Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Der Blaubart. Sapperment! das ganze Gehirn ist mir durch ein-ander geworfen! Hans. Caspar! Caspar! ich merks, wir werden uns beide toll machen. -- Meine Tochter, meine Brigitte, sie hätte auch vorsichtiger seyn sol- len, du bist ja nicht allein Schuld. Komm, laß uns beide unsre Vernunft zusammen fassen, -- aus dem Rasen kann doch nichts heraus kom- men, -- fasse dich nur, Caspar, und steh mir bei. Caspar. Von Herzen gern, mein lieber gnädiger Herr, wenn Ihr mir nur wieder gut seid. Hans. Komm, wir wollen uns gleich zu Pferde setzen, wir müssen sie wieder finden, wir wollen eher kein Auge zuthun. Caspar. Aber Euer Alter, Eure Schwach- heit -- Hans. Es kommt ja hier auf meine Toch- ter an, Caspar! Caspar. Nun, wie Ihr wollt. Aber Ihr haltet mich doch für keinen Spitzbuben? Ein Dummkopf bin ich, ein rechter Esel, ja, darin habt Ihr Recht, aber doch kein Spitzbube. Hans. Vergiß es, Caspar, ich wußte grade nicht, was ich sagte; ich mußte mir ja mit Schim- pfen Luft machen, sieh, das ist in der menschlichen Natur. Du hast mir dreißig Jahr redlich gedient, das kann wohl einen Fehler mit eindienen. -- Komm! aus der Burg mag indeß werden, was will; wenn ich mein Kind nicht wieder finde, komm ich so nicht zurück. -- Ihr Knechte! Heda! Knechte! II. [ 7 ]
Der Blaubart. Sapperment! das ganze Gehirn iſt mir durch ein-ander geworfen! Hans. Caspar! Caspar! ich merks, wir werden uns beide toll machen. — Meine Tochter, meine Brigitte, ſie haͤtte auch vorſichtiger ſeyn ſol- len, du biſt ja nicht allein Schuld. Komm, laß uns beide unſre Vernunft zuſammen faſſen, — aus dem Raſen kann doch nichts heraus kom- men, — faſſe dich nur, Caspar, und ſteh mir bei. Caspar. Von Herzen gern, mein lieber gnaͤdiger Herr, wenn Ihr mir nur wieder gut ſeid. Hans. Komm, wir wollen uns gleich zu Pferde ſetzen, wir muͤſſen ſie wieder finden, wir wollen eher kein Auge zuthun. Caspar. Aber Euer Alter, Eure Schwach- heit — Hans. Es kommt ja hier auf meine Toch- ter an, Caspar! Caspar. Nun, wie Ihr wollt. Aber Ihr haltet mich doch fuͤr keinen Spitzbuben? Ein Dummkopf bin ich, ein rechter Eſel, ja, darin habt Ihr Recht, aber doch kein Spitzbube. Hans. Vergiß es, Caspar, ich wußte grade nicht, was ich ſagte; ich mußte mir ja mit Schim- pfen Luft machen, ſieh, das iſt in der menſchlichen Natur. Du haſt mir dreißig Jahr redlich gedient, das kann wohl einen Fehler mit eindienen. — Komm! aus der Burg mag indeß werden, was will; wenn ich mein Kind nicht wieder finde, komm ich ſo nicht zuruͤck. — Ihr Knechte! Heda! Knechte! II. [ 7 ]
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Der Blaubart.
Sapperment! das ganze Gehirn iſt mir durch ein-
ander geworfen!
Hans. Caspar! Caspar! ich merks, wir
werden uns beide toll machen. — Meine Tochter,
meine Brigitte, ſie haͤtte auch vorſichtiger ſeyn ſol-
len, du biſt ja nicht allein Schuld. Komm, laß
uns beide unſre Vernunft zuſammen faſſen, —
aus dem Raſen kann doch nichts heraus kom-
men, — faſſe dich nur, Caspar, und ſteh mir bei.
Caspar. Von Herzen gern, mein lieber
gnaͤdiger Herr, wenn Ihr mir nur wieder gut ſeid.
Hans. Komm, wir wollen uns gleich zu
Pferde ſetzen, wir muͤſſen ſie wieder finden, wir
wollen eher kein Auge zuthun.
Caspar. Aber Euer Alter, Eure Schwach-
heit —
Hans. Es kommt ja hier auf meine Toch-
ter an, Caspar!
Caspar. Nun, wie Ihr wollt. Aber Ihr
haltet mich doch fuͤr keinen Spitzbuben? Ein
Dummkopf bin ich, ein rechter Eſel, ja, darin
habt Ihr Recht, aber doch kein Spitzbube.
Hans. Vergiß es, Caspar, ich wußte grade
nicht, was ich ſagte; ich mußte mir ja mit Schim-
pfen Luft machen, ſieh, das iſt in der menſchlichen
Natur. Du haſt mir dreißig Jahr redlich gedient,
das kann wohl einen Fehler mit eindienen. —
Komm! aus der Burg mag indeß werden, was
will; wenn ich mein Kind nicht wieder finde,
komm ich ſo nicht zuruͤck. — Ihr Knechte! Heda!
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/106>, abgerufen am 06.07.2024. |