahm es Manfred dieſe in den naͤch- ſten Bergen herum zu fuͤhren, um ihnen die Aus- ſichten, wie die Ruinen der Schloͤſſer, auch ei- nige merkwuͤrdige Hoͤlen zu zeigen, auf welcher Wanderung ſie Wilibald begleitete. Friedrich verſchloß ſich in ſeinem Zimmer, weil er ſeine Bewegung nicht bemeiſtern konnte, und Anton leiſtete ihm Geſellſchaft. Ernſt, Theodor und die Frauen beſchaͤftigten ſich mit Muſik, und Lo- thar ritt nach dem naͤchſten Staͤdtchen, um einige Comoͤdianten in Augenſchein zu nehmen, die ihre Kunſtvorſtellungen fuͤr die naͤchſten Tage ange- kuͤndigt hatten.
Zu Mittag war die ganze Geſellſchaft am Tiſche wieder vereinigt. Die Fremden aber eil- ten, um ihre Reiſe fortzuſetzen, und noch an demſelben Tage eine Stadt zu erreichen. Ich war ſchon beſorgt, fing Clara an, daß wir heute unſere Unterhaltung entbehren muͤßten, doch ſind zum Gluͤck die wißbegierigen Reiſenden weiter geflogen.
In dieſer Nacht, ſagte Emilie, habe ich noch oft an die geſtrige Tragoͤdie, und zwar mit einer gewiſſen Ruͤhrung denken muͤſſen, aber heut am Tage, ich geſteh es unverholen, und beſon-
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Zweite Abtheilung.
Fremden unterbrochen, die auf einer Reiſe durch
das Gebirge den Wirth des Hauſes aufſuchten,
den ſie vor einigen Jahren hatten kennen lernen.
Alle Freunde, ſo wie die Damen verſammelten
ſich zu den Reiſenden um das Fruͤhſtuͤck; nach-
her uͤbernahm es Manfred dieſe in den naͤch-
ſten Bergen herum zu fuͤhren, um ihnen die Aus-
ſichten, wie die Ruinen der Schloͤſſer, auch ei-
nige merkwuͤrdige Hoͤlen zu zeigen, auf welcher
Wanderung ſie Wilibald begleitete. Friedrich
verſchloß ſich in ſeinem Zimmer, weil er ſeine
Bewegung nicht bemeiſtern konnte, und Anton
leiſtete ihm Geſellſchaft. Ernſt, Theodor und
die Frauen beſchaͤftigten ſich mit Muſik, und Lo-
thar ritt nach dem naͤchſten Staͤdtchen, um einige
Comoͤdianten in Augenſchein zu nehmen, die ihre
Kunſtvorſtellungen fuͤr die naͤchſten Tage ange-
kuͤndigt hatten.
Zu Mittag war die ganze Geſellſchaft am
Tiſche wieder vereinigt. Die Fremden aber eil-
ten, um ihre Reiſe fortzuſetzen, und noch an
demſelben Tage eine Stadt zu erreichen. Ich
war ſchon beſorgt, fing Clara an, daß wir heute
unſere Unterhaltung entbehren muͤßten, doch ſind
zum Gluͤck die wißbegierigen Reiſenden weiter
geflogen.
In dieſer Nacht, ſagte Emilie, habe ich
noch oft an die geſtrige Tragoͤdie, und zwar mit
einer gewiſſen Ruͤhrung denken muͤſſen, aber heut
am Tage, ich geſteh es unverholen, und beſon-
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/16>, abgerufen am 16.02.2025.
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