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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Zweite Abtheilung.
Wollten sie mir ungesäumt die Zähne ausbrechen,
So könnten sie mit mir machen, was sie wollten,
Und wenn sie mich auch schinden sollten;
Könnten mich auch an Bärenführer verkaufen,
So müßt ich als Narr die Märkte durchlaufen,
Und wär man meiner satt, könnte man ohne Gefahr
Mich augenblicklich todtschlagen gar.

O Spitz, wie das mein Herz durchschnitt!
Hund.
Sie spielen einem kuriose mit.
Wolf.
Meiner Wuth riß die Kette bald,
So rannte ich in den nächsten Wald.
Ich will schweigen, was ich seitdem erfuhr,
Denn es empört die geduldigste Natur;
Kugeln summten oft dicht um die Ohren,
Eisen waren mir mörderlich gestellt,
Hunde hatten mich oft beim Fell:
O Freund, nirgends ist eine Creatur.
So schlimm in aller weiten Welt
Als wie ein armer Wolf geschoren.
Seitdem ist aber auch mein Plan,
Unheil zu stiften, so viel ich nur kann;
Seitdem thut mir nichts gut,
Als nur der Anblick von Blut.
Ich will alles Glück ruiniren,
Dem Bräutigam seine Braut massakriren,
Die Kinder von den Eltern trennen,
Und was man Unglück nur kann nennen,
Darauf soll dieser Kopf auch sinnen.
Man hat mich so weit endlich getrieben,
Zweite Abtheilung.
Wollten ſie mir ungeſaͤumt die Zaͤhne ausbrechen,
So koͤnnten ſie mit mir machen, was ſie wollten,
Und wenn ſie mich auch ſchinden ſollten;
Koͤnnten mich auch an Baͤrenfuͤhrer verkaufen,
So muͤßt ich als Narr die Maͤrkte durchlaufen,
Und waͤr man meiner ſatt, koͤnnte man ohne Gefahr
Mich augenblicklich todtſchlagen gar.

O Spitz, wie das mein Herz durchſchnitt!
Hund.
Sie ſpielen einem kurioſe mit.
Wolf.
Meiner Wuth riß die Kette bald,
So rannte ich in den naͤchſten Wald.
Ich will ſchweigen, was ich ſeitdem erfuhr,
Denn es empoͤrt die geduldigſte Natur;
Kugeln ſummten oft dicht um die Ohren,
Eiſen waren mir moͤrderlich geſtellt,
Hunde hatten mich oft beim Fell:
O Freund, nirgends iſt eine Creatur.
So ſchlimm in aller weiten Welt
Als wie ein armer Wolf geſchoren.
Seitdem iſt aber auch mein Plan,
Unheil zu ſtiften, ſo viel ich nur kann;
Seitdem thut mir nichts gut,
Als nur der Anblick von Blut.
Ich will alles Gluͤck ruiniren,
Dem Braͤutigam ſeine Braut maſſakriren,
Die Kinder von den Eltern trennen,
Und was man Ungluͤck nur kann nennen,
Darauf ſoll dieſer Kopf auch ſinnen.
Man hat mich ſo weit endlich getrieben,
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[500/0511] Zweite Abtheilung. Wollten ſie mir ungeſaͤumt die Zaͤhne ausbrechen, So koͤnnten ſie mit mir machen, was ſie wollten, Und wenn ſie mich auch ſchinden ſollten; Koͤnnten mich auch an Baͤrenfuͤhrer verkaufen, So muͤßt ich als Narr die Maͤrkte durchlaufen, Und waͤr man meiner ſatt, koͤnnte man ohne Gefahr Mich augenblicklich todtſchlagen gar. O Spitz, wie das mein Herz durchſchnitt! Hund. Sie ſpielen einem kurioſe mit. Wolf. Meiner Wuth riß die Kette bald, So rannte ich in den naͤchſten Wald. Ich will ſchweigen, was ich ſeitdem erfuhr, Denn es empoͤrt die geduldigſte Natur; Kugeln ſummten oft dicht um die Ohren, Eiſen waren mir moͤrderlich geſtellt, Hunde hatten mich oft beim Fell: O Freund, nirgends iſt eine Creatur. So ſchlimm in aller weiten Welt Als wie ein armer Wolf geſchoren. Seitdem iſt aber auch mein Plan, Unheil zu ſtiften, ſo viel ich nur kann; Seitdem thut mir nichts gut, Als nur der Anblick von Blut. Ich will alles Gluͤck ruiniren, Dem Braͤutigam ſeine Braut maſſakriren, Die Kinder von den Eltern trennen, Und was man Ungluͤck nur kann nennen, Darauf ſoll dieſer Kopf auch ſinnen. Man hat mich ſo weit endlich getrieben,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/511>, abgerufen am 22.11.2024.