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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Der Blaubart.

Mechtilde kömmt mit einer Laterne.
Anne. Seid Ihr auch schon so früh auf?
Mechtilde. Ja, ich bin schon das ganze
Haus durchkrochen, denn ich habe eine Ahndung,
daß unser Herr heut wieder kommt.
Agnes. Der Herr?
Mechtilde. Erschreckt Ihr doch ordentlich
vor Freuden. -- Aber wie kommt Ihr beide schon
so früh aus den Federn?
Anne. Meine Schwester ist nicht wohl --
Mechtilde. Nicht wohl? Ihr seid auch
ganz blaß; ei, das wird dem Ritter nicht lieb
seyn. -- Ich will mich zu Euch setzen, denn mit
dem Schlafen ist es jetzt doch vorbei: wenn es
einmal so früh geworden ist, schläft man nicht
leicht wieder ein.
Agnes. Setzt Euch. --
Mechtilde. Wir wollen uns Mährchen zur
Kurzweil erzählen, das hält die Augen hübsch
offen, besonders wenn sie etwas fürchterlich sind.
Anne. Ich weiß keine, erzählt Ihr uns
etwas.
Mechtilde. Seht, da geht der liebe Mond
unter, nun wird der Himmel recht schwarz und
finster. -- Eure Lampe geht ja auch aus, ich will
meine Laterne auf den Tisch stellen. -- Freilich
weiß ich auch nicht viel, und Erzählen ist sonst
nicht meine Sache; doch ich wills versuchen. --
Es wohnte einmal ein Förster in einem dicken,
dicken Wald; der Wald war so dick, daß der
Der Blaubart.

Mechtilde koͤmmt mit einer Laterne.
Anne. Seid Ihr auch ſchon ſo fruͤh auf?
Mechtilde. Ja, ich bin ſchon das ganze
Haus durchkrochen, denn ich habe eine Ahndung,
daß unſer Herr heut wieder kommt.
Agnes. Der Herr?
Mechtilde. Erſchreckt Ihr doch ordentlich
vor Freuden. — Aber wie kommt Ihr beide ſchon
ſo fruͤh aus den Federn?
Anne. Meine Schweſter iſt nicht wohl —
Mechtilde. Nicht wohl? Ihr ſeid auch
ganz blaß; ei, das wird dem Ritter nicht lieb
ſeyn. — Ich will mich zu Euch ſetzen, denn mit
dem Schlafen iſt es jetzt doch vorbei: wenn es
einmal ſo fruͤh geworden iſt, ſchlaͤft man nicht
leicht wieder ein.
Agnes. Setzt Euch. —
Mechtilde. Wir wollen uns Maͤhrchen zur
Kurzweil erzaͤhlen, das haͤlt die Augen huͤbſch
offen, beſonders wenn ſie etwas fuͤrchterlich ſind.
Anne. Ich weiß keine, erzaͤhlt Ihr uns
etwas.
Mechtilde. Seht, da geht der liebe Mond
unter, nun wird der Himmel recht ſchwarz und
finſter. — Eure Lampe geht ja auch aus, ich will
meine Laterne auf den Tiſch ſtellen. — Freilich
weiß ich auch nicht viel, und Erzaͤhlen iſt ſonſt
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Es wohnte einmal ein Foͤrſter in einem dicken,
dicken Wald; der Wald war ſo dick, daß der
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[115/0124] Der Blaubart. Mechtilde koͤmmt mit einer Laterne. Anne. Seid Ihr auch ſchon ſo fruͤh auf? Mechtilde. Ja, ich bin ſchon das ganze Haus durchkrochen, denn ich habe eine Ahndung, daß unſer Herr heut wieder kommt. Agnes. Der Herr? Mechtilde. Erſchreckt Ihr doch ordentlich vor Freuden. — Aber wie kommt Ihr beide ſchon ſo fruͤh aus den Federn? Anne. Meine Schweſter iſt nicht wohl — Mechtilde. Nicht wohl? Ihr ſeid auch ganz blaß; ei, das wird dem Ritter nicht lieb ſeyn. — Ich will mich zu Euch ſetzen, denn mit dem Schlafen iſt es jetzt doch vorbei: wenn es einmal ſo fruͤh geworden iſt, ſchlaͤft man nicht leicht wieder ein. Agnes. Setzt Euch. — Mechtilde. Wir wollen uns Maͤhrchen zur Kurzweil erzaͤhlen, das haͤlt die Augen huͤbſch offen, beſonders wenn ſie etwas fuͤrchterlich ſind. Anne. Ich weiß keine, erzaͤhlt Ihr uns etwas. Mechtilde. Seht, da geht der liebe Mond unter, nun wird der Himmel recht ſchwarz und finſter. — Eure Lampe geht ja auch aus, ich will meine Laterne auf den Tiſch ſtellen. — Freilich weiß ich auch nicht viel, und Erzaͤhlen iſt ſonſt nicht meine Sache; doch ich wills verſuchen. — Es wohnte einmal ein Foͤrſter in einem dicken, dicken Wald; der Wald war ſo dick, daß der

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/124>, abgerufen am 24.11.2024.